Silberband 100 - BARDIOC
die Gefangenen zurückgeblieben.
Ihrer anfänglichen Erleichterung über die plötzliche ›Freiheit‹ war bald die Ernüchterung gefolgt. Zwar war es den drei Unglücklichen nicht schwergefallen, sich mit der teilweise noch funktionierenden Technik vertraut zu machen und sich in den hydroponischen Anlagen häuslich einzurichten, aber die Gewissheit, Jahrhunderte im Leerraum verbringen zu müssen, war wenig erbaulich gewesen.
Chelzamin-Neben und seine Schicksalsgefährten Jarzmir-Neben und Pollez-Mitten versuchten, das Beste aus ihrer ausweglosen Situation zu machen. Aus der ursprünglichen Gartenanlage der Hulkoos war ein Dschungel geworden, in dem sich die Bautoks relativ wohlfühlen konnten.
Dieser Sektor der Station konnte nach jahrelangen Reparaturarbeiten durch Energiesperren vom Rest der Anlage isoliert werden. Abgesehen davon, dass die Hydroponik genügend Nahrung produzierte, gab es ohnehin noch riesige Lebensmittelvorräte.
Die Positronikzentrale ermöglichte eine Bildüberwachung der gesamten Station und ihres Außenbereichs. So kam es, dass die Landung der KYLÖX für Chelzamin-Neben und seine Gefährten nicht verborgen blieb. Vom ersten Tag an standen die Hulkoos deshalb unter ständiger Beobachtung. Für die Bautoks war es trotzdem eine Enttäuschung, feststellen zu müssen, dass der Erzfeind schiffbrüchig war wie sie selbst.
»Wir können nur abwarten und dafür sorgen, dass wir weiterhin unentdeckt bleiben«, fasste Chelzamin resignierend zusammen. »Von nun an darf keiner von uns mehr die isolierte Hydroponik verlassen. Sie haben schon Verdacht geschöpft und schicken Suchtrupps aus, aber wir kennen die Station besser als sie.«
»Warum sehen wir untätig zu?«, erkundigte sich Pollez-Mitten. »Wir könnten sie töten, einen nach dem anderen.«
»Wir wissen nicht einmal, ob zwischen ihnen und uns noch Krieg herrscht. Außerdem würde uns das nichts nützen. Sobald wir einen von ihnen ausschalten, hätten sie die Gewissheit, dass sie nicht allein sind. Sie würden vorsichtiger werden. Also ist es klüger, sie im Ungewissen zu lassen.«
»Das ist sicherer für uns«, pflichtete Jarzmir bei.
Pollez gab nach. »Vielleicht verschwinden sie eines Tages wieder, wenn es ihnen gelingt, ihren Antrieb zu reparieren.«
»In diesem Fall verändert sich die Situation«, sagte Chelzamin mit Nachdruck. »Selbstverständlich müssen wir dann versuchen, ihr Schiff zu kapern.«
»… und wir lassen sie hier zurück, so, wie sie uns ebenfalls zurückgelassen haben.« Pollez verzog das verhornte Gesicht zu einer herausfordernden Grimasse. »Aber ich fürchte, sie werden den Antrieb nie reparieren können.«
»Wie auch immer, wir verbergen uns, bis sich die Situation ändert.« Chelzamin beendete damit die Diskussion.
Während Jarzmir-Neben die Wache in der Positronikzentrale übernahm, glitten Chelzamin und Pollez in den künstlichen Teich des Urwalds, der sie an die verlorene Heimat erinnerte …
3.
Delia Benjam gehörte zu den Anhängern von Parantos und verfolgte wie er einen durchaus radikalen Kurs. Obwohl Atlan informiert war, versuchte er nicht zu verhindern, dass Delia zur ›Mutter‹ eines Kindergartens ernannt wurde.
Auch Weran Putzag war auf der SOL geboren worden. Er hatte nach Erreichen des Mindestalters die Technikerlaufbahn eingeschlagen. Die politischen Strömungen in der SOL waren ihm zwar bekannt, aber er kümmerte sich nicht um sie. Parantos' Methoden erschienen ihm sogar unfair, vor allem seine Forderung nach Übergabe des Schiffes an die Solaner. Die Terraner hatten es schließlich gebaut.
Sowohl Delia Benjams als auch Weran Putzags Einstellung waren Atlan und Reginald Bull bekannt.
Als die SOL nach einer zweiten kurzen Linearetappe fünf Lichtminuten von der unbekannten Station entfernt im Normalraum stand, wurde das flache Schiff der Hulkoos entdeckt. Messungen bewiesen, dass Emissionen fehlten. Möglicherweise handelte es sich bei dem Schiff um ein Wrack.
Gucky und Fellmer Lloyd bestätigten, dass sie keine fremden Gedanken auffingen. Hulkoos waren telepathisch nicht direkt zu erfassen, doch Atlan war überzeugt, dass zumindest der Mausbiber ihre Anwesenheit wahrgenommen hätte. Das sollte sich indes als verhängnisvoller Irrtum herausstellen.
»Wir schicken eine Space-Jet«, entschied der Arkonide. »Wie besprochen. Hast du zwei Solaner als Begleitung ausgewählt, Gucky?«
»Habe ich. Nur wissen beide noch nichts von ihrem Glück.«
»Dann informiere sie! Start in einer
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