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Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Titel: Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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glaube.
    Gleich seine erste Aufgabe hatte Tarmair mit Glanz bewältigt. Der betrunkene Ketzer, den er mit spitzen Zwischenbemerkungen der Lächerlichkeit preisgegeben hatte, war seitdem in der Siedlung, in der Tarmair lebte, nicht mehr gesehen worden.
    Später war Raylto plötzlich da gewesen, wie es Asogenen immer taten.
    Zu jener Zeit hatte Tarmair schon gewusst, dass es für einen Spötter gut war, wenn er einen Asogenen als Begleiter und Diener zur Verfügung hatte. Tarmair war mit Raylto rasch vertraut geworden, und er hatte Grimrochs Behauptung bestätigt gesehen, dass die Asogenen hilfreiche Handlanger waren.
    Irgendwann danach hatte er Grimroch aus den Augen verloren, ihn aber nicht vermisst. Denn die Welt war in Ordnung, und die wenigen Ketzer, die in Tarmairs Siedlung hin und wieder Aufmerksamkeit auf sich zogen, waren leicht zum Schweigen zu bringen.
    Jetzt aber, als Tarmair mit Raylto zusammen den Gleiter bestieg und sich anschickte, Cainstor nach Westend zu verfolgen, hätte er eine volle Stunde des Stelldicheins mit der schönsten Frau von Quostoht dafür geopfert, nur fünf Minuten mit Grimroch sprechen zu können.
    Auf dem letzten Drittel der Strecke wurden die Hügel häufiger und höher. Westend, eine Ansammlung von nicht mehr als fünfzig Häusern, lag am Fuß der Berge, die das Ende der Welt darstellten. Einige Gipfel ragten bis zu sechstausend Meter hoch auf.
    Drei Sonnen beleuchteten den Weg nach Westend. Immer wenn eine im Hintergrund versank und an Leuchtkraft verlor, stieg vor dem Fahrzeug eine andere auf. Zwischen den Sonnen gab es bemerkenswert kühle Zonen. Tarmair, der als Spötter ganz Quostoht bereist hatte, kannte alle neun Sonnen und hatte sie stets als selbstverständlichen Bestandteil seiner Welt empfunden. Auf dieser Fahrt jedoch kamen ihm Cainstors Worte in den Sinn: »In der Vergangenheit liegt der Schlüssel zu allen Rätseln … Die Lieder der Alten enthalten die Wahrheit.«
    Wieso war in diesen Liedern immer nur von einer Sonne die Rede? Warum gab es Dutzende von Liedern, die die Wendung ›der Glanz der Sonne‹ enthielten, aber kein einziges, das vom ›Glanz der Sonnen‹ sprach? Tarmair fühlte sich unglücklich und verwirrt. Er kam sich selbst schon wie ein Ketzer vor, der sich von Cainstors frevelhaften Reden zu aufrührerischen Gedanken hatte verleiten lassen.
    Die Schüssel landete in der Mitte von Westend, am Rand des kreisförmigen Platzes, der den dortigen Rededom umgab. Unter anderen Umständen hätte der Anblick der himmelhoch aufragenden Berge Tarmair beeindruckt. Heute war er jedoch mit seinen Sorgen beschäftigt.
    In Westend war, wie in allen Siedlungen, das Surquhaira noch mehrere Stunden entfernt. Tarmair wunderte sich daher, dass auf dem Platz und in den angrenzenden Straßen niemand zu sehen war. Als er sich jedoch umhörte, war es ihm, als vernähme er die Geräuschkulisse einer größeren Menschenmenge. Er stellte fest, dass die Stimmen aus einem flachen Haus am Rand des Domplatzes kamen, und setzte sich dorthin in Bewegung.
    Das flache Bauwerk entpuppte sich als die Trinkhalle von Westend. Drinnen waren offensichtlich alle Bewohner der Siedlung versammelt. Dutzende sprachen, riefen und schrien gleichzeitig. Der Lärm war so homogen, dass Tarmair nicht feststellen konnte, worüber debattiert wurde. Er drängte sich durch die erregte Menge – keineswegs vorsichtig, sondern heftig und grob. Das machte die Leute auf ihn aufmerksam. Der Lärm verebbte.
    Als er sicher war, dass jeder ihn hören konnte, fragte Tarmair: »Was geht hier vor? Warum streitet ihr euch?«
    Eine Frau, nicht mehr ganz jung, aber von beeindruckendem Aussehen, trat auf ihn zu. »Wir streiten nicht«, antwortete sie. »Wir überlegen, wie wir Cainstor am besten helfen können.«
    »Cainstor ist hier?«
    »Er war es bis vor einer halben Stunde. Er hatte irgendeine verrückte Idee – wollte bis zum Ende der Welt und dort nach Fremden suchen. Wir wollten ihn zurückhalten, aber er entkam uns durch einen Trick.«
    Tarmair überlegte. Cainstor hatte eine halbe Stunde Vorsprung. Wenn er wirklich in die verbotene Zone eindringen wollte und den kürzesten Weg genommen hatte, konnte ihn niemand mehr einholen.
    »Welchen Weg ist er gegangen – durch die Blaue Schlucht?«
    »Es gibt keinen anderen Weg zum Ende der Welt«, antwortete die Frau.
    Tarmair machte eine Geste, die beruhigend wirken sollte. »Geht wieder an eure Arbeit. Ich folge Cainstor. Falls er noch nicht zu weit vorgedrungen

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