Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
und ging. Dabei spürte er, dass sich der Organklumpen in seinem Gesicht fester zusammenzog. Das Atmen fiel ihm schwerer. Als er stehen blieb und zurückblickte, war Langurs Artgenosse verschwunden.
Alaska aktivierte den Helmfunk. Schon nach dem zweiten Versuch erhielt er Antwort, aber nicht von einem seiner beiden Stellvertreter, die die Nachhut befehligten, sondern von Walik Kauk.
»Kasaidere!«, rief der ehemalige Industrielle überrascht. »Haben Sie sich von Ihrer Gruppe entfernt?«
»Allerdings«, gab Alaska zu. »Ich habe Schwierigkeiten mit dem Cappinfragment.«
»Ich verstehe. Brauchen Sie Hilfe?«
»Wahrscheinlich«, sagte Saedelaere atemlos. »Allerdings ist es zu gefährlich, mir zu nahe zu kommen.«
»Nicht für Nimroff! Er kann Sie anpeilen, ich schicke ihn sofort los.«
Der Maskenträger wollte protestieren, besann sich dann jedoch eines Besseren. Augustus-Nimroff konnte als Roboter keinen Schaden nehmen.
»Danke, Simain!«, sagte er.
»Sie sollten versuchen, Danairs Gruppe zu erreichen. Vielleicht können Sie den Weg an Bord des Fährotbragers fortsetzen. Nimroff wird Ihnen helfen, Danair einzuholen.«
Jedes längere Funkgespräch wurde zum Risiko. Saedelaere brach den Kontakt deshalb ab.
Um Kräfte zu sparen, schaltete er den Antigravprojektor ein und flog langsam zu dem von Pflanzen halb überwucherten Durchgang am Ende der Halle. Er entschloss sich, hier auf den Roboter zu warten. Die Tatsache, dass der Zellklumpen sich unter der erstarrten Oberfläche immer noch bewegte, schien zu beweisen, dass ein Rest von Leben in ihm war.
Wann würde das Fragment endgültig abgestorben sein? Spekulationen dieser Art erschienen ihm sinnlos.
Saedelaere dachte daran zurück, wie er mit dem Schwarmgötzen Cryt Y'Torymona zusammengetroffen war. Damals war das Cappinfragment auf den Götzen übergewechselt. Bestand eine Möglichkeit, den Organklumpen auch jetzt an ein anderes Wesen weiterzugeben? Das hätte vielleicht die Rettung vor der tödlichen Bedrohung bedeutet.
Aber wie sollte er eine solche Entwicklung einleiten? Es war vermessen zu hoffen, dass sich die damalige Situation rekonstruieren ließ.
Saedelaere spürte, dass seine Nase zugedrückt wurde. Er konnte nur noch durch den Mund atmen, aber das fiel ihm ebenfalls schwer. Vor seinen Augen tanzten farbige Schleier. Der Sauerstoffmangel drohte bereits, ihm das Bewusstsein zu rauben. Während er einige Schritte weit in den nächsten Raum taumelte, versuchte er, den Helm zu öffnen. Mit letzter Kraft schaffte er es, dann verkrallten sich seine Finger am oberen Rand der Maske.
Alaska Saedelaere stürzte vornüber und landete in dichtem Gestrüpp.
Von irgendwoher hörte er Schritte, doch er war nicht mehr fähig, darauf zu reagieren.
Die Erinnerungen an vergangene Ereignisse lösten widersprüchliche Gefühle in Orbiter Zorg aus. Einerseits genoss er es, sich die Zusammenarbeit mit dem letzten Ritter der Tiefe ins Gedächtnis zurückzurufen, andererseits fand er es deprimierend, an ihre gemeinsame Niederlage im Kinsischdau-Sektor und die damit verbundene Trennung zu denken. Während er im Halbschlaf zwischen den Maschinenblöcken kauerte und einen Teil seiner Sinne auf die Umgebung richtete, um vor Überraschungsangriffen sicher zu sein, fragte er sich, ob er dazu verurteilt war, den Rest seines Lebens in dieser Station zu verbringen.
Manchmal quälte er sich mit Selbstvorwürfen, wenn er an den Kampf von Veylts gegen die Energiemedusen der Bilkotter zurückdachte. Vielleicht war sein Rückzug mit der PYE ein Fehler gewesen, und er hätte dem Ritter besser helfen können, wenn er in dessen unmittelbarer Nähe geblieben wäre.
Dass ausgerechnet die Bilkotter das letzte lebende Mitglied des Wächterordens besiegt hatten, war Zorg bis heute unbegreiflich. Der Triumph der Bilkotter besaß für langfristig planende und denkende Wesen etwas Lächerliches, denn es war fast sicher, dass diese Zivilisation sich inzwischen selbst vernichtet hatte. Kein Volk, das auf einem niedrigen moralischen Niveau stand, konnte ein Wissen wie das der Dohuuns verkraften.
Orbiter Zorg hoffte, dass die Vorgänge, deren Zeuge er geworden war, seinen Heimatplaneten Buran unberührt gelassen hatten. Die an Frieden und absolute Ordnung glaubenden Voghen wären nicht einmal dem kleinsten Zwischenfall gewachsen gewesen. Buran war eine Insel des Friedens, zu der Orbiter Zorg niemals zurückkehren konnte. Er kannte die Koordinaten seiner Heimat nicht.
Seine Gedanken verloren
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