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Silberband 112 - Die Energiejäger

Silberband 112 - Die Energiejäger

Titel: Silberband 112 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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lieb gewesen, wenn der Vargarte sich beim Ablesen der Instrumente einfach geirrt hätte. Aber das war nicht der Fall. Der zweite Energiewal folgte dem Manöver der Lichtzelle. Er flog ebenfalls einen Bogen, und zwar mit leicht verringertem Krümmungsradius, sodass er uns ständig näher kam.
    Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, welche Kraft die beiden Energiegebilde verband. Es ging jetzt nur darum, den zweiten Noran abzuschütteln. Ich beschleunigte die Lichtzelle, veränderte den Kurvenradius, ging auf einen gewagten Zickzackkurs und steuerte gegen den Sonnenwind. Aber der zweite Energiewal blieb nicht nur neben uns – er kam immer noch näher heran.
    Ich empfand Zorn, sogar Hass auf den Noran und war mir zugleich bewusst, dass dies keine vernünftige Reaktion war. Die Energiewale waren unbelebte, anorganische Gebilde.
    Waren sie das wirklich ...?
    Wie erklärte sich das Verhalten des zweiten Norans, der seinem gefangenen Genossen folgte, als müsse er ihn beschützen? Welches unsichtbare Band bestand zwischen beiden, das sich durch rein anorganische Mechanismen erklären ließ?
    »Sieh hin!«, rief Ongelsken. »Er fängt an zu brennen!«
     
    War der Noran eben noch scharf gezeichnet in der Bildwiedergabe zu sehen gewesen, so wirkten seine Umrisse jetzt verwaschen. Flammen tanzten über seine Hülle, und hier und da wirbelte ein Glutstrom wie eine Protuberanz davon.
    »Er läuft aus!«, sagte ich erschüttert. »Das Manövrieren hat die Hülle beschädigt. Er verliert Substanz!«
    Hätten wir uns noch in der Nähe des Planeten befunden, die Katastrophe wäre unabwendbar gewesen. Momentan reagierte die Antimaterie des Norans nur mit den Protonenströmen des Sonnenwinds.
    Außer diesen Teilchen gab es ein kompaktes Objekt, mit dem die Substanz des Energiewals reagieren konnte: die Lichtzelle! Der Noran trieb auf uns zu. Vorerst schien er nur sehr geringe Substanz entlang seiner gesamten Oberfläche zu verlieren. Wenn die Feldhülle jedoch ernsthaft geschädigt war, konnte jederzeit eine größere Öffnung entstehen und Antimaterie in größerem Schwall austreten.
    Falls so ein Schwall die Lichtzelle traf ...
    »Wir müssen ihn abschießen!«, sagte ich zu Ongelsken.
    Ganercs Lichtzelle verfügte über Protonenstrahl-Generatoren. Sie waren den Kanonen, die Zwadivar auf Irrläufer installiert hatte, an Wirksamkeit weit voraus. Ich justierte zwei Generatoren auf das Heck unseres gefährlichen Begleiters. Beide Korpuskularstrahlen durften den Wal nur streifen und mussten eine Öffnung schaffen, durch die das Antinugas nach hinten und nicht etwa in Richtung der Lichtzelle austreten würde.
    Die Protonenstrahlen schossen unsichtbar auf den Noran zu. An den Trefferstellen entstanden glutende Aureolen, die sich rasch aufblähten und wie Ballons an der Hülle des Norans hingen. Sekunden später brach ein mächtiger Feuerstrahl aus der Seite des Wals hervor. Die ausströmende Antimaterie reagierte mit dem Sonnenwind. Dadurch trat der Effekt ein, dass der Noran in Bugnähe von der Sonne heftiger beschleunigt wurde als in der Heckgegend.
    Das Gebilde begann zu taumeln und um seine Querachse zu rotieren. Und während die Flammenzunge weiter ins All hinausstach, verlor der Noran rasch an Leuchtkraft.
    Mit unsagbarer Erleichterung registrierte ich, dass der zweite Noran hinter uns zurückblieb. Das geheimnisvolle Band zwischen den Energiegebilden war zerrissen. Der Wal, den wir eingefangen hatten, schwebte weiterhin an unserer Backbordseite.
    Ich sah Ongelsken an. »Um ein Haar hätte es uns erwischt«, sagte ich. Der Translator übersetzte nur unvollkommen. Offensichtlich gab es keine vargartische Entsprechung für das Wort »Haar«.
     
    Ich hielt die Lichtzelle in der Schwebe so in Position, dass der Noran halb in der Senke verschwand, in der ich zuvor Ganercs kleines Raumschiff verankert hatte. Der »Rücken« des Energiewals war niveaugleich mit dem Rand der Senke, sodass die Vargarten mit dem Aufsteigen keine Mühe haben würden.
    Sie warteten in zwei Gruppen, Zwadivars Leute und die Schar um Einigan. Es würde mehr bedürfen als dieser gemeinsamen Notlage, die sie ohnehin nur zur Hälfte verstanden, um die Feindseligkeit zwischen ihnen zu beenden. Aber letztlich war das nicht meine Sorge.
    Ich stieg mit Ongelsken aus. Ich hielt es für angebracht, den Vargarten über den Rücken des Norans entgegenzugehen, vor allem, um ihnen zu demonstrieren, dass die Berührung mit dem Energiegebilde keine Gefahr darstellte.

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