Silberband 112 - Die Energiejäger

Titel: Silberband 112 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan

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siebenhundert Grad Celsius betragenden Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, ragten wie groteske Ruinen aus dem sonst flachen Gelände hervor. Die tief stehende Sonne warf lange Schatten. Hätte Dante Alighieri diese Welt sehen können, wäre ihm die Schilderung der Hölle womöglich noch intensiver gelungen.
    Das einzig zusammenhängende Gebilde in der glühenden, felsdurchsetzten Ebene war der Kraterwall. Er durchmaß etwa drei Kilometer und war damit dreimal so groß wie Bardiocs Burg. Sie wirkte aus meiner veränderten Perspektive zu einem Drittel in den Krater eingetaucht. Unsichtbare Kräfte hielten sie in der Schwebe – ich wusste immer noch nicht, ob die Aggregate der Burg selbst oder der Drugun-Umsetzer dafür verantwortlich waren.
    Ich bewegte die virtuellen Blickpunkte, dass sie mir den Kurs der Energiewale relativ zu Bardiocs Burg zeigten. In der Wiedergabe erschienen die Norane nun deutlich voneinander getrennt.
    Aus der Sicht der Norane kam jetzt der Kraterrand ins Blickfeld. Sie stießen kaum wahrnehmbar gegen die Hülle der Burg, wurden durch den Aufprall abgelenkt und glitten weiter zum Kraterrand empor. Mehr als eine Minute verging, bis sie sich in ihrer ganzen Länge unter der Burg hindurchgewunden hatten, dann schwebten sie parallel zueinander über den Kraterrand hinweg. In wenigen Sekunden würde die Sonne auf sie einwirken und die spezifisch federleichten Gebilde beschleunigen. Sie waren nicht besonders groß, höchstens zwei Kilometer lang und achtzig Meter im mittleren Durchmesser. Der Abstand zwischen ihnen betrug nach meiner Schätzung dreihundert Meter. Ich sah deutlich, dass die Flanken, die sie einander zuwandten, auf unnatürliche Weise abgeplattet wirkten. Ongelsken hatte das Phänomen richtig beschrieben, die Norane übten Druck aufeinander aus.
    Für mich stand fest, dass ich unter allen Umständen eine Berührung der beiden Energiegebilde miteinander verhindern musste. Es gab dafür nur eine Vorgehensweise.
    Ongelsken gab ein halblautes Glucksen von sich, als ich die Lichtzelle mitten zwischen die beiden Wale lenkte.

    Zum ersten Mal sah ich Norane aus nächster Nähe. Beide wanden sich schlängelnd in der harten Sonneneinstrahlung. Ihr Heck blähte sich unter dem Ansturm des Sonnenwinds schirmförmig auf. Ein homogenes, milchiges Leuchten durchdrang die Formenergiehülle – grell, aber nicht unerträglich.
    Die Lichtzelle bewegte sich mit identischer Geschwindigkeit zwischen den Noranen. Die Triebwerke reagierten automatisch auf die stetige Beschleunigung der Wale. Unser Abstand zur Planetenoberfläche betrug bereits achtzig Kilometer und nahm permanent zu.
    Ich hatte mir den in Flugrichtung linken Noran als Opfer ausgesucht. Ongelsken übernahm es, den anderen Wal im Auge zu behalten. Beide hatten noch nicht spürbar auf den Fremdkörper reagiert, der zwischen ihnen aufgetaucht war. Aber das mochte sich ändern, sobald ich das Fesselfeld anlegte.
    Vorsichtig baute ich den ersten Traktorstrahl auf. Silbrig glänzend, als bestünde er aus fester Substanz, schoss er auf den Noran zu und war selbst vor dessen milchigem Leuchten noch gut zu sehen. Der Strahl griff über den Energiewal hinweg und legte sich ihm zunächst in lockerer Windung um den Leib. Ich fuhr den Projektor höher, und das Fesselfeld wand sich ein zweites Mal um das Energiegebilde.
    »Noch nichts?«, fragte ich Ongelsken.
    »Keine Reaktion«, antwortete er knapp.
    Nach vier Umschlingungen holte ich die Spitze des Traktorstrahls zur Lichtzelle zurück und verankerte sie in der Feldfalle des Projektors. Der Strahl in seiner Gesamtheit hatte jetzt die Form einer elektrischen Spule mit zwei Zuleitungen und vier Windungen. In den Windungen steckte der Noran.
    Ich erhöhte die Energiezufuhr, die Schlingen zogen sich enger. Ich fuhr damit fort, bis die ersten Anzeichen von Einschnürungen in der Formenergiehülle des Wales erkennbar wurden. Nicht anders hätte es ausgesehen, wenn ich ein starkes Seil viermal um einen Riesenwurm geschlungen hätte!
    Ich wollte Ongelsken fragen, wie der andere Wal sich verhielt. Der Vargarte kam mir zuvor.
    »Er kommt auf uns zu!«, sagte er hastig.

    Ich zog die Lichtzelle nach links aus dem Kurs, um nach einem weiten Bogen zu dem Planeten zurückzukehren. Bei diesem Manöver musste ich mich allmählich von dem zweiten Noran entfernen, den der Sonnenwind geradlinig weitertrieb.
    »Er nähert sich rascher!«, sagte Ongelsken.
    Ich kümmerte mich um die Anzeigen. Es wäre mir