Silberband 112 - Die Energiejäger
Gelächter verstummte, sagte Perry eindringlich: »Wir fliegen sofort Kemoaucs Burg an. Keine weitere Verzögerung.«
Irgendwo in den Tiefen des intergalaktischen Raums: ein kegelförmiges Raumschiff mit Kurs auf ein Ziel, von dem die Besatzung nur die Koordinaten kennt.
Der Name des Schiffes: DROGERKOND. Die Besatzung besteht aus einhundert Loowern, sechs Siganesen, einem Roboter namens Nistor und einem terranischen Mädchen.
Als Fracht befindet sich an Bord: ein Auge, vor Jahrmillionen einem Roboter namens Laire geraubt, das kostbarste Besitztum des loowerischen Volkes. Das Auge soll auf dem schnellsten Weg in den Besitz des Quellmeisters Pankha-Skrin gelangen.
Die heftige Erschütterung des Raum-Zeit-Gefüges, die die Instrumente der DROGERKOND vor kurzer Zeit registrierten, ist rasch ausgewertet. Sie ging von einem Punkt aus, der vom Zielort des loowerischen Schiffes nur unweit entfernt liegt – wobei »unweit« im Maßstab der transuniversellen Raumfahrt zu verstehen ist.
Burnetto-Kup, der Befehlshaber des Schiffes, trifft seine Entscheidung ohne Zögern. Er gibt Anweisung, den Ursprung der Erschütterung anzufliegen. Sein Argument: Alles, was sich so nahe am Zielgebiet abspielt, mag einen Hinweis auf den Aufenthalt des Quellmeisters liefern.
Die DROGERKOND materialisiert unweit eines Sterns mit drei Planeten, von denen einer eine stark elliptische Bahn beschreibt. Einer der Planeten ist von einer technisierten Zivilisation besiedelt. Von der Ursache der Erschütterung des Raum-Zeit-Gefüges findet sich aber keine Spur.
Burnetto-Kup erwägt eine Zeit lang, Verbindung mit den eingeborenen Intelligenzen aufzunehmen. Nach eingehender Analyse ihres Entwicklungsstands schließt er jedoch, dass sie keine Ahnung von dem Vorgefallenen haben und ihm darum auch keine Hinweise geben können.
Er lässt die DROGERKOND wieder auf den alten Kurs gehen.
22.
»Das Schloss ist versiegelt«, sagte Trans. Ratlos blickte er Jagur, den Kommandanten des Demontagetrupps, an. »Wir können es nicht öffnen.«
In dem Türschloss steckte ein Mikrorechner. Eine Leuchtschrift zeigte an, dass der Verschluss des Schottes mit einem positronischen Siegel versehen war.
Jagur schob den Androiden zur Seite und prüfte den Sachverhalt. Er wollte nicht akzeptieren, dass ihm der Zutritt zur Burg Kemoaucs verwehrt wurde. »Ein positronisches Siegel können wir nicht so ohne Weiteres brechen«, sagte er. »Wer weiß, was durch Gewaltanwendung ausgelöst würde.«
Er drehte sich um und blickte die Androiden an, die auf der Landeplattform vor dem Eingang standen. Mehr als zweihundert Helfer waren ihm gefolgt, um den Drugun-Umsetzer dieser Burg zusammenzubauen, damit die Burg zunächst in den Normalraum überführt und dann zur Materiequelle gebracht werden konnte.
Er zeigte auf einige Androiden und befahl ihnen, aus dem Mutterschiff neue Messgeräte zu holen. Danach schickte er die anderen zu den zahllosen Eingängen der Burg und befahl ihnen, jede Pforte zu prüfen. Es galt, einen Zugang zu finden, der nicht versiegelt war.
Als die neuen positronischen Werkzeuge einsatzbereit vor dem Schott standen, fragte sich Jagur, ob Kemoauc noch lebte und seine Burg deshalb abgesichert hatte. Er verwünschte den eintretenden Zeitverlust.
Die Positronik arbeitete bereits. Aber es sah nicht danach aus, als würde sie das Siegel rasch öffnen können.
»Was geschieht, wenn wir keinen Zugang zur Burg erhalten?«, fragte Trans.
Jagur stöhnte nervös. »Was soll die Frage? Ich kann sie nicht beantworten.«
Voller Unbehagen blickte er auf den holografischen Monitor. In blitzschneller Folge wechselten Symbolkolonnen.
»Die Positronik muss eine zu hohe Zahl von Schritten bewältigen«, sagte Jagur. »Und wer weiß, was uns anschließend in der Burg erwartet.«
»Du glaubst, dass es Schwierigkeiten geben wird?«
»Daran dürfen wir wohl nicht mehr zweifeln.«
»Vielleicht sollten wir uns bewaffnen?«
Jagur schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass so etwas notwendig wird. Die Schwierigkeiten, die Kemoauc uns in den Weg stellt, werden anderer Art sein.«
Die Positronik gab mit einem akustischen Signal zu erkennen, dass der Dialog mit dem Siegel beendet war. Der Zugang konnte geöffnet werden. Vierundfünfzig Zugriffsversuche waren erforderlich gewesen, noch zwei weitere Versuche, und die Sperrschwelle wäre aktiv geworden.
Jagur betrat als Erster Kemoaucs Burg.
Ein langer Gang lag vor ihm, der kilometerweit bis ins Zentrum zu
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