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Silberband 113 - Der Loower und das Auge

Silberband 113 - Der Loower und das Auge

Titel: Silberband 113 - Der Loower und das Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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plötzlich das unbehagliche Gefühl, mit den Buruhnern und seinen Begleitern nicht mehr allein zu sein. Die Nähe einer fremdartigen Kraft war unverkennbar. Er starrte zu der Säule hinüber und fragte sich, ob es an ihrer Ausstrahlung lag. Halb im Unterbewusstsein hörte er leise die Stimme Nerla Skeidevs. Arx flüsterte ein kurzes »Jetzt nicht!« in sein Funkgerät.
    Die Raupen-Buruhner rückten dichter zusammen. Sarder sah, dass sie sich mit ihren Körpern berührten oder einander die Greifhändchen reichten, und er hatte den Eindruck, als würden diese Wesen zu einer Einheit zusammenwachsen. Vielleicht, überlegte er, gewannen sie auf diese Weise besondere geistige Kräfte, möglicherweise wurde in diesem Stadium die kollektive Erinnerung an eine glorreiche Vergangenheit lebendig. Die Augen der großen Raupen waren auf die Säule gerichtet. Ein dumpfes Raunen schien von den Körpern auszugehen, ein für die drei Menschen unverständlicher Ruf, der nicht einmal vom Translator übersetzt werden konnte.
    Sarder spürte, dass eine unglaubliche geistige Anstrengung unternommen wurde. Die Buruhner befanden sich offensichtlich in einer Art Trancezustand.
    In diesem Augenblick bildete sich aus der Säule heraus ein Schatten. Obwohl es ein nahezu konturenloses Gebilde war, erkannte der Archaiker auf den ersten Blick, dass es sich um einen ungewöhnlich großen geflügelten Buruhner handelte. Das Schattenwesen schien aus der Aura der Säule herauszutreten und gewann dabei immer mehr an Substanz.
    »Eine Projektion«, raunte Kirdel.
    Sarder wusste nicht, ob das nur eine Vermutung des Ingenieurs war oder ob Kirdel entsprechende Hinweise von seinen Instrumenten ablas. Er war jedoch überzeugt davon, dass Samsho Kirdel recht hatte. Offenbar wirkte die geschlossene geistige Konzentration der versammelten Höhlenbewohner auf die Säule im Zentrum der Halle.
    Wieder wurde der Chor der Buruhner laut.
    »Canjot!«, riefen sie.
    War das halbstoffliche Gebilde in der Hallenmitte eine mentale Projektion jenes Canjot, der einst für Armadan von Harpoon gearbeitet hatte? Wenn die Säule eine Memory-Anlage war, konnte Sarder sich das durchaus vorstellen. Vielleicht war die gemeinsame psychische Anstrengung der Buruhner nötig, um den Speicher der Anlage zu aktivieren. Was wie eine Spukgestalt in der Luft hing, war nur eine von Projektoren geschaffene Figur und dazu angetan, naive Gemüter in ihren Bann zu ziehen.
    Aber reichte diese Erklärung wirklich aus? Sarder konnte sich der Faszination des Geschehens nicht entziehen, und trotz aller wissenschaftlichen Erklärungen, die er dafür bereithielt, mussten unerklärbare Kräfte dabei eine Rolle spielen.
    Die Buruhner begannen wie mit einer Stimme zu reden. Es war, als sprächen sie durch das Schattenwesen, das sie offenbar mit Canjot identifizierten.
    Sarder verstand, warum die Buruhner Canjot nie vergessen hatten. Die Memory-Anlage, zweifellos ein Geschenk Armadan von Harpoons, sorgte bei solchen Anlässen regelmäßig für eine Auffrischung des Gedächtnisses aller Buruhner.
    »Diese Projektion stellt den längst verstorbenen Canjot dar«, sagte Arx kaum hörbar.
    Sarder legte bedeutungsvoll die Hand vor seinen Mund. Er ahnte, dass alle versammelten Buruhner jetzt Canjot waren. In einem geistigen Kraftakt ohnegleichen bildeten sie aus der Memory-Anlage heraus die Projektion, und was vor vielen Millionen Metamorphosen geschehen war, wurde wieder lebendig.
    Die Stimmen der Buruhner machten benommen. Sarder musste sich von ihrer Wirkung losreißen, er konzentrierte sich auf den Translator. Während er auf die Übersetzung des Geräts hörte, überlegte er, wer eigentlich redete – die vielen tausend Buruhner oder die Schattengestalt Canjot.
    Allmählich nahm in seinem Bewusstsein eine Geschichte aus ferner Vergangenheit Gestalt an.

17.
     
    Die Geschichte der Canjot-Projektion
     
     
    Sie trafen sich im Trümmerring um Skuurdus-Buruhn, und schon das ließ Canjot ahnen, dass es eine dramatische Begegnung sein würde – und eine endgültige. In den letzten Jahren waren die Treffen mit Armadan von Harpoon seltener geworden, und der Ritter der Tiefe hatte dabei einen müden und zerstreuten Eindruck gemacht. Für Canjot war die Erfahrung, dass sich der Ritter physisch ebenso von ihm trennte wie psychisch, ungemein schmerzlich. Seine Verbindung mit Armadan von Harpoon war niemals eine vollkommene gewesen, denn er hatte den Ritter nie von Angesicht zu Angesicht gesehen. Trotzdem hatte ihn

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