Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Buruhner. »Aber vielleicht könnt ihr mir mehr über Canjot berichten.«
Einige Raupen drängten sich vor und pfiffen durcheinander. Sarder spürte, dass sie ebenso erregt waren wie er selbst. Mit einem Teil ihres Bewusstseins schienen sie noch eng mit der Vergangenheit ihrer Zivilisation verbunden zu sein. Das Erscheinen der drei Menschen hatte ihr Interesse an ihrer Herkunft neu geweckt.
Dexahn besaß offensichtlich Autorität, denn es gelang ihm ohne Schwierigkeiten, die anderen zurückzudrängen und sich wieder Gehör zu verschaffen.
»Canjot war ein Auserwählter«, erklärte er Sarder. »Er begleitete Armadan von Harpoon.«
Zustimmende Rufe wurden laut, aber Sarder war trotzdem enttäuscht. Er hatte mit einem detaillierten Bericht gerechnet. Dexahn schien es indes schwerzufallen, seine Gedanken in Worte zu kleiden. Wahrscheinlich waren in seinem Bewusstsein nur Fragmente jener alten Überlieferungen erhalten. Sarder beobachtete Dexahns Artgenossen. Alle zusammen wussten wahrscheinlich viel mehr. Doch wie sollte er an dieses kollektive Wissen gelangen?
Dexahn lieferte ihm schließlich einen Hinweis.
»Im Zentrum der Halle stehen die Säulen des Armadan von Harpoon«, erklärte er. »Dort finden wir uns regelmäßig zusammen, um Canjot zu ehren.«
Sarder blickte zu der Säule hinüber. Allmählich wurde es düster in der Höhle. Die Sonne war ein Stück weitergewandert, ihre Strahlen drangen nicht mehr durch den Kamin. Die Scheinwerfer der drei Männer sorgten jedoch dafür, dass es hell blieb. Außerdem verbreitete die Kristallsäule einen sanften Lichtschimmer.
»Armadan von Harpoon hat uns diese Säule als Geschenk überreicht«, fuhr Dexahn fort. »Sie ist ein kostbares Juwel von einer anderen Welt, in ihr symbolisiert sich die Dankbarkeit des Ritters der Tiefe für Canjots wertvolle Mitarbeit. Ein Teil von Canjots Ich ist in dieser Säule erhalten geblieben. Wir können es bei jeder Zusammenkunft spüren.«
Sarder beobachtete die Säule mit neuem Interesse. War sie der Schlüssel zur Vergangenheit? Auf seinen Expeditionen zu den merkwürdigsten Völkern der Galaxis hatte er eigenartigste Gerätschaften kennengelernt. Bedeuteten Dexahns Worte, dass die Säule ein Wissensspeicher war, der die Geschichte der Buruhner barg?
»Wann findet eure nächste Zusammenkunft an der Säule statt?«, fragte Sarder die große Raupe.
»In einer Zeit nach dieser Zeit«, antwortete Dexahn.
Entweder war der Translator nicht in der Lage, die Begriffe des Buruhners zu übersetzen, oder Dexahn hatte kein richtiges Gefühl für die Zeit. Auf jeden Fall konnte Sarder mit dieser Aussage wenig anfangen. Allerdings festigte sich in seinen Gedanken eine brauchbare Idee.
»Unsere Ankunft ist ein bedeutendes Ereignis«, teilte er dem Eingeborenen mit. »Ich sehe darin einen Anlass, so bald wie möglich wieder eine Zusammenkunft abzuhalten.«
»Diesen Vorschlag wollte ich gerade machen«, stimmte Dexahn zu.
Arx trat neben Sarder. »Hältst du es für klug, sie zur Durchführung ihrer Riten zu bewegen?«, fragte der Funker besorgt. »Wer weiß, was dabei alles geschieht.«
Dass mit diesem Vorgehen Risiken verbunden waren, sah Sarder keineswegs als Grund, sich aufhalten zu lassen. Arx registrierte seine unnachgiebige Haltung. »Es ist sicher besser, wenn ich jetzt einen Bericht an die Kuppelbesatzung gebe«, sagte er.
»Tu das«, stimmte Sarder zu. »Ich möchte aber nicht, dass uns jemand folgt. Das würde die Buruhner nur irritieren.«
»Es besteht wirklich kein Grund, die anderen um Unterstützung zu bitten«, sagte Kirdel ebenfalls.
Allem Anschein nach kamen immer mehr Buruhner in die große Höhle. Sie erschienen durch mehrere Tore auf der anderen Seite der Halle. Viele von ihnen waren kleiner als Dexahn und besaßen eine hellere Körperfarbe, wahrscheinlich waren sie erst kürzlich aus einem Ei geschlüpft.
»Für mich wird die nächste Zusammenkunft eine der letzten sein«, verkündete Dexahn. Der Archaiker glaubte, einen traurigen Unterton herauszuhören.
»Und danach?«, wollte Sarder wissen.
»Danach werde ich einer jener sein, die nicht mehr über sich selbst nachdenken«, stellte Dexahn fest.
Das war ein deutlicher Hinweis auf die geistige Verfassung der Geflügelten. Die Antwort war allerdings in mehrfacher Hinsicht auslegbar.
»Du wirst dich also verpuppen?«, wollte Sarder wissen.
»Es ist ein unaufhaltsamer Prozess in unserer körperlichen Entwicklung«, bestätigte Dexahn.
»Was weißt du über
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