Silberband 117 - Duell der Erbfeinde
wollen, fangen wir am besten sofort an«, erinnerte Valba. »Es wird finster.«
Larsa blickte die Schlucht entlang. »Wo würdest du mit der Suche beginnen?«
»Wo die Schlucht endet«, antwortete Valba, ohne zu zögern. »Aber das ist natürlich meine menschliche Logik. Wer weiß, wie Kristallintelligenzen über solche Dinge denken.«
Das sagte sie mit so viel komischer Verzweiflung, dass Larsa nicht anders konnte, als leise zu lachen. Sie wog ihre Optionen gegeneinander ab. Während der Nacht konnten sie den Hintergrund der Schlucht bestenfalls oberflächlich untersuchen, die Detailarbeit musste warten, bis der Tag anbrach. Dazwischen ein paar Stunden Schlaf – ja, so würde es gehen. Larsa nahm den Handscheinwerfer und stieg aus.
Inzwischen war es fast völlig dunkel geworden. Sie ließ den Lichtkegel über die grauen Felsen huschen und suchte nach einem Anhaltspunkt für einen verborgenen Zugang.
Der Kommandant meldete sich über Funk.
»Larsa, wir bekommen Besuch! Die Fernortung meldet eine große Zahl von Raumfahrzeugen im Anflug auf den Planeten.«
Ein entsetzlicher Gedanke war plötzlich da. »Wie viele?«, fragte Larsa Hiob.
»Ungefähr zwölftausend Einheiten.«
25.
»Hast du versucht, mit den Schiffen Verbindung aufzunehmen?«, fragte Larsa.
»Noch nicht. Ich ...«
»Lass es sein und hoffe, dass sie an uns vorüberziehen.«
Sekundenlang war Shako ruhig. »Du hast einen bestimmten Verdacht, nicht wahr?«, sagte er dann mürrisch. »Aber das kann nicht sein. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Begegnung ist gleich null.«
»Erzähl mir nichts von Wahrscheinlichkeiten«, schimpfte Larsa. »Sieh lieber auf die Ortung, und sag mir noch einmal, dass es sich um eine riesige Flotte handelt. Genauso viel, wie der Garbeschianer hat.«
»Ebenso gut kann es sich um eine andere Orbiterflotte handeln.«
»Glaub, was du willst. Nur lass sie nicht merken, dass wir hier sind. Und halte mich auf dem Laufenden.«
»Du kommst nicht zurück?«, fragte Shako verblüfft.
»Ich habe hier zu tun.«
Larsa reagierte nervös, obwohl sie das nicht zeigte. Wenn es sich wirklich um Amtraniks Flotte handelte und wenn der Hordenführer vorhatte, auf Imbus zu landen, dann war Gefahr im Verzug. Der TRANTOR blieb in diesem Fall nur die Flucht, doch die Keilraumschiffe der Orbiter waren dem terranischen Forschungsschiff in allen Bereichen überlegen.
Valba studierte mittlerweile die Ortungskarte, die das Felsmassiv in großmaßstäblicher Darstellung, wenn auch ohne viele Details zeigte. Sie schickte sich an, die Lage der kleinen Seitenschlucht in das Kartenbild einzutragen.
»Wir sind auf dem richtigen Weg«, sagte sie. »Sieh dir das an!«
Der rote Punkt, den Larsa noch an Bord der TRANTOR eingegeben hatte, um den vermeintlichen Standort der Sonde zu markieren, befand sich in unmittelbarer Nähe der Schlucht.
»Natürlich gibt es einen Höhenunterschied«, kommentierte Valba. »Die Sonde befindet sich offenbar in einer Höhe von zwo-acht-null-null Metern, bezogen auf die Basis des Felsmassivs. Die Schlucht liegt dagegen auf drei-zwo.«
»Vierhundert Meter Unterschied«, überlegte Larsa. »Dann steckt die Sonde mitten im Fels.«
Rubin Frekk hatte, seit er aus der Trance erwacht war, wenig von sich hören lassen. Er befand sich offenbar nicht in der besten körperlichen Verfassung, die dünne Luft machte ihm zu schaffen.
»Ich weiß nicht, wonach ihr sucht«, sagte er. »Auf jeden Fall solltet ihr die Natur des Kristallwesens nicht vergessen. Es hat keine technischen Hilfsmittel. Wenn ihr nach verborgenen Türen und Antigravschächten Ausschau haltet, seid ihr auf dem Holzweg.«
»Hör dir das an.« Valba reagierte erbost. »Wenn du nicht eine halbe Stunde zu früh wach geworden wärst, hätten wir diese Schwierigkeiten gar nicht!«
»Du hast eine Idee?«, fragte Larsa.
»Ich gehe davon aus, dass es tatsächlich einen Zugang zu den drei Büchern gibt«, antwortete Frekk. »Schließlich habe ich euch hierher geführt, während ich ... abwesend war. Es gibt keinen Grund, an der Ernsthaftigkeit des Kristallwesens zu zweifeln. Aber der Zugang muss natürlicher Art sein. Wonach ich suchen würde, wäre ein Spalt in die Tiefe, ein Riss im Fels ...«
Die Flotte war nur zweieinhalb Lichtstunden von Imbus entfernt aus dem Hyperraum gekommen. Der Materialisierungsprozess hatte sich, wie die Aufzeichnungen bewiesen, über mehrere Minuten hingezogen. Keineswegs waren die Schiffe in geschlossener Formation
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