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0612 - Nachts jagt die schwarze Katze

0612 - Nachts jagt die schwarze Katze

Titel: 0612 - Nachts jagt die schwarze Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Schön scheußlich«, sagte Pierre Robin. »Warum muß ich mir eigentlich sowas immer wieder antun?«
    »Vielleicht, weil Sie der Chef der Mordkommission sind«, meinte sein Assistent Joel Wisslaire.
    »Oh, den Job können Sie gern haben. Ich werde Sie zur Beförderung vorschlagen und selbst in den Ruhestand gehen.«
    »Das meinen Sie doch nicht ernst, Chef!« Wisslaire seufzte.
    »Natürlich nicht. Frage eines dummen Chefinspektors an einen klugen Mitarbeiter: Wieso sind wir eigentlich hier?«
    »Weil das hier ein Mordfall sein soll.«
    »Tja«, murmelte Robin. »Man gönnt uns ja sonst nichts. Wer wurde ermordet?«
    »Ausweis und Führerschein zufolge Jeanette Calvin, 27 Jahre alt, wohnhaft hier in Lyon.«
    »Und was sagt der Prophet?«
    »Fragen Sie ihn selbst, Chef«, brummte Wisslaire. »Er hat den Täter bereits identifiziert. Nur kann ich’s nicht so richtig glauben. Klingt irgendwie verrückt. Kann ich jetzt Feierabend machen?«
    Robin sah demonstrativ auf die Uhr. »Nein. Sie haben Ihre vorgeschriebenen wöchentlichen dreihundert Überstunden noch nicht erreicht. - Schon gut, Mann. Schleichen Sie von hinnen. Vorausgesetzt, Sie haben alles, was ich über den Fall wissen sollte, in Kompaktform für mich bereit. So es denn ein Fall ist.«
    Wisslaire seufzte erneut. »Opfer: junge Frau mit zerrissener Kehle. Am Lenkrad eines Autos sitzend. Das Auto von einem Baum gestoppt und mittels kalter Verformung drastisch verkürzt. Im Klartext: Die sterbende Fahrerin hat die Kiste vor den Baum gesetzt. Ich schätze die Restgeschwindigkeit auf etwa 15 bis 20 km/h. Näheres wird ein Gutachten erbringen, falls es in Auftrag gegeben wird. Vendells Leute sind schon sehr aktiv. Vom Mörder keine Spur. Aber dafür eine geöffnete Fondtür - von außen geöffnet.«
    »Wer sagt das?«
    »Die Kindersicherung der Fondtür und ich. Die Sicherung war eingeschaltet, die Tür konnte also überhaupt nicht von innen geöffnet werden.«
    »Interessant«, brummte Robin. »Also hat sich jemand nach dem Crash an dem Wagen zu schaffen gemacht?«
    »Sieht so aus, Chef. Jedenfalls sagt der Prophet, er weiß, wer die Frau umgebracht hat.«
    »Wer?«
    »Lassen Sie sich überraschen, Chef.«
    »Nun machen Sie es nicht so spannend«, knurrte Robin, der allmählich seine Ruhe verlor. »Wer ist es?«
    Sein Assistent hob abwehrend beide Hände. »Ich lasse mich doch nicht von Ihnen erwürgen, Chef! Erwürgen Sie den Propheten… und ich mache jetzt Feierabend!«
    Er stapfte davon.
    Pierre Robin sah sich um. Er war erst später zu den anderen Beamten gestoßen, weil er als Leiter der Mordkommission von Lyon zwischendurch auch noch ein paar andere Dinge zu erledigen hatte, als ständig von einem Tatort zum anderen zu hetzen.
    Ein zitronengelber Peugeot war vor eine Linde gerammt, die Fahrerin tot, aber warum man wegen eines Verkehrsunfalls die Mordkommission alarmierte, das war Robin ein Rätsel.
    Der Prophet sah ihn, als er sich näherte, und winkte ihm zu.
    »Ah, der Berg kommt auch schon«, stellte er fest.
    Es war ein Wortspiel zwischen ihnen - Henri Renoir, der Gerichtsmediziner, war der Prophet, und Pierre Robin, der Chefinspektor, war der Berg. Wann genau diese Spitznamenverteilung stattgefunden hatte, das wußte in der Inspektion wohl niemand mehr so genau zu sagen - aber getreu dem biblischen Sprichwort mußte eben der Berg zum Propheten kommen, wenn der Prophet nicht zum Berg gehen wollte.
    In der Praxis sah das so aus, daß Robin und seine Kollegen häufig die Gerichtsmedizin aufsuchen mußten, um Informationen zu erhalten, weil der Pathologe sich nur selten bei ihnen in den Büros sehen ließ.
    Zudem wirkte Robin gegenüber Renoir tatsächlich wie ein Berg, denn der Mediziner war noch ein Stück kleiner als er, auch krankhaft dürr, und mit seinem wirren Haar und der Rundglasbrille, die seinem Gesicht etwas Eulenhaftes verlieh, wirkte er esoterisch genug, um sich die Bezeichnung Prophet zu verdienen.
    Vor allem aber hatte er die merkwürdige Eigenheit, meist schon nach dem ersten Blick auf die Leiche recht genau sagen zu können, was die Todesursache gewesen war…
    »Also, wer ist der Täter?« fragte Robin direkt.
    »Wie er heißt, kann ich Ihnen leider nicht sagen, aber er trägt einen Pelz, bewegt sich auf vier Pfoten und verzehrt für gewöhnlich Mäuse und kleine Vögel, gern auch Dosenfutter, sofern es ihm jemand öffnet.«
    »Eine - Katze?« stieß Robin hervor. »Sie sind ja verrückt, Renoir!«
    »Tod durch Verbluten. Die

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