Silberband 117 - Duell der Erbfeinde
großen Holo stand das Abbild eines Orbiters, eine Tobbon-Type. »Shakan, Kommandeur der Wachflotte von Martappon«, stellte sich der Mann vor. Jen Salik wusste, dass der Kommandeur der Wachflotte zugleich der Kommandeur aller Orbiterflotten war.
»Auf Martappon wurde deine Mitteilung empfangen, Quiryleinen. Nach eingehender Beratung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir von übereilten Maßnahmen absehen. Wir fordern dich auf, die Blockade des Solsystems keineswegs zu lockern. Gemäß einer Weisung des Kodebewahrers startet ein Inspektionsschiff mit der Aufgabe, die Verhältnisse im Zentralsystem der Garbeschianer zu überprüfen. Wir fordern dich auf, dem Kommandanten deine volle Unterstützung zu gewähren.«
Das Bild erlosch.
Quiryleinen wirbelte zu Jen Salik herum. Sein Blick verriet größte Bestürzung.
»Ich verstehe das nicht, mein Ritter! Ich habe den Oberen von Martappon mitgeteilt, dass Sie den Ritterstatus haben. Wie können sie Ihre Aussage ignorieren, dass die humanoiden Völker der Galaxis nicht mit Garbeschianern identisch sind?«
»Sie zweifeln an deinem Bericht, Quiryleinen«, erwiderte Jen Salik.
»Ausgeschlossen. Die Befehlshaber wissen, dass ich mich lieber selbst töten als ihnen Lügen vorsetzen würde.«
»Zweifel lassen sich wecken, wenn man die Kunst der Demagogie beherrscht«, sagte Salik. »Wie heißt der Kodebewahrer, von dem die Rede war?«
»Es gibt keinen Kodebewahrer«, entfuhr es dem Kommandeur. »Ich müsste informiert sein, wenn es einen Orbiter mit dieser Funktion gäbe.«
»Es gibt keinen Kodebewahrer; das weiß ich auch«, sagte Salik trocken. »Dennoch hat jemand, der sich so bezeichnet, beachtlichen Einfluss auf die Oberen. Der hat sie schnell dazu gebracht, den Wahrheitsgehalt deines Berichts anzuzweifeln. Die Inspektion soll wahrscheinlich feststellen, ob du noch bei klarem Verstand bist.«
Quiryleinen hatte mit wachsender Verwirrung zugehört. Heftig schüttelte er den Kopf. »Das gibt es doch nicht, dass die Entscheidungsträger auf die Lügen eines einfachen Betrügers hereinfallen. Für sie zählen ausschließlich Fakten.«
»Folglich ist der Kodebewahrer eine hochintelligente und überaus raffinierte Person«, sagte Jen Salik.
»Das genügt nicht. Er müsste zudem über ein großes Wissen verfügen, das die Geheimnisse Armadan von Harpoons und der Anlage mit einschließt.«
»Über das Wissen eines Ritters also«, stellte Salik fest.
»Noch ein Ritter der Tiefe ...?« Quiryleinen blickte ihn entsetzt an.
»Dann würde er sich Ritter und nicht Kodebewahrer nennen«, erklärte Salik. »Auf Martappon befindet sich ein Gegner, der offenbar Ziele verfolgt, die nicht mit dem Vermächtnis Armadan von Harpoons übereinstimmen. Als er deine Meldung hörte, muss er sofort erkannt haben, dass ich seine Pläne durchkreuzen kann. Deshalb hat er dich verleumdet und wird versuchen, mich unglaubwürdig zu machen.«
Quiryleinen hob die Fäuste. »Der Feind meines Ritters ist mein Todfeind!«, grollte er. »Die Oberen sollen nur nicht versuchen, etwas gegen Sie zu unternehmen! Notfalls werde ich meine Flotte einsetzen.«
»Es gibt bessere Mittel als einen Bruderkrieg«, widersprach Salik. »Es genügt, den Feind zu entlarven, der sich in das Vertrauen der Oberen geschlichen hat.«
Der Ausbildungsaufseher Chetter überreichte Shakan eine versiegelte Datenkapsel. »Das sind die Manöverprogramme«, erklärte er. »Ich habe Großmanöver einleiten lassen, an denen nicht nur die Wachflotte von Martappon, sondern alle im Roggyein-System und im Ergyein-System befindlichen Verbände teilnehmen werden, insgesamt also 79.000 Schiffe.«
»Ein großer Aufwand.«
»Er kann nicht groß genug sein, wenn es gilt, Geheimnisse zu verschleiern. Ich frage mich nur, ob wir richtig handeln, wenn wir hinter dem Rücken des Kodebewahrers Pläne schmieden.«
Shakan winkte einen anderen Orbiter herbei und überreichte ihm die Kapsel. Er ordnete an, die Programmschablonen in die Positronik des Flaggschiffs einzugeben.
»Wir tun nichts anderes, als was Keijder im Fall Quiryleinens veranlasst hat, Chetter. Mir war schon nicht wohl bei dem Gedanken, Quiryleinen eine Antwort zu senden, aus der er Misstrauen gegen sich ableiten muss. Die neueste Nachricht von Jen Salik, durch Quiryleinen übermittelt, hat mich nachdenklich gemacht. Aber höre sie dir doch erst einmal an.«
Er ging mit seinem Besucher zur Funkzentrale und rief die gespeicherte Hyperfunksendung ab. Im Holo erschien
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