Silberband 117 - Duell der Erbfeinde
Quiryleinen.
»Vertrieben oder liquidiert.«
»Du bist verrückt!«, fuhr Quiryleinen die Frau an. »Kennst du die Berichte nicht, nach denen nirgendwo in dieser Galaxis frische Spuren einer gewaltsamen Eroberung entdeckt wurden?«
»Ich kenne sie«, entgegnete Nyrta. »Sie sind mit ein Grund dafür, warum wir Orbiter nicht hart gegen die Garbeschianer durchgegriffen haben. Die Invasion scheint sehr viel früher erfolgt zu sein, als das Signal der Anlage übermittelte. Demnach wären die heutigen Garbeschianer friedfertig gewordene Nachkommen der Eroberer. Das ändert aber nichts daran, dass sie sich unrechtmäßig in fremdem Eigentum aufhalten und daraus vertrieben werden müssen.«
Quiryleinen gab es auf, die Inspektoren allein mit Worten überzeugen zu wollen.
Als ein schwerer Gleiter heranschwebte und vor dem Beiboot landete, verließ er mit den Inspektoren das Boot.
Julian Tifflor persönlich begrüßte die Orbiter. Er trug eine Kombination ohne Rangabzeichen. Quiryleinen übernahm die Vorstellung.
»Du bist also der Erste Garbeschianer.« Ungeniert musterte Nyrta ihr Gegenüber.
»Gefalle ich dir?«, fragte Tifflor ironisch. Mit Genugtuung bemerkte er, dass die Psychotechnikerin errötete.
Kaleman blickte den Ersten Terraner durchdringend an, enthielt sich aber einer Bemerkung.
Tifflor nahm mit den Besuchern in der Passagierkabine Platz und gab dem Piloten das Zeichen zum Start. Der Gleiter flog mit mittlerer Geschwindigkeit bis zum Stadtrand, wurde vom Leitsystem übernommen und erst vor der Tiefgarage der Freedom Hall daraus entlassen.
»Wo sind wir?«, fragte Nyrta misstrauisch, als sie ausstiegen.
Tifflor erklärte es ihr, dann sagte er: »Lasst bitte eure Waffen im Gleiter. Es ist verboten, im Parlamentsgebäude Waffen zu tragen.«
»Sollen wir uns wehrlos einer Versammlung von Garbeschianern ausliefern?«
Tifflor schüttelte leicht den Kopf. »Wenn wir euch festnehmen wollten, würden auch eure Waffen nichts nützen. Aber niemand wird euch zu nahe treten. Uns Terranern ist die Gastfreundschaft heilig – und ihr seid unsere Gäste.«
Widerwillig schnallten die Orbiter ihre Waffengurte ab. Tifflor führte die Besucher in die Lobby. Nur Homer Adams wartete hier, alle Abgeordneten hatten sich schon im großen Saal versammelt.
Als die fünf Personen auf der Tribüne erschienen, verstummten schlagartig alle Gespräche. Die meisten der Parlamentarier und Zuschauer erkannten sofort, dass Tifflor und Adams von Orbitern begleitet wurden.
Um einem Aufruhr zuvorzukommen, trat der Erste Terraner schnell ans Rednerpult.
»Hohes Haus, ich darf unseren Freund Quiryleinen vorstellen, dessen Flotte für eine eventuelle Evakuierung bereitsteht. Begleitet wird er von den Inspektoren Nyrta und Kaleman, die sich davon überzeugen wollen, dass wir Terraner nicht mit den Garbeschianern identisch sind.«
Erregtes Stimmengewirr klang unter den Abgeordneten auf. Aber auch Nyrta und Kaleman zeigten Erregung – und vor allem Empörung. Es wurde Zeit für Jen Saliks Auftritt.
Wie verabredet betrat Salik unmittelbar hinter Tifflor, Adams und den Orbitern den Saal. Er war ebenfalls mit dem Antigravlift nach oben gekommen. Dutzende Flugkameras richteten sich auf ihn und die Orbiter.
Mit den Inspektoren ging eine deutlich erkennbare Verwandlung vor, die sich in ihrer Haltung und ihrem Mienenspiel ausdrückte – und als Jen Salik zwei Meter vor ihnen stehen blieb, sagte Nyrta: »Mein Ritter, wir haben Abbitte für unsere Verdächtigungen zu leisten. Verfügen Sie über uns!«
»Nicht mir habt ihr etwas abzubitten.« Jen Salik deutete in den Saal. »Die Vertreter der in der Liga Freier Terraner vereinigten Menschheit warten auf ein erlösendes Wort.«
»Es gibt also wirklich keine Garbeschianer?«, fragte Kaleman.
»Doch!«, antwortete Jen Salik. »Aber nicht hier, sondern auf Martappon. Keijder ist ihr Anführer.«
»Ich bin erschüttert.« Nyrta trat ans Rednerpult. »Terraner, da wir diesen Mann ...«, sie deutete auf Salik, »... als Ritter der Tiefe erkannt haben, glauben wir seiner Versicherung, dass ihr keine Garbeschianer seid. Kaleman und ich werden eine entsprechende Nachricht zur Anlage senden. Danach dauert es nicht mehr lange, bis unsere Flotten die besetzten Systeme verlassen und sich für eine eventuelle Evakuierung zur Verfügung halten. Wir bedauern unseren Irrtum und bitten euch um Verzeihung.«
Sekundenlang war es still, dann brandete frenetischer Beifall auf.
Amtranik blickte sich
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