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Silberband 119 – Der Terraner

Silberband 119 – Der Terraner

Titel: Silberband 119 – Der Terraner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PERRY RHODAN
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eine Minute dauert.«
    »Vielleicht ist er ein kosmischer Werwolf?« Bull unterdrückte sein Grinsen.
    »Wir sollten nicht darüber scherzen. Könnte es ein bestimmtes Signal sein, von dem Quiupu hofft, dass es irgendwo empfangen wird?«
    »Was unternimmt er außerdem Gefährliches?«, fragte Bully sarkastisch.
    »Jedes Mal, bevor er schläft, bereitet er sich aus Wasser und Pülverchen, die er seiner Ausrüstung entnimmt, einen dunkelfarbenen Trunk.«
    »Ein Schlafmittel!«
    Waringer stieß eine Verwünschung aus. »Ich hätte dich nicht holen sollen. Es ist besser, wenn ich Tiff benachrichtige, er wird sich mit dem nötigen Ernst dieser Sache annehmen.«
    Abwehrend hob Bull eine Hand. »Was können wir denn mit deinen Entdeckungen anfangen? Er heult morgens und trinkt abends eine Mixtur. In der Zeit dazwischen spielt er mit Draht.«
    »Es sind Rituale – und Rituale haben in der Regel eine tiefere Bedeutung. Wir könnten über sie an sein Gedächtnis herankommen.«
    »Du möchtest, dass jemand mit ihm redet.«
    »So ist es.«
    »Warum tust du das nicht selbst?«
    »Ich will Distanz wahren«, antwortete Waringer. »Wenn ich ihm zu nahe komme, unterliege ich mit Sicherheit subjektiven Urteilen über ihn.«
    »Also gut«, sagte Reginald Bull, wenn auch widerstrebend. »Ich werde zu ihm gehen.«
     
    Wenn Quiupu nicht im Labor arbeitete, hielt er sich in seinem in der Nähe liegenden Quartier auf. Die wenigen Menschen, mit denen er Kontakt hatte, bezeichneten ihn als zurückhaltend, ja sogar als scheu. Er machte einen gutmütigen Eindruck, wirkte aber nach wie vor undurchsichtig und geheimnisvoll.
    Rhodan hatte angeordnet, den Gast mit aller Behutsamkeit zu behandeln. Zweifellos fürchtete er, dass Quiupu, sobald er unter Druck gesetzt wurde, als Informant völlig ausfallen würde.
    Inzwischen hatte der Außerirdische auf eigenen Wunsch eine Hypnoschulung in Interkosmo erhalten und konnte sich daher ohne Translator unterhalten.
    Reginald Bull fühlte eine unerklärliche Scheu, als er die Unterkunft des Mannes betrat. Es war nicht so, dass er Quiupu ablehnend gegenübergestanden hätte, aber der Außerirdische besaß eine Ausstrahlung, die Bully als tiefe Melancholie erkannte. Sobald er in Quiupus Nähe kam, glaubte er zu spüren, dass dieses Wesen ein Verlorener aus Raum und Zeit und das Opfer eines rätselhaften Schicksals war.
    Quiupu hieß den Besucher willkommen und schloss die Holodatei, in der er geblättert hatte – eine Märchensequenz, wie Bull nicht ohne Befremden feststellte.
    »Ich bin froh, dass mich jemand besucht, der zu den Verantwortlichen auf dieser Welt gehört«, sagte Quiupu mit der ihm eigenen Freundlichkeit, die lediglich durch die schrille Stimme abgeschwächt wurde. »Die ersten Experimente mit den verschiedensten Viren erwiesen sich als Fehlschläge«, sagte Quiupu traurig, als könne er seinen Misserfolg nicht begreifen. »Es ist übrigens unfassbar, welche Vielfalt davon auf dieser Welt existiert.«
    »Wir hatten in der Vergangenheit oft genug Ärger damit«, bestätigte Reginald Bull. »Andererseits muss ich dich vor weiteren Enttäuschungen warnen. Kein Mensch kann Viren zusammensetzen, wie du es Rhodan gegenüber angekündigt hast. Das ist absoluter ...« Beinahe hätte er »absoluter Blödsinn« gesagt, doch er biss sich hastig auf die Zunge.
    »Ich habe angefangen, terranische Literatur über die Viren zu lesen«, verkündete Quiupu enthusiastisch. »Sie ist schlichtweg phantastisch. Versteht ihr nicht, dass sie alle aus dem Weltraum kommen, als die kleinsten Teilchen der Katastrophe?«
    »Hm«, machte Bull ratlos. »Eigentlich bin ich hier, um mit dir über andere Dinge zu reden. Von Viren verstehe ich nicht viel.«
    »Wir können über alles reden«, sagte Quiupu.
    Bully schaute sich im Zimmer um in der Hoffnung, einige jener geometrischen Figuren zu sehen, die Waringer ihm im Labor gezeigt hatte. Der Forscher hatte sich den Raum nach eigenen Vorstellungen einrichten können, und Bully fragte sich, wie ein Wesen sich in einer so spartanisch ausgestatteten Behausung wohlfühlen konnte.
    »Du hältst nach etwas Bestimmtem Ausschau?«, fragte Quiupu.
    Bully nickte. »Die Drähte, die du formst – haben sie eine Bedeutung?«
    »Sicherlich, aber ich kenne sie nicht mehr.«
    »Und warum heulst du jeden Morgen?«
    »Ich folge einem inneren Bedürfnis.«
    Bull brachte nur ein lahm klingendes »Soso!« zustande. Er fühlte sich völlig deplatziert. Nach dem dritten Ritual fragte er schon

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