Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
Vom Netzwerk:
von irgendwelchen modernen Computerkarten. Es geht um eine alte Seekarte, etwa einen halben Meter breit und dreißig Zentimeter hoch. Du kennst sie, sie gehört zu der Sammlung, die du für deine Diplomarbeit benutzt. Stell dich also nicht dümmer an, als du bist, wo ist die Karte?«
    Einstein bewegte seine Hand leicht nach rechts, sodass der Pistolenlauf jetzt auf Franks Bauchgegend zeigte. Instinktiv zog Frank seine Knie an seinen Körper.
    »Für meine Arbeit habe ich jede Menge Karten zusammengesucht«, sagte er ausweichend, »ich schreibe über die klimatischen Auswirkungen, die beim Ausbleiben des Golfstroms für das Festland in Nordamerika und in Europa …«
    »Verschone mich bloß mit deinem Wissenschaftsgequatsche. Ich will nur diese eine Karte, und wenn dir nicht ziemlich bald einfällt, wo sie ist, dann sorge ich dafür, dass deine Diplomarbeit ein anderer zu Ende schreiben muss.«
    Einstein legte die Pistole wieder auf die Sessellehne und zog ein weiteres Paar Handschellen aus seiner Tasche. Er stand auf und ging auf Frank zu. Erneut packte er seinen Arm und riss ihn mit einem kräftigen Ruck nach oben. Frank schrie auf vor Schmerz und warf Kopf und Oberkörper nach vorne, sodass sein Gesicht jetzt knapp über dem Fußboden schwebte.
    Wenn Einstein seinen Arm noch weiter im Schultergelenk nach oben drehte, würde er Franks Kopf unweigerlich immer weiter gegen den Boden pressen, bis die Halswirbel dem Druck nachgeben und brechen würden.
    »Hör auf, ich sag dir ja, wo sie ist. Die Karte ist bei meinem Professor. Keine Ahnung, wo der sie aufbewahrt. Ich habe die Karte nicht.«
    Frank spürte erleichtert, wie der Druck etwas nachließ.
    »Bei deinem Professor? Bei Pfleiderer? Das kann nicht stimmen, seine Sekretärin hat mir gesagt, er hat sie dir gegeben, für deine Arbeit. Ich warne dich, versuch nicht, mich zu belügen. Noch einmal: Wo ist die Karte?«
    Wieder presste Einstein Franks Gesicht mit voller Kraft auf den Fußboden. Panik überkam Frank.
    »Ich habe die Karte nicht, ich habe sie ihm zurückgegeben. Wirklich. Ich konnte sie für meine Arbeit nicht brauchen, seine Sekretärin weiß das nicht, lass mich los!«, presste Frank verzweifelt hervor.
    Unter dem Druck von Einsteins Griff hatte er Mühe, sich zu artikulieren. Er bekam es jetzt ernsthaft mit der Angst zu tun. Wenn er diesem durchgedrehten Spinner nicht klarmachen konnte, dass er die Karte nicht hatte, würde der ihn glatt umbringen.
    Einstein lockerte den Griff und zog Franks Kopf an den langen, blonden Haaren nach oben. Eine kleine Ewigkeit blickte Frank aus kürzester Entfernung in die dunkelbraunen Augen, die ihn anstarrten, ohne dass sich die Augenlider auch nur ein einziges Mal schlossen.
    »O. K.«, sagte Einstein endlich, »heute ist dein Glückstag. Wenn du lügst, komme ich wieder. Ich finde dich, das weißt du.«
    Einstein nahm das zweite Paar Handschellen, griff nach Franks linkem Arm, legte die eine Schelle um sein Handgelenk und schloss ihn dann mit der anderen ebenfalls an die Heizung an.
    »Ich lüge nicht, durchsuch doch meine Wohnung, du wirst hier nichts finden. Die Karte, die du suchst, ist bei Professor Pfleiderer«, sagte Frank.
    Einstein blickte im Zimmer umher, sah die überall verstreuten Papiere, Zeitschriften und Bücher. Auf dem Fußboden, in den Regalen, auf Franks Schreibtisch, auf dem Fensterbrett, alles war mit Papierstapeln übersät.
    »Ich glaube kaum, dass ich das tun werde. Wenn ich die Karte bei Pfleiderer nicht finde, komme ich zurück. Wie versprochen. Und dann wirst du sie mir geben, denn sonst werde ich dir richtig wehtun.«
    Einstein griff nach seinen Lederhandschuhen und richtete sich auf. Die Handschellen, mit denen er an die Heizung gekettet war, zwangen Frank, auf dem Fußboden kauernd, zu Einstein aufzusehen. In voller Körpergröße aufgerichtet stand Einstein über ihm und ließ ihm einige Sekunden lang Zeit, um seine Worte wirken zu lassen. Er war ein riesiger, schwarzer Koloss. Selbst wenn er Frank erlaubt hätte aufzustehen, hätte er ihn noch um einen halben Kopf überragt, er musste größer als zwei Meter sein. Abrupt wandte sich Einstein ab.
    Als Frank sah, dass er gehen wollte, unternahm er einen letzten, verzweifelten Versuch.
    »Wenn ich es doch sage, die Karte ist hier nicht, du kannst mich genauso gut losmachen, ich werd ganz bestimmt nicht hinter dir herlaufen«, rief er ihm nach.
    Einstein, der bereits die Wohnungstür erreicht hatte, drehte sich um, kam wieder zurück und

Weitere Kostenlose Bücher