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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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sie die wertvolle Ladung schützen, doch ein Angriff war nicht zu erwarten. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb die Gerüchte, dass es Piraten gewesen sein sollen, die den Schatz auf Wavy Island vergraben haben, meiner Ansicht nach falsch sind. Abgesehen von dem fehlenden Know-how der Piraten, die niemals ein solch kompliziertes Tunnelversteck hätten bauen können, wäre die spanische Silberflotte bei einem Piratenangriff viel zu gut gesichert gewesen. Piratenschiffe waren meistens nur einzeln auf Kapertour, daher ist ein Angriff auf die stark bewachte spanische Silberflotte eigentlich undenkbar. Selbst der wagemutigste Pirat, wie gewaltsam er auch immer in den Liedern und Erzählungen der Küstenbewohner geschildert wurde, hätte es sich zweimal überlegt, sich mit der spanischen Silberflotte anzulegen. Die Kanonenkugeln der begleitenden Fregatten hätten ihn in Stücke gerissen, bevor er überhaupt Zeit gehabt hätte, seine Totenkopfflagge zu hissen.«
    »Was passierte denn nun mit den Schiffen?«, fragte Peter ungeduldig.
    »Die Flotte geriet nur ein paar Tage nach ihrer Abfahrt aus Havanna in einen Hurrikan, der nach den überlieferten Schilderungen der Seeleute mit mindestens einhundertzwanzig Stundenkilometern über sie hinweggefegt sein muss. Zu dieser Zeit befand sich die Flotte vor der Ostküste Floridas. Die Winde trieben alle Schiffe an die Küste, wo sie an den Sandbänken auf Grund liefen oder in der schweren Brandung zerschellten.«
    »Und wie kam das Gold dann nach Wavy Island?«, fragte Peter wieder nach.
    »Zunächst wurde das meiste Gold und Silber tatsächlich von den Spaniern selbst geborgen. Es waren zwar mehr als hundert Seeleute ums Leben gekommen, aber als die Stürme abgeflaut waren, versuchten die Spanier zuerst einmal, ihr Gold wieder einzusammeln. Der Schatz, der da vor der amerikanischen Küste lag, muss nach heutigem Maßstab einen Geldwert von mehreren Milliarden Dollar gehabt haben. Das veranlasste sogar die Gouverneure der amerikanischen Ostküstenstaaten zu der ernsthaften Überlegung, ob sie sich nicht militärisch zusammenschließen sollten, um sich das vor ihrer Küste liegende Gold und Silber unter den Nagel zu reißen. Doch darauf war der spanische König vorbereitet, sodass er die Amerikaner gar nicht erst zum Zug kommen ließ. Er entsandte von Havanna aus eine Anzahl von Bergungsschiffen, die sofort nach der Nachricht vom Untergang der Silberflotte in See stachen. Es ist überliefert, dass schätzungsweise achtzig Prozent des verlorenen Goldes und Silbers wieder aus den seichten Küstengewässern Floridas geborgen wurden. Letztendlich retteten diese 80 Prozent den spanischen König vor dem Bankrott.«
    Kenneth McCully machte eine bedeutungsvolle Pause.
    »Elf der zwölf Schiffe, die in Havanna losgesegelt waren, wurden vor der Ostküste Floridas wiedergefunden.«
    »Elf, aber nicht zwölf.«
    »Genau, und damit kommen wir endlich zum Geheimnis des Schatzes von Wavy Island«, sagte McCully.
    »Ein Schiff wurde nicht gefunden. Die Santa Cartagena, mit achtzig Mann Besatzung und einer Ladung von sechzig Tonnen Silber eines der kleinsten Schiffe der Flotte, verschwand auf Nimmerwiedersehen.«
    »Das Schiff wurde nie mehr gefunden? Sie sagten doch, dass die Küstengewässer Floridas sehr flach sind«, sagte Peter.
    »Ja, deshalb kann man auch mit einiger Sicherheit sagen, dass es dort nicht auf dem Meeresgrund liegt. Es gab einige Schatzsucherexpeditionen, die sich später auf den Weg gemacht haben. Mit den modernsten Mitteln wurde im 20. Jahrhundert nach versunkenen Schiffen gesucht. So wurde zum Beispiel die Central America, ein Schiff, das mit zwanzig Tonnen reinen Goldes aus dem kalifornischen Goldrausch zweihundert Meilen vor der Atlantikküste vor South Carolina gesunken war, wiederentdeckt und das Gold aus dem Schiffsrumpf geborgen. Es gibt noch zahlreiche andere Beispiele über die Bergung von Goldladungen aus spanischen Frachtschiffen, die in der Karibik versunken sind und erst viel später wiedergefunden wurden. Eine Zeit lang begab sich ein ganzes Heer US-amerikanischer Schatzsucher mit Ingenieursausbildung und der Hilfe zahlungskräftiger Sponsoren auf die Suche. Sie suchten jeden Zentimeter des Meeresgrundes in der Karibik und im Golf von Mexiko nach verschwundenen Goldschätzen ab.
    Die Santa Cartagena aber wurde nie gefunden.«
    »Warum nicht?«, fragte Frank.
    »Hauptsächlich deshalb, weil man keinerlei Anhaltspunkte hatte, wo man suchen sollte. Die

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