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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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Wahrscheinlichkeit, dass das Schiff den Hurrikan überstanden hatte, war äußerst gering. Andererseits war es aber auch nicht auszuschließen, und ein Großteil der Schatzsucher, die sich seither aufgemacht haben, das Rätsel von Wavy Island zu lösen, sind davon überzeugt, dass sie nach dem Silberschatz der Santa Cartagena suchen.
    Die Santa Cartagena wird durch den Sturm, wenn sie nicht sehr weit von der Küste entfernt gesunken ist, in stark angeschlagenem Zustand immer weiter nach Norden gesegelt sein. Es ist kaum vorstellbar, dass der Kapitän sich allein an die Atlantiküberquerung gewagt hat. Deshalb ist es durchaus möglich, dass das Schiff auf der Suche nach Hilfe die Küste hinaufgeirrt ist und schließlich vom Ebbestrom in die Bay of Fundy hineingezogen worden ist, wo es sich in die kleine Nebenbucht der Cruden Bay gerettet hat und dort endlich gestrandet ist.
    Es ist aber auch denkbar, dass das Schiff auf seiner Irrfahrt Richtung Norden tatsächlich von Piraten gekapert wurde, die die spanische Besatzung über Bord geworfen und das Schiff dann selber in der Cruden Bay auf Sand gesetzt haben.«
    »Wenn das Schiff dort gestrandet ist, müssten dann nicht Spuren davon gefunden worden sein?« Frank hatte sich McCullys Geschichte zwar mit größtem Interesse angehört, so langsam kamen ihm aber doch starke Zweifel, ob er sie nicht bloß mit uraltem Seemannsgarn unterhalten wollte.
    »Nicht unbedingt. Zunächst einmal können die Trümmer des Schiffes recht gut für den Bau der Tunnelstollen und zum Abstützen der Schächte benutzt worden sein. Bedenkt auch, dass die Zwischendecks, die von den ersten Schatzsuchern in regelmäßigen Abständen beim Graben in die Tiefe gefunden worden sind, aus alten Eichenbohlen bestanden haben. Zudem sind die Küstenbewohner Neuenglands alle daran gewöhnt, ihren Lebensraum mit angeschwemmtem Strandgut auszubauen und auszubessern. Sie waren schließlich schon damals die Nachfahren von angelsächsischen Inselbewohnern, die sich jahrhundertelang vorher als Schmuggler und Strandpiraten betätigt hatten.«
    Bei diesen Worten sah er Peter vielsagend an.
    »Und schließlich muss man noch berücksichtigen, dass das Schiff an einem Ufer gestrandet ist, das von der stärksten Gezeitenströmung der Welt umspült wird. Selbst die schwersten Schiffsteile können von einer solch starken Strömung ohne Weiteres weggerissen und wieder auf das Meer hinausgetrieben worden sein.
    Ich bin jedenfalls fest davon überzeugt, dass die Bewohner Neuschottlands selbst hinter der ganzen Geschichte stecken. Entweder haben sie der spanischen Besatzung die Silberfracht abgenommen und in den unterirdischen Tunneln von Wavy Island versteckt, oder sie haben die Piraten, die das Schiff vorher von den Spaniern erbeutet hatten, in eine Falle gelockt und ihnen den Silberschatz wieder abgenommen.
    Eine Truppe dahergelaufener Piraten, die sich in der Gegend gar nicht auskannte, besaß niemals die logistische Ausbildung, ein dermaßen verzwicktes Schacht- und Tunnelsystem anzulegen, wie es während der langen Schatzsuche zum Vorschein gekommen ist.
    Den Mythos um den Piratenschatz des William Kidd oder Blackbeard, die sich ausgerechnet ein winziges windumtostes Eiland in dieser unwirtlichen Gegend ausgesucht haben sollen, um dort ihren Schatz zu vergraben, haben die Bewohner Neuschottlands mit Freuden ausgenutzt, um von ihrem eigenen Anteil an der Geschichte abzulenken.«
    »Gibt es denn in dieser Gegend so weit nördlich im Atlantik überhaupt Piratengeschichten?«, fragte Frank. »Ich dachte immer, Piraten hätten sich hauptsächlich in der Karibik herumgetrieben?«
    »Die Sage erzählt, dass in den schwärzesten und stürmischsten Nächten eine feuerrot leuchtende Piratenfregatte mit brennenden Segeln in die Cruden Bay einläuft, um sich den auf Wavy Island versteckten Schatz zurückzuholen.«
    »Wow«, entfuhr es Peter, »willkommen zur Piratentour bei Nacht.«
    »Wenn die Segel heruntergebrannt sind, sieht man an den Rahen die verkohlten Leichen der Neuschottländer baumeln, die von den Piraten aus Rache für den Diebstahl des Schatzes aufgehängt wurden. Das Schiff wird immer während der Hurrikansaison im Herbst gesichtet, wenn die Ausläufer der großen Stürme über die Bucht hinwegfegen und der Gezeitenstrom in den dunklen Neumondnächten besonders stark ist.«

40
    Von der nicht weit entfernten Kirche mit dem Namen St. Peter und Paul in der Berner Innenstadt hörten sie die Kirchturmglocke zwölfmal

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