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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Vorrede noch mehr.
    »In Brennin, dem Großkönigtum, herrscht Ailell. Seit fünfzig Jahren schon, wie ihr erfahren habt. Er ist sehr alt, erheblich geschwächt. Dem Rat der Magier steht Metran vor, und Gorlaes, der Kanzler, ist der Erste unter den Ratgebern. Ihr werdet sie beide kennen lernen. Ailell hatte nur zwei Söhne, beide spätgeboren. Der Name des Älteren –«, hier zögerte Matt, »– darf nicht ausgesprochen werden. Der Jüngere ist Diarmuid, der jetzige Thronerbe.«
    Zu viele Geheimnisse, dachte Kevin Laine. Er war nervös und aus diesem Grund verärgert über sich. Kim, die neben ihm saß, hörte angespannt zu; und eine einzelne senkrechte Furche zeigte sich auf ihrer Stirn.
    »Südlich des Großkönigtums«, fuhr der Zwerg fort, »fließt der Saeren durch eine Schlucht, und jenseits des Flusses befindet sich Cathal, das Gartenland. Es hat noch zu meinen Lebzeiten Krieg mit Shalhassans Volk gegeben. Der Fluss wird zu beiden Seiten von Grenzpatrouillen bewacht. Nördlich von Brennin erstreckt sich die Ebene, die von den Dalrei, den Reitern, bewohnt wird. Die Stämme folgen im Wechsel der Jahreszeiten den Eltorherden. Es ist unwahrscheinlich, dass ihr einen der Dalrei zu Gesicht bekommt. Sie haben nichts übrig für Mauern und Städte.«
    Kevin sah, dass sich Kims Stirnrunzeln noch verstärkt hatte. »Im Osten, jenseits der Berge, wird die Landschaft wilder und wunderschön. Das Land wird heute Eridu genannt, obwohl es vor langer Zeit einen anderen Namen trug. Es beherbergt ein Volk, das einst von großer Wildheit war, sich in jüngster Zeit jedoch ruhig verhalten hat. Von den Ereignissen in Eridu ist wenig bekannt, denn die Berge sind eine schwer überwindliche Barriere.« Die Stimme Matt Sörens wurde rauer. »Im Lande Eridu hausen die Zwerge, meist unsichtbar in ihren Kammern und Gewölben unter den Bergen Banir Lok und Banir Tal, am Calor Diman, dem Kristallenen See. Ein Ort, der schöner ist als irgendein anderer auf sämtlichen Welten.«
    Wieder hatte Kevin Fragen, hielt sie jedoch zurück. Er erkannte, dass hier ein alter Schmerz zum Vorschein kam.
    »Nordwestlich von Brennin liegt der Pendaran-Wald. Er erstreckt sich meilenweit nach Norden, zwischen der Ebene und dem Meer. Jenseits des Waldes liegt Daniloth, das Schattenland.« Der Zwerg verstummte so unvermittelt, wie er begonnen hatte, und wandte sich ab, um das Bündel mit seinen Gerätschaften zu schnüren. Es entstand ein Schweigen.
    »Matt?« Das war Kimberly. Der Zwerg drehte sich um. »Was ist mit dem Berg nördlich der Ebene?«
    Matt machte eine rasche, unwillkürliche Handbewegung und starrte das schmale, braunhaarige Mädchen an.
    »Du hattest also von Anfang an recht, mein Freund.«
    Kevin wirbelte herum. Im Durchgang zum Schlafzimmer stand die hochgewachsene Gestalt Lorens in einer langen Robe, die in wechselnden Silbertönen schimmerte.
    »Was hast du gesehen?« wollte der Magier von Kim wissen, sehr sanft.
    Auch sie hatte sich umgedreht, um sich ihm zuzuwenden. Ihre grauen Augen hatten einen seltsamen Ausdruck – in sich gekehrt und verstört. Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie Klarheit gewinnen. »Eigentlich nichts. Nur … dass ich wirklich einen Berg sehe.«
    »Und?« drängte Loren. »Und …« Sie schloss die Augen. »Eine Art Hunger. Im Innern des Berges … ich kann es nicht erklären.«
    »Es steht geschrieben«, führte Loren nach einer kurzen Pause weiter aus, »und zwar in unseren Büchern der Weisheit, dass es in jeder der Welten solche gibt, die Träume oder Visionen haben – oder Erinnerungen, wie ein Weiser es nannte – die von Fionavar handeln, der Ersten der Welten. Matt, der selbst über solche Gaben verfügt, hat dich gestern als Befähigte erkannt.« Er hielt inne; Kim regte sich nicht. »Wir wissen«, fuhr Loren fort, »dass so jemand für die Mitte des Kreises gefunden werden muss, wenn andere bei einem Übergang mit zurückgebracht werden sollen.«
    »Deshalb wollten Sie uns also haben? Wegen Kim?« Das waren Paul Schafers erste Worte, seit er eingetroffen war.
    »Ja«, entgegnete der Magier knapp. »Verdammt!« setzte Kevin leise an. »Und ich dachte, es wäre mein Charme.«
    Niemand lachte. Kim starrte Loren an, als suche sie Antworten in den Falten seines Gesichts oder in den wechselnden Schattierungen seiner Robe. Endlich fragte sie: »Und der Berg?«
    Lorens Stimme klang beinahe beiläufig. »Vor eintausend Jahren wurde dort jemand eingeschlossen. Im tiefsten Innern von Rangat, denn so heißt

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