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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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endlich dem Wächter zuwandte, der sich immer noch untätig auf seine Waffe stützte. »Ist dies der Abend vor dem Fest?« fragte Loren.
    »Freilich«, erwiderte der Mann. »Aber sollte ein großer Magier das nicht wissen, ohne fragen zu müssen?«
    Kevin sah, wie Lorens Augen im Licht der Fackeln flackerten.
    »Geh«, gebot er. »Geh und teile dem König mit, dass ich zurückgekehrt bin.«
    »Es ist schon spät. Er wird schlafen.«
    »Er wird hiervon Kenntnis haben wollen. Geh jetzt.« Der Wachsoldat setzte sich mit absichtlich unverschämter Gemächlichkeit in Bewegung. Als er sich jedoch umdrehte, gab es plötzlich einen dumpfen Schlag, und wenige Zentimeter neben seinem Kopf erzitterte ein Wurfmesser im Holz der Tür.
    »Ich kenne dich, Vart«, drohte eine tiefe Stimme, als der Mann herumfuhr, und sogar im Fackelschein war zu erkennen, wie bleich er geworden war. »Du entgehst mir nicht. Du wirst tun, was man dir sagt, und zwar schnell, und du wirst zu Höhergestellten höflich sein – sonst trifft mein nächster Dolch nicht ins Holz.« Matt Sören war aufgestanden, und es ging eine beinahe greifbare Gefährlichkeit von ihm aus.
    Nun entstand ein angespanntes Schweigen. Schließlich: »Es tut mir leid, Edler Magier. Die späte Stunde … meine Müdigkeit. Willkommen daheim, Herr, ich werde gehen, Eure Anweisungen auszuführen.« Der Wachsoldat hob seinen Speer zum förmlichen Salut, dann wirbelte er herum, diesmal zackig, und verließ den Raum. Matt trat vor, um seinen Dolch wieder an sich zu nehmen. Er blieb wachsam im Türbogen stehen.
    »Also«, begann Kevin Laine von neuem. »Wo ist er?«
    Loren hatte sich in den Stuhl fallen lassen, den der Zwerg gerade freigemacht hatte. »Ich bin mir nicht sicher«, musste er gestehen. »Verzeiht mir, aber ich weiß es wirklich nicht.«
    »Aber Sie müssen es wissen!« rief Jennifer aus. »Er hat sich entzogen, als der Kreis sich gerade schloss. Ich war bereits zu sehr unter dem Einfluss der Kraft – ich konnte nicht mehr hervorkommen, um seinen Weg zu beobachten. Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt mitgekommen ist.«
    »Aber ich«, sagte Kim Ford schlicht. »Er ist mitgekommen.
    Ich war die ganze Zeit mit ihm in Verbindung. Ich habe ihn festgehalten.«
    Loren erhob sich unvermittelt. »Hast du das? Gut gewebt! Das bedeutet, dass er den Übergang vollzogen hat – er befindet sich irgendwo in Fionavar. Und wenn dem so ist, wird er auch gefunden werden. Unsere Freunde werden die Suche aufnehmen.«
    »Ihre Freunde?« fragte Kevin. »Doch hoffentlich nicht das Ekel, das die Tür bewacht hat?«
    Loren schüttelte den Kopf. »Nein, der nicht. Er ist der Handlanger von Gorlaes – und bei dieser Gelegenheit muss ich euch um noch etwas bitten.« Er zögerte. »An diesem Hof gibt es verschiedene Parteien, und ein Machtkampf ist im Gange, denn Ailell ist hochbetagt. Gorlaes würde mich gerne beseitigt sehen, aus den verschiedensten Gründen, und wenn er das nicht erreichen kann, würde es ihm besondere Freude machen, mich beim König zu verleumden.«
    »Das heißt, wenn Dave fehlt …?« murmelte Kevin.
    »Genau. Ich glaube, nur Metran weiß, dass ich mich auf die Suche nach fünfen gemacht habe – und ich habe ihm ohnehin nicht so viele versprochen. Man wird Dave finden, das verspreche ich euch. Dürfte ich euch bitten, seine Anwesenheit im Augenblick noch für euch zu behalten?«
    Jennifer Lowell war ans offene Fenster getreten, während die anderen sich unterhielten. Es war eine heiße Nacht und sehr trocken. Tief unten zu ihrer Linken konnte sie die Lichter einer Stadt erkennen, die sich beinahe unmittelbar an die Mauern jenes Gevierts anschloss, bei dem es sich, wie sie annahm, um Paras Derval handeln musste. Vor ihr erstreckten sich Felder, und dahinter ragten dicht an dicht die Bäume eines Waldes auf. Kein Lüftchen regte sich. Furchtsam blickte sie gen Himmel und stellte zu ihrer ungeheuren Erleichterung fest, dass sie die Sternbilder kannte. Denn obwohl die schlanke Hand am Fenstersims ruhig dalag und ihre kühlen grünen Augen kaum etwas verrieten, hatten Daves Verschwinden und der unvermutet geworfene Dolch sie doch erheblich aus der Fassung gebracht.
    In ihrem Leben, das auf wohldurchdachten Entscheidungen beruhte, war die Aufnahme der Beziehung zu Kevin eines Abends vor nunmehr zwei Jahren die einzig bedeutsame spontane Handlung gewesen. Nun fand sie sich wider alle Wahrscheinlichkeit an einem Ort, wo nur die Tatsache, dass sie über sich das Sommerdreieck

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