Silberschwester - 14
Donner ihrer Hufe durch die Nacht hallte.
Und Ginny hielt sich die Ohren zu, bis der Lärm verebbte.
»Was hast du
getan?«, stöhnte Manus da.
»Nur dem
Schwarzen Jäger ein Angebot gemacht!«, sagte sie.
»Aber was ist,
wenn er den armen Distel fängt?«
»Da müsste er
ja noch schlauer sein als der gefräßige Fuchs«, spottete sie, ging zum Kamin
und setzte sich, um so, den Blick auf die offene Tür gerichtet, die ganze lange
Nacht zu warten, derweil der Geist von Manus auf und ab schritt. Und im Verlauf
dieser Stunden hörte sie wieder und wieder dieses erregte Gejaule des Terriers,
das ihr verriet, dass er eine neue Fährte aufgenommen hatte, und hörte auch
mehr als nur einmal eine Reihe von Flüchen aus dem Moor … jenseits des Waldes.
Aber endlich
lehnte sie sich in ihren Sessel zurück, schloss die Augen und sank in
friedlichen Schlaf. Doch nicht lange, da ließ ein jäher Schrei sie
hochschrecken …
»Ginny, er
kommt!«, hörte sie Manus rufen.
Da war sie mit
einem Schlag wieder hellwach und starrte zur Tür hinaus. Am östlichen Himmel
erschien bereits ein rosiger Schein – und davor hob sich eine hohe Gestalt in
zerfetztem Plaid ab: Wirklich, der Schwarze Jäger kehrte zurück – aber er kam
zu Fuß und gefolgt von seiner knochigen Stute, die so erschöpft und so
geschunden wie eine lebendige Mähre hinter ihrem Herrn herhinkte … Aber mit
verächtlich ausgestreckten Armen trug er ein zappelndes Bündel vor sich her.
Distel! Er
hatte den Moorterrier erwischt!
Ginny sprang
auf und stürzte zur Tür, lehnte sich gegen den Türrahmen. Ihr magisches Auge
verriet ihr dann, dass Distels Fell, aber auch das Plaid des Schwarzen Jägers,
ein einziger Filz aus Kletten und Heideblüten war.
»Hat der Hahn
bereits gekräht?«, fragte sie ängstlich und sah Manus an. Der schüttelte
langsam den Kopf. Heiligste Herrin des Silberrades, was soll ich nur tun?
Da huschte,
wie als Antwort auf ihr Flehen, so ein leuchtend rotes Etwas über den Pfad. Der
Fuchs! Genau der, auf den sie am Abend zuvor den Moorterrier angesetzt hatte,
war wieder zu ihrem Hühnerhaus unterwegs.
»Distel! Der
Fuchs!«, schrie sie.
Da, ein wildes
Gegacker und Geflatter – der Fuchs war in den Stall eingebrochen! Und Distel
japste und jaulte, zappelte wie toll, um sich den Händen des Schwarzen zu
entwinden. Da half alles Mühen des Unseligen nicht, der Terrier mit seiner
Zähigkeit obsiegte. Mit einem kräftigen Ruck riss er sich los – und dann jagte
er hinter dem Fuchs her, der, mit einer der Hennen im Maul, schon wieder das
Weite suchte.
Aufheulend vor
Zorn stürzte der Schwarze hinter dem Terrier her, einem Raubvogel gleich stieß
er herab, sauste er … Und landete doch nur inmitten dieser gackernden, in
heller Panik auseinander spritzenden Hühnerschar. Aber als er sich, noch
knurrend und fauchend, auf die Knie hochrappelte …
… hob der von
all der Unruhe in seinem Hof irritierte alte Hahn zu krähen an.
»Nein!«,
heulte der Schwarze und fuhr herum.
Ginny jedoch
trat über die Schwelle, legte eine Hand auf die Hüfte und beschwor in die
andere ein Weißes Feuer. »Du hast deinen Teil unserer Vereinbarung nicht
erfüllt, Schwarzer Jäger«, sprach sie. »Und so deinen Anspruch auf diese Seele
verwirkt. Vielleicht verschwindest du ja besser … ehe die Sonne noch höher
steigt.«
Mit einem
Wutschrei sprang der Schwarze Jäger auf und stürzte seiner Stute nach, dein
elenden Gerippe dort, das kehrt gemacht hatte, auf der Flucht zu den letzten
Schatten der Nacht war und sich um seinen wütenden Herrn, der ihm nun
hinterherhetzte, einen Teufel scherte.
Da drehte
Ginny sich zu Manus um, der noch, dicht hinter der Schwelle, im Hause stand.
Das Morgenlicht würde ja bald auch seine Essenz verblassen lassen …
»Ja, ich bin
beeindruckt«, sagte er. »Und ich bin noch immer dein Gefangener.«
»Bei meinem
Willen, Manus Mac Greeley, ich entlasse dich aus diesem Ort«, sagte sie gleich.
»Gehe hin, gehabe dich wohl.«
Lächelnd trat
er ins Freie und verbeugte sich vor ihr. »Bis zum nächsten Vollmond, Kleines«,
sprach er und schwand ihr aus den Augen.
Und sie pfiff
und rief nach Distel, ihn zurückzuholen. Denn diesmal, fand sie, hatte der
Fuchs sich sein Nachtmahl doch verdient … auch, wenn sie das eine Henne
kostete. Außerdem hätte Distel sicher noch öfter Gelegenheit, ihn zu fangen.
Nun kam der
Kleine, über und über mit Kletten und Farnkraut bedeckt, auch schon angetrabt.
Und Ginny schüttelte den Kopf
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