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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Besucher Freund, nicht
Feind sei, sah sie daran, dass »Distel« jetzt auf seine kurzen Beine sprang,
dass er sie fast umgeworfen hätte und freudig zur Tür raste. Dabei hatte sie
gerade versucht, ihm die Kletten aus dem Rauhaarfell zu bürsten! Aber daran,
dass er damit übersät war, war sie selber schuld – hatte sie ihn doch
ausgeschickt, den Fuchs vom Hühnerhof fern zu halten. Hatte sie doch in den
letzten Nächten an den verschlagenen Räuber schon zwei gute Legehennen
verloren! Zum Glück war Distel wirklich gut dressiert und wäre, wenn sie ihn
nicht zurückgerufen hätte, diesem Fuchs bis zum Hochland nachgejagt!
    Nun stand er
an der Haustüre und wedelte erwartungsvoll mit dem kurzen Schwanz …
    Und ihre
magischen Sinne sagten ihr, dass dieser Freund, der sie gerade besuchen kam,
für einige Zeit nicht von dieser Welt gewesen war. Manus, dachte sie, legte die
Bürste weg, erhob sich von ihrem Platz am Kamin und huschte zur Eingangstür … Was
konnte er jetzt nur wollen?
    Heftig stieß
sie die Tür auf – da sah sie den Wald von Tamhasg im Mondlicht ragen,
fahlweißes Licht um knorrige Zweige, Äste, die wie blanke Knochen im sanften
Wind klapperten. Und dort auf ihrem Pfad sah sie aus feinem Nebel schemenhaft
eine männliche Gestalt erstehen. So verschränkte sie die Arme über der Brust.
    »Manus?«, rief
sie.
    Beim Klang
ihrer Stimme nahm er sogleich klarere Konturen an. »Ginny«, erwiderte er und
trat ins Licht hervor. »Du siehst gut aus!«
     Jetzt schoss
Distel voran und begrüßte, auf den Hinterbeinen tanzend, sein ehemaliges
Herrchen.
    »Und was führt
dich in dieser Nacht hierher?«, fragte sie.
    Manus kniete
zu dem wie toll sich gebärdenden Terrier, fuhr ihm mit der Hand … durch … den
Kopf. Aber Distel schien nicht zu bemerken, dass sein alter Herr und Meister
ihn nicht mehr richtig streicheln konnte … Nein, er tanzte und sprang nur immer
weiter um ihn herum, so froh und glücklich wie ein kleines Kind beim Besuch des
geliebten Großvaters. Was aber leider ein Ding der Unmöglichkeit war …
    Nun richtete
Manus sich seufzend auf. Es war zwei Jahre her, dass er, spät nachts auf der
Straße im Moor, von Räuberhand einen allzu frühen Tod erlitten hatte. So eine
Vollmondnacht war es gewesen und er so voll vom süßen, schweren Heidebier, dass
er sich der Schufte, die über ihn herfielen, nicht hatte erwehren können … und
auch Zauberbürtige sind ja sterblich im Fleisch, mögen sie noch so langlebig
sein! Zauberbürtige, hatte er Ginny immer gesagt, bleiben im Tode dem treu, was
sie zu Lebzeiten tun … Wohl wahr, dachte sie beim Anblick dieses Geists vor
ihr, der wie einer wankte und schwankte, der seinem Lieblingsbräu allzu heftig
und ausdauernd zugesprochen hatte.
    Er war ein
schöner Mann gewesen – in der Blüte seines Lebens dahingerafft. Groß und rank
stand er nun vor ihr, in etliche Ellen seines rot, grün und grau karierten
Plaids gehüllt, das er, nach alter keltoranischer Art, ohne Hosen trug. Und
schön flutete ihm das lange, rötliche Haar über die breiten Schultern.
    Sie wusste
wirklich nicht, was sie zu ihm hingezogen hatte –außer dem Umstand eben, dass
sie eine junge Zauberbürtige ohne Lehrerin noch Lehrer gewesen war. Sie war
eines Nachts von daheim geflohen, weil ihr Vater sie trotz ihrer Berufung mit
einem widerlichen Mann hatte verheiraten wollen, und das nur, um dank ihres
Brautpreises seine Herden mit feinen, feisten keltoranischen Rindern zu
vergrößern. Manus hatte ihr Obdach gewährt, ohne aber je ihre Lage auszunutzen
… Er hatte sein Haus und Distels Gesellschaft mit ihr geteilt, hatte ihr die
Bedeutung der in ihr wachsenden Kraft erklärt.
    Aber er hatte,
wie mancher Mann, diesen Hang zum Heidebier, den sie nicht ausstehen konnte.
Diese Art Geister, hatte sie ihm prophezeit, wäre einmal sein Tod … Und diese
Vorhersage hatte sich auch leider bewahrheitet.
    »Was führt
dich hierher?«, wiederholte sie sich. »Du besuchst mich doch sonst nie bei
Vollmond … Da wanderst du gemeinhin durchs Moor und suchst deine Mörder!«
    »Jawohl,
Kleines«, erwiderte er und grinste. »Und das werde ich auch weiter tun, bis ich
meine Rache bekommen habe, es sei denn …«
    »Es sei
denn?«, hakte sie nach. Sie glaubte, einen Anflug von Zögern in seinem Blick
auszumachen – aber er war ja manchmal geheimnistuerisch gewesen, hatte ihr nie
recht gesagt, warum er in mondhellen Nächten zum Zechen ins Moor hinausging.
    »Also,
Kleines, sieh mal … Ich bin

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