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Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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wichtig es für die Gegenwart ist, die Vergangenheit zu kennen. Rastlos hast du nach deinen leiblichen Eltern gesucht und keine Mühen und Anstrengungen gescheut.“
    Ein Lächeln umspielte Annits Lippen. „Stimmt."
    „Und das wird auch weiterhin so sein, auch bei deinem Pferd.“
    „Und was bedeutet das?“, fragte Annit, obwohl sie die Antwort schon kannte. Selbst wenn sie versucht hatte, das Ganze immer wieder zu verdrängen, so hatte sie doch die Entscheidung tief in ihrem Innern bereits längst gefällt.
    „Du musst nach Syrien gehen und Silbersterns Vergangenheit aufdecken. Vorher wirst du keine Ruhe finden. Und dein Silberstern auch nicht.“
    Annits Blick wanderte zu Silberstern, der nun friedlich und zahm Seite an Seite mit Ranja graste. Wenn ich nur wüsste, was mir mit dir noch alles bevorsteht, mein Silberstern,  seufzte sie und spürte, wie ein leichter Schauder über ihren Rücken lief. Der Gedanke, etwas über Silberstern aufzudecken, was ihr nicht gefallen könnte, bereitete ihr Angst.

 
Die Türkei verlassen?
    Tags darauf begleitete Annit Achmed zu einer Wiese, die etwas weiter vom Hof entfernt lag. Sie wollte ihm beim Mähen helfen. Achmed hatte zwei Sensen geschultert. Annit lief mit einem großen Weidenkorb neben ihm her. Unterwegs kamen sie an der Stelle vorbei, an der Silberstern sie gestern abgeworfen hatte. Sofort tauchte vor Annits geistigem Auge der schwarze Hengst auf. Wild, aggressiv, bockend. Annit wendete den Blick ab. Sie wollte nicht mehr zu der Stelle schauen, wo es passiert war. Auf einmal packte Achmed sie hart am Arm.
    „Aua, du tust mir weh!“, beschwerte sie sich und wollte sich losreißen.
    Doch Achmeds Griff war eisenhart. Mit einer raschen Bewegung zog er sie zur Seite.
    „Lass mich los!“, jammerte Annit.
    Achmed ließ los. „Du hast den Kopf in den Wolken,  Mädchen“, sagte er leise. „Am Boden siehst du die Gefah ren nicht.“
    Verständnislos blickte Annit ihren Vater an. „Wovon sprichst du eigentlich?“, fragte sie.
    Wortlos deutete Achmed auf ein gewaltiges Loch vor ihnen im Boden, das von den am Wegesrand wild wucherten Gräsern halb verdeckt wurde und daher nicht auf den ersten Blick zu erkennen war. Wäre Annit weitergegangen, wäre sie dort zweifelsohne hineingefallen und hätte sich dabei wer weiß was brechen können. Achmed hatte sie zum Glück davor bewahrt.
    „Oh!“, machte Annit erstaunt. Wie ein Blitz schoss ihr dann ein Gedanke durch den Kopf. Es war an dieser Stelle. Es war genau an dieser Stelle, wo mich Silberstern abgeworfen hat! Er hat gebockt, weil er mich vor diesem gefährlichen Loch warnen wollte! Klar, schließlich kann er ja Gefahren im Voraus ahnen. Es war absolut nicht bösartig gemeint. Im Gegenteil, er wollte Mannito und mich nur schützen. Ich hab ihm Unrecht getan, Silberstern ist gar nicht grundlos aggressiv gewesen!  Annit stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Dabei starrte sie so andächtig in das Loch, dass sich Achmed wunderte. „Was hast du? Es ist ja nichts passiert.“
    „Ich war gestern schon mal hier“, erzählte sie dann.
    Achmed rückte die Sensen auf seiner Schulter zurecht und marschierte mit großen Schritten weiter.
    Annit folgte ihm. „Stell dir vor, kurz vor dem Loch hat Silberstern gebockt und mich abgeworfen. Vermutlich wollte er mich warnen, verstehst du?“ Annit war so überglücklich, dass die Worte nur so aus ihr heraussprudelten.
    „Ja“, meinte Achmed. Einfach nur ja. Nicht: Das kann doch nicht sein! Oder: Das ist ja unglaublich! Einfach nur ja. So, als wäre es das Normalste auf der Welt.
    „Verstehst du denn nicht? Mein Pferd hat mich davor beschützt, dass ich in dieses gefährliche Loch falle - so wie du heute auch.“
    „Ja“, sagte Achmed. Wieder einfach nur ja.
    „Ich finde das schon bemerkenswert“, murmelte Annit. 
    „Es ist schon ein besonderes Pferd, das du da hast“, sagte Achmed dann plötzlich. „Ganz bestimmt hat es dich vor dieser Gefahr warnen wollen, das glaube ich auch.“
    Annit stutzte. Ganz bestimmt!, wiederholte sie im Geiste und schaute ihren Vater von der Seite an. Und plötzlich hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, dass er ihre Beziehung zu Silberstern verstand - obwohl er als Bauer in Tieren vor allem deren Nutzen sah. ln diesem Augenblick fühlte sich Annit ihrem Vater - diesem Mann der wenigen Worte - so verbunden wie nie zuvor. Vorsichtig tastete sie nach seiner Hand und legte ihre

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