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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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D ünne Nebelschleier hingen im Lichtschein der Straßenlaternen. Bald würden sie verschwunden sein. Der Wind wehte in immer heftigeren Böen, die Regen verhießen. Die Feuchtigkeit klebte in ihrem Gesicht, als sie leicht vornübergebeugt gegen die Windstöße auf dem Parkplatz ankämpfte. An einem so ungemütlichen Abend ging niemand freiwillig vor die Tür. Selbst die Hundebesitzer verzichteten auf einen letzten Abendspaziergang. Die Reihenhäuser lagen dunkel und still da. Die meisten Nachbarn schliefen bereits. Nur das Küchenfenster von Bosse Gunnarsson leuchtete warm und einladend. Er saß wie immer am Küchentisch und löste Sudokus. Seine Lesebrille war ihm bis auf die Nasenspitze gerutscht.
    Ihr eigenes Haus war dunkel, aber das sollte sich gleich ändern. Sie würde Licht machen, sich eine Kanne Tee kochen und ein Brot mit Ei und Kaviarpaste zurechtmachen, ein paar Kerzen auf den Tisch stellen, sich in eine Decke hüllen und die 23-Uhr-Nachrichten ansehen. Gemütlich. Dann ab ins Bett.
    Sie schob die Hand in den Briefkasten und holte die Post heraus. Rechnungen und Reklame. Mit ein paar Schritten war sie bei der Haustür und suchte in der Handtasche nach dem Schlüssel. Gerade als sie ihn hervorgekramt hatte und ins Schloss stecken wollte, bemerkte sie im Dunkeln nahe dem Schuppen eine hastige Bewegung. Dann stand plötzlich jemand dicht hinter ihr. Sie spürte einen eisernen Griff über der Brust, der Angreifer presste sie fest an seinen Körper. Sie bekam keine Luft. Die Kraft des Mannes und sein beißender Geruch lähmten sie. Als sie begriff, was er vorhatte, zwang sie sich zur Gegenwehr. Mit
einer Hand versuchte der Mann, ihr eine Schlinge um den Hals zu legen. Er hatte Mühe, sie ihr über den Kopf zu streifen, nicht, weil er kleiner war als sie, sondern weil sie verzweifelt Oberkörper und Kopf hin und her warf, um sich zu befreien. Er knurrte und zischte etwas, aber hatte sie fest im Griff. Nach kurzem Kampf saß die Schlinge. Schnell hob sie instinktiv die Hand und konnte sie gerade noch unter die Schlinge legen. Das alles war so schnell gegangen, dass sie nicht einmal Zeit gehabt hatte zu schreien. Jetzt versuchte sie verzweifelt, um Hilfe zu rufen, aber aus ihrem Mund kam nur ein schwaches Wimmern. Die Schlinge saß bereits zu fest. Sie spürte, wie er den Griff um ihren Oberkörper lockerte, um sie noch fester zu würgen. Sie bekam kaum noch Luft. Vor ihren Augen flimmerte es. Gleich würde sie das Bewusstsein verlieren. Mit letzter Kraft wühlte sie mit der freien Hand in ihrer Jackentasche. Papiertaschentücher, Halspastillen, Feuerzeug … Panik stieg in ihr auf und ihre Bewegungen wurden ungeschickter. Der Schmerz an ihrem Hals war unerträglich. Sie bekam keine Luft mehr.
    Plötzlich spürte sie den Autoschlüssel mit dem kleinen Zylinder am Schlüsselring. Mit zitternden Fingern umfasste sie ihn. Ihr Daumen rutschte ab, dann spürte sie den Knopf. Unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte drückte sie, so fest sie noch konnte.
    Das Schrillen des Alarms dröhnte durch die Reihenhaussiedlung. Der Angreifer erstarrte und hielt kurz inne. Da hob sie den Fuß und trat mit aller Kraft nach hinten. Der Absatz ihres Lederstiefels traf ihn unterhalb des Knies. Er zuckte zusammen und stöhnte leise. Für den Bruchteil einer Sekunde lockerte er seinen Griff. In diesem Moment hörte sie, wie Bosse Gunnarsson die Tür öffnete und rief:
    »Hallo? Was ist da los? Was ist das für ein Lärm? Ich rufe die Polizei!«
    Und plötzlich war er nicht mehr hinter ihr. Sie hörte die Gartenpforte, als er sie öffnete und Richtung Parkplatz verschwand.
    »Hallo! Stehen bleiben! Was soll das?«
    Das war wieder Bosses Stimme. Gesegneter Bosse. Sie sank zu Boden und versuchte, um Hilfe zu rufen, aber es kam nur ein klägliches Krächzen aus ihrer Kehle.
    Sie war davongekommen. Sie lebte noch.
    Panisch hielt sie den kleinen Zylinder umklammert. Sie konnte den kleinen Gegenstand, der ihr das Leben gerettet hatte, nicht loslassen.
    Das Heulen des Alarms stoppte, und um sie herum wurde es schwarz.

N ormalerweise war Irene Huss keine Frühaufsteherin, aber an manchen Tagen erwog sie ernsthaft, es zu werden. Wie heute. Die Luft war kristallklar und die Kälte der Nacht noch frisch. Am Horizont flammte ein strahlender Sonnenaufgang in intensiven Goldtönen. Konnte ein Tag perfekter beginnen? Irene kuschelte sich in ihren Morgenmantel, blieb auf der obersten Treppenstufe stehen und atmete tief ein. Die Feuchtigkeit des Regens

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