Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung
meinst du das?“
Mannito zog seinen Arm zurück und stand auf. „War es das? War das deine Mission? War das der Grund, warum du hierher in die Wüste kommen solltest? Hat dich deshalb Caro in ihrer Vision hier bei den Beduinen gesehen?“
Annit erhob sich ebenfalls. „Keine Ahnung. Aber eines weiß ich!“
„Was denn?“
Ein Lächeln umspielte Annits Lippen. „Dass ich nie wieder Angst vor Silberstern haben muss.“ Eilig machte sie sich auf den Weg zu ihrem geliebten Pferd.
Mannito folgte ihr. „Und warum?“
„Weißt du noch in der Türkei, als Silberstern sich so wild verhalten hat, als dieser Typ ihn anfassen wollte? Dieser gemeine Dieb, der die Gäste dann am Galaabend bestohlen hat?!“
Mannito nickte. „Klar.“
„Und Habib ...?“
„Tja, Habib unterbrach Mannito sie grinsend. „Der ist auch nicht ganz sauber. Erinnerst du dich noch an den kleinen Stein im Huf von Yussufs Pferd?“
Annit nickte. „Neulich beim Training. Ja, was ist damit?“
„Habib hat zugegeben, dass er den Stein in den Huf des Pferdes gedrückt hat, um Yussuf auszuschalten!“
„Boah, wie unfair!“, rief Annit entsetzt.
„Eben“, bestätigte Mannito. „Wer zu so üblen Tricks greift, ist alles andere als ein guter Mensch. Und das beweist eigentlich, dass die Prophezeiung auf dem Pergament stimmt...“
„Und dass ich unbesorgt auf meinem wunderschönen, lieben Silberstern reiten kann“, fügte Annit glücklich hinzu.
„Na ja.“ Mannito grinste spitzbübisch. „Natürlich nur vorausgesetzt, du bist ein guter Mensch!“
Annit fuhr herum und packte Mannito am Kragen. „Na warte, du ... du Witzbold!“
Mit klopfendem Herzen betrat Annit das Zelt, in dem Silberstern untergestellt war. Sie war so aufgeregt, als wäre es das allererste Mal. Obwohl sie sich auf Zehenspitzen näherte, merkte Silberstern sofort, dass sie kam. Freudig wieherte er ihr zur Begrüßung entgegen.
Mit Tränen in den Augen drückte sich Annit ganz fest an den warmen, weichen Pferdekörper. Wieder und wieder liebkoste sie den schwarzen Hengst. „Mein liebes Silbersternchen, entschuldige, dass ich so blöde Gedanken hatte!“ Sie küsste seine samtweichen Nüstern. „Ich bin so dämlich. Carolin hat mich mit ihrer Vision völlig durcheinander gebracht. Ich hätte wissen müssen, dass du das beste, tollste, sanfteste und liebste Pferd auf der ganzen Welt bist.“
Wie zur Bestätigung hob Silberstern seinen Kopf und schnaubte zufrieden.
„Und jetzt zeigen wir’s denen!“ Annit band Silberstern los und führte ihn nach draußen zum Trainingsplatz. Der Beduine, der das Training koordinierte, sah ihr erstaunt entgegen. Als Annit das Daumen-Hoch-Zeichen machte, nickte er etwas zögerlich. Annit stellte sich mit ihrem Pferd zu den anderen.
In der ersten Runde traten wieder Mannito, Yussuf und Habib, der inzwischen wieder einigermaßen gesund war, und Annit gegeneinander an.
Als der Beduine das Startzeichen gab, setzte sich Silberstern sofort in Bewegung. Annit trieb den Hengst mit leichtem Schenkeldruck an und beugte sich weit nach vorn. Silberstern reagierte sofort und preschte los. Annit fühlte sich so glücklich und unbeschwert wie schon lange nicht mehr. Es kam ihr fast vor, als würde sie auf Silberstern über den Wüstenboden schweben. Der Wind zerrte an ihrem Kopftuch, löste es ein wenig, sodass es wie eine Fahne hinter ihr herwehte.
Silberstern rannte, als ginge es um sein Leben. Annit spürte, dass es dem Pferd genauso viel Spaß machte wie ihr. Drei Pferdelängen vor den anderen erreichte sie das Ziel. Zweiter wurde Yussuf. Habib und Mannito folgten auf gleicher Höhe.
„Dein Pferd ist schnell wie ein Pfeil“, ächzte Yussuf außer Atem. „Kein anderer kann dich einholen.“
„Von wegen!“, prahlte Habib, schon wieder ganz der Alte. Nur noch ein Pflaster, auf seinem Arm erinnerte an den Unfall. „Wenn ich erst wieder ganz gesund bin, hol ich mir ein neues Pferd und dann ..."
„Und dann wirft dich das neue Pferd in den Sand“, ergänzte Mannito grinsend. „So wie dich Silberstern auch abgeworfen hat.“
Habib bedachte Mannito mit einem finsteren Blick, drehte ab und ritt wortlos zurück zum Start.
„Silberstern ist eben ein ganz besonderes Pferd“, erklärte Annit glücklich und klopfte sanft auf den Hals des Rappen.
Yussuf steuerte auf Annit zu. Verschwörerisch fasste er sie am Ärmel. „Du musst aufpassen!“, raunte er ihr zu.
„Warum denn?“,
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