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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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für das Namensschild und die Griffe zu bohren. Auf diese Weise konnte nicht nur frische, kalte Luft eindringen, sondern er und Juno konnten auch in die Werkstatt sehen.
    Tatsächlich war es Mr Gaufridus, der nun den Raum betrat. Er widmete sich zuerst jener Art von Verrichtungen, die man lieber tut, wenn man sich allein glaubt. Er bohrte in der Nase, kratzte sich unter den Armen und zupfte an seiner Unterwäsche herum, die ihm in letzter Zeit oft verrutschte. Nachdem er sich und seine Kleidung in Ordnung gebracht hatte, ging er jedoch geradewegs zur Cella Moribundi.
    »Pin«, rief er, »bist du drin?« Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    »Ich glaube, ich muss niesen«, raunte Juno. »Es ist so staubig.«
    Pin wühlte in seiner Tasche und suchte sein Taschentuch.
    »Halt dir das vor die Nase«, sagte er und drückte es ihr in der Dunkelheit in die Hand.
    »Können wir uns nicht noch schnell davonmachen?« Junos Stimme klang tief und gedämpft.
    »Ich weiß nicht, ob wir Zeit dazu haben.«
    Pin hatte recht, denn genau in diesem Moment erschien Mr Gaufridus mit einem Gegenstand in der Hand – unverkennbar der Funkenstock. Pin spürte, wie sich Junos Hand fest um seine schloss, und ahnte, dass sie ihn ebenfalls gesehen hatte. Direkt vor ihrem Sarg blieb Mr Gaufridus stehen, und obwohl sein Gesichtsausdruck nichts preisgab, vermutete Pin, dass er sich wahrscheinlich fragte, warum der Deckel geschlossen sei. Juno kniff die Augen zusammen und rechnete damit, dass jede Sekunde der Deckel entfernt würde. Doch Mr Gaufridus schüttelte nur den Kopf und ging zur Werkbank, wo er den Stock gründlich in Augenschein nahm. Dann hielt er ihn hoch und drehte routiniert den Griff. Entsetzt sahen Pin und Juno, wie nach einer Weile Funken durch den Raum flogen. Im Nu war jeder womöglich noch vorhandene Zweifel verschwunden. Beide waren nun endgültig überzeugt, dass sie sich im selben Zimmer mit dem Silberapfel-Mörder befänden.
    Und da geschah das Undenkbare. Pin musste husten. Ein schwaches Husten nur, im Grunde genommen kaum wahrnehmbar. Mr Gaufridus hatte es nicht gehört. Auch das zweite hörte er nicht. Erst das dritte, das lauteste Husten, wurde zum Problem.
    Wie hypnotisiert starrte Mr Gaufridus den Sarg an. Langsam ging er darauf zu, wobei er den Funkenstock schwang. Juno und Pin waren in ihrem makabren Versteck vollkommen wehrlos. Mr Gaufridus kam näher und näher. Pin wartete, bis nur noch ein Schritt fehlte, dann versetzte er dem Sargdeckel einen derben Tritt. Mr Gaufridus stürzte rückwärts gegen die Werkbank, und zum ersten Mal, seit Pin ihn kannte, wirkte sein Gesichtsausdruck leicht erstaunt.
    »Lauf!«, schrie Pin und zerrte Juno an ihrem Umhang aus dem Sarg. »Lauf um dein Leben!«

    Ein paar Straßen weiter hatte es Aluph Buncombe mindestens genauso eilig. Dabei sprach er ärgerlich mit sich selbst und fuchtelte bekräftigend mit dem Finger. »Nie wieder!«, rief er ein ums andere Mal. »Nie wieder!«
    Als er in die Squid’s Gate Alley einbog und mehr oder weniger auf die Pension zurannte, hatte er sein Vorhaben, Coggley zu besuchen, längst vergessen. Er schloss auf und fand, dass er noch nie mit solcher Erleichterung durch diese Tür gegangen sei wie heute Abend. Mit vier langen Schritten war er die Treppe zur Küche hinunter. Beag, Benedict und Mrs Hoadswood hoben gleichzeitig die Köpfe.
    »Donnerwetter!«, stöhnte Aluph wie befreit. »Was bin ich froh, euch zu sehen!«
    »Mr Buncombe«, rief Mrs Hoadswood, »ist alles in Ordnung mit Euch?«
    »Vielleicht hat er ja einer seiner schönen Damen mal ausnahmsweise die Wahrheit gesagt«, begann Beag zu sticheln, während er sich von den Resten einer Schweinebratenplatte nahm. Doch als er die aufgelöste Verfassung seines Freundes und dessen Gesichtsausdruck sah, verstummte er.
    Aluph ließ sich mit einer theatralischen Geste halb über die Tischplatte fallen. »Wenn es doch eine schöne Dame gewesenwäre, Beag!«, sagte er. »Wenn nur! Ihr werdet nicht glauben, was ich durchgemacht habe.«
    »Erzählt«, sagte Benedict, der neben dem Feuer saß, und beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Eine gute Geschichte hört man in diesem Haus immer gern.«
    Aluph schüttelte seinen langen Mantel von den Schultern und breitete ihn sorgfältig über eine Stuhllehne. (Wie immer die Umstände auch sein mochten, er ließ ihn nie einfach fallen, sondern legte ihn stets ordentlich gefaltet hin.) »Also«, begann er, »ich hatte einen Auftrag, und zwar ausgerechnet von

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