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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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Aluphs Herz krampfte sich zusammen.
    »Entschuldigt bitte, Mr Snoad«, sagte er und wich dabei weiter ins Zimmer zurück. »Eine derart ungewöhnliche Erhöhung am Schädel! Das muss etwas bedeuten!«
    »Die … Stelle ist sehr … empfindlich«, knurrte Deodonatus durch zusammengebissene Zähne, während er sich wieder setzte. »Vielleicht seid Ihr so freundlich, nicht noch mal daranzukommen.«
    »Ihr habt vollkommen recht«, sagte Aluph. »Diese besondere Stelle, so auffallend angeschwollen, wie sie ist, bedeutet, dass Ihr ein Mann von äußerster Empfindsamkeit für menschliches Leiden seid.«
    »Ha!«, schnaubte Deodonatus, inzwischen höchst gereizt. »Empfindsam für menschliches Leiden? Ich? Was für eine launenhafte Welt das doch ist! Es gibt nicht einen einzigen Menschen, der empfindsam für meine Leiden wäre. Wisst Ihr, wie sie mich als Kind genannt haben?«
    »Nein«, sagte Aluph, der von ganzem Herzen wünschte, er könnte diesen elenden Ort auf der Stelle verlassen und zu Mrs Hoadswood zurückkehren.
    »Krötenjunge haben sie mich genannt!«
    »Warum denn das?«
    »Was glaubt Ihr wohl, Ihr Narr? Weil ich aussehe wie eine Kröte.«
    »Vielleicht braucht Ihr nichts weiter als einen Kuss«, sagte Aluph. »Von, äh, von einer Prinzessin.« Die Angst hatte sein Gehirn so durcheinandergewirbelt, dass er das Gefühl hatte, es müsse einer von Mrs Hoadswoods Rühreiportionen gleichen. Nun bot Deodonatus seinen ganzen Sarkasmus auf.
    »Und darf ich fragen, Mr Buncombe, welche Prinzessin bereit wäre, einen wie mich zu küssen?« An dieser Stelle sprang er auf, nahm eine Kerze von der Wand und hielt sie hoch. Aluph schluckte und wich zurück. Noch nie in seinem Leben hatte er etwas so Abscheuliches wie Deodonatus Snoads verzerrtes Gesicht gesehen.
    »Beim Jupiter und den Göttern des Olymp!«, rief er. »Ihr seht ja noch abstoßender aus als das Gefräßige Biest!«
    »Aaarrhhh!«, brüllte Deodonatus, und Aluph spürte die Spucke an seinen Wangen. »Verschwinde, du … du hirnloser Scharlatan! Ich bin vielleicht hässlich, aber ein Dummkopf bin ich nicht. Du kannst die Zukunft nicht vorhersagen, nicht mal, wenn sie dich beißen würde!«
    Aluph brauchte keine weitere Aufforderung. Er lief durchs Zimmer, riss die Tür auf und stürmte auf den Gang hinaus. Während er die Treppe hinunterjagte und dabei drei Stufen auf einmal nahm, konnte er immer noch hören, wie Deodonatus in seinem Zimmer tobte, schrie und mit den Füßen aufstampfte.
    Vom Fenster aus beobachtete Deodonatus, wie Aluph die Straße hinunterrannte. Dann nahm er den Spiegel aus der Tischschublade und wickelte ihn aus. Langsam hielt er ihn vor sein Gesicht und sah hinein, aber schon nach wenigen Sekunden warf er ihn auf den Boden, wo er in hundert Stücke zersplitterte.
    »Was bin ich für ein Narr!«, tadelte er sich.
    In seinen Augen blitzte es auf, als sein Blick auf die zwei Blätter Papier auf dem Schreibtisch fiel. Er warf sie ins Feuer. Dann setzte er sich, nahm einen neuen Bogen aus der Schublade und fing an zu schreiben. Er brummte und murmelte ständig vor sich hin, während seine Feder über die Seite kratzte und dabei Risse im Papier hinterließ. Schließlich rollte und band er das Papier zusammen und läutete nach dem Jungen. Kaum war dieser verschwunden, ging Deodonatus, in Mantel, Schal und Mütze gehüllt, in die Nacht hinaus.

Kapitel 34

    In Deckung
    P
in und Juno liefen über die vereisten Gehwege zu Mr Gaufridus’ Laden, und während Pin ausführlich berichtete, was er in Aluphs Zimmer gesehen und gehört hatte, wurden Junos Augen immer größer.
    »Und das alles will Aluph heute Abend Coggley erzählen«, schloss er mit einer ausladenden Handbewegung.
    »Coggley würde ein kleiner Schubs mit so einem Funkenstock ganz guttun«, sagte Juno lachend. »Aber wie soll das alles helfen, den Silberapfel-Mörder zu finden?«
    »Also, ich hab nachgedacht«, sagte Pin. »Wenn wir herausfinden, wer solche Stöcke gekauft hat, könnten wir dem Mörder doch auf die Spur kommen.«
    Juno zog die Augenbrauen hoch. »Wie sollen wir denn das anfangen?«
    »Wir könnten zum Chronicle gehen«, schlug Pin vor, »und fragen, wer die Anzeige aufgegeben hat.«
    Juno wirkte nicht so überzeugt. »Aber der Mörder hat ihn ja vielleicht gar nicht von der Zeitung gekauft, sondern von irgendjemandem, der schon einen hatte. Oder …«, siezögerte einen Augenblick, »vielleicht ist ja Aluph selbst der Mörder.«
    Pin lachte und schüttelte den Kopf.

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