Silentium
ist
Der frische Konsum
auf der Tasche gestanden, und der
Konsum
natürlich schon vor Jahren Riesenpleite, aber die Plastiktaschen immer noch hoch im Kurs.
Und aus der
Konsum
-Tasche hat der Brenner eine
Spar-
Plastiktasche gezogen, und in der
Spar
-Plastiktasche war wieder nichts außer einer
Humanic-
Plastiktasche.
«Vor Jahren habe ich einmal eine
Humanic-
Schuhverkäuferin in Graz gekannt», hat der Brenner dem Präfekt erzählt. Vielleicht, um es noch ein bißchen hinauszuzögern, daß er mit dem Präfekt über die andere Sache reden muß. «Neben dem Schuheprobieren hab ich zu ihr gesagt: Du bist doch das Mädchen aus der
Humanic-
Reklame.»
Der Präfekt hat gelächelt. «Die wird sich gefreut haben.»
«Die hätte mich am liebsten gewürgt. Weil jede andere Reklame geht ja mit schönen Frauen, aber
Humanic-
Reklame natürlich.»
«Da können Sie zu einer Frau gleich sagen, du schaust aus wie aus dem Irrenhaus.»
«Genau, das wollte ich ja auch. Weil mit Komplimenten kommt man nicht weit bei schönen Frauen, die kennen das zur Genüge. Und die Verkäuferin war extra hübsch. Drei Wochen hab ich sie dann gekannt, danach nie mehr etwas von ihr gehört. Aber immer wenn ich die
Humanic-
Reklame sehe, muß ich an sie denken.»
Außer dieser Erinnerung war nichts in der
Humanic-
Plastiktasche. Nur die nächste Plastiktasche,
Palmers-
Strümpfe, und in der
Palmers-
Tasche war eine
C&A-
Plastiktasche, und so weiter und so fort.
Irgendwie müssen diese Taschen, die er aus den Taschen gezogen hat, in ihm etwas Meditatives ausgelöst haben. Er hat es überhaupt nicht mehr eilig gehabt, und er war ganz zuversichtlich, daß mit dem Präfekt Fitz jetzt alles seinen sinnvollen Gang gehen wird.
«Wissen Sie, was ich beim Denken immer wieder falsch mache?» hat der Brenner gesagt. «Wenn man nachdenkt, das ist so, wie wenn man in eine Plastiktasche hineinschaut. Man öffnet eine Tasche in der Hoffnung, daß etwas drinnen ist, aber es ist wieder nur eine Tasche drinnen, und wenn man die aufmacht, ist wieder nur eine Tasche drinnen, und ewig so fort.»
«Mit dem Denken kommt der Mensch nicht weit», hat der Präfekt genickt, aber ohne daß seine nassen Antennen auch nur die geringste Bewegung gemacht hätten.
«Und doch ist es nicht umsonst», hat der Brenner ihn korrigiert. «Weil auf den Taschen steht die Lösung oben.»
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«Ich frage mich, wofür eine Bank Plastiktaschen braucht», hat der Brenner gemurmelt und aus der
Bank-Austria
-Plastiktasche die nächste
Billa
-Plastiktasche gezogen. «Tragen die Leute ihre Millionen heute schon in Plastiktaschen heim?»
«Wahrscheinlich für die Bankräuber», hat der Präfekt gelächelt.
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ORF
«Aber das Fernsehen hat auch Plastiktaschen. Das trägt man ja auch nicht in Plastiktaschen heim. Also warum soll die Bank keine Plastiktaschen haben? Da glaubt man, die Sandler tragen in ihren Taschen überlebenswichtige Dinge herum, ein zweites Paar Schuhe oder Schnaps oder ein paar Mäntel für die kalte Jahreszeit, aber so hätte ich mir das nicht vorgestellt.»
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«Wie meinen Sie das, daß die Lösung auf den Plastiktaschen oben steht?»
«Ich meine nur, daß man im nachhinein immer drauf kommt, daß man an der falschen Stelle gesucht hat. Man sucht Geheimnisse, obwohl es offen zutage liegt. Die wichtigen Dinge sind nicht versteckt wie die Sachen in einer Tasche, sondern ganz offenkundig.»
«Und was steht auf Ihren Taschen?»
«Petting.»
Der Präfekt hat nur ein bißchen die Stirn gerunzelt und leise gesagt: «Dieser Idiot.»
«Der Gottlieb hat Sie mit der Schorn-Geschichte genervt. Deswegen hätten Sie ihn aber nie umgebracht. Da hätte sowieso niemand etwas beweisen können. Außerdem ist es ja längst allgemein bekannt, daß die Pfarrer –» Der Brenner hat sich selber unterbrochen. Dann hat er den Präfekt Fitz gefragt: «Kennen Sie den Witz, wo der Ministrant dem Pfarrer auch die andere Backe hinhalten muß?»
«Den hab doch ich Ihnen erzählt.»
«Ja richtig. Eben das meine ich. Wegen dieser Geschichte, über die Sie sogar selber Witze erzählen, hätten Sie ihn nie umgebracht. Was geht Sie der Monsignore Schorn an? Nur weil Sie ein paar Predigten für ihn schreiben. Schlimmstenfalls wäre eben ein anderer zum Bischof befördert worden.»
«Berufen.»
«Was?»
«Berufen, nicht befördert.»
«Aber dann hat der Gottlieb ausgerechnet das Dokument über
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