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Silentium

Silentium

Titel: Silentium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Plastiktasche auf. Ein Zellennachbar von mir ist sogar daran gestorben, weil er nicht schnell genug war.»
    «Ich hab in der Zeitung gelesen, daß es in England sehr populär ist.»
    «Da haben sie schon fast keine Abgeordneten mehr im Parlament, weil die sich immer mit den Plastiktaschen am Kopf selbstbefriedigen.»
    «Und jetzt fangen sie bei uns auch schon damit an.»
    «Verstehst du das? Würde dir das was geben?»
    Der Brenner hat den Kopf geschüttelt. «Da hätten wir den Präfekt Fitz fragen müssen, warum er so was macht. Was ihm daran gefällt, daß er so ein hohes Risiko eingeht nur für ein bißchen Selbstbefriedigung.»
    «Ja, den hätten wir fragen können.»
    «Aber jetzt ist es zu spät.»
    «Ja, leider. Das hätten wir uns früher überlegen müssen. Meistens erfährt man von so einer Vorliebe bei den Menschen ja erst, wenn es zu spät ist.»
    Der Brenner hat genickt. Und dann hat er sich doch langsam aufgesetzt. «Ich muß jetzt hinaufgehen und den Regens verständigen. Damit das diskret abgewickelt wird und nicht in die Öffentlichkeit gelangt. Wäre nicht gut für den Ruf des Marianums, daß ein Präfekt so etwas macht.»
    «Und was soll ich tun?»
    «Am besten, du verschwindest noch für ein paar Tage. Bis alles geklärt ist.»
    «Und du willst das allein durchziehen?»
    «Ich schnapse mir das mit dem Regens schon aus. Ich werde ihm anbieten, daß wir es gemeinsam als Selbstmord hindrehen. Daß der Präfekt aus Verzweiflung über seine Taten sich selbst gerichtet hat. Damit nicht auch noch diese unappetitliche Selbstbefriedigungssache in die Zeitung kommt.»
    Aber bevor der Brenner dann den Regens verständigt hat, hat er sich noch schnell was Trockenes angezogen.
     

14
    Das mit der Plastiktasche hat der Brenner der Notapothekerin aber natürlich nicht erzählt. Ihr hat er es genauso erzählt, wie er und der Regens es der Polizei weisgemacht haben.
    «Und nach dem Gottlieb und der Dr. Ogusake und dem Waldbrand hat er auch noch sich selber?»
    «Ja, umgebracht», hat der Brenner genickt.
    Wenn sie ihn ein bißchen besser gekannt hätte, dann wäre ihr seine feste und sichere Antwort natürlich gleich verdächtig vorgekommen. Aber sie hat ihn ja erst vor ein paar Stunden richtig kennengelernt. Deshalb kann ich auch verstehen, daß der Brenner ihr nicht die volle Wahrheit anvertraut hat, wie er und der René mit voller Absicht der Frau Fitz und ihren fünf Kindern zu einer schönen Witwenpension verholfen haben. So etwas erzählt man besser nicht herum, bei aller Liebe.
    Obwohl, Liebe in dem Sinn war es vielleicht noch gar nicht. Nur weil er mit der Notapothekerin im Bett gelegen ist. Er hat sogar aufpassen müssen, daß er nicht einschläft. Weil die ganze Nacht zuerst mit dem Regens und dann mit der Polizei verhandelt. Und um fünf Uhr früh hätten sie ihm sogar noch angeboten, daß sie ihn ins Krankenhaus bringen, die Verbrennungen anschauen lassen. Aber er hat sich gewehrt, quasi so schlimm ist der Sonnenbrand auch wieder nicht, nur ein bißchen unter dem Rotlicht der Mutter Oberin eingeschlafen.
    Von Schlafengehen war um fünf Uhr früh trotzdem keine Rede. Er war viel zu aufgekratzt. Außerdem hat er keine Ohropax mehr gehabt, weil das Ohr als Beweismittel der Polizei übergeben, und er hat ja gewußt, in einer Stunde rattert die Klingel im Marianum.
    Und außerdem ist ihm die Notapothekerin eingefallen. Wenn sie Nachtdienst hat, geht sie am Morgen heim, und wenn sie Tagesdienst hat, kommt sie am Morgen in die Arbeit, hat der Brenner sich ausgerechnet. Und wenn sie frei hat, habe ich Pech gehabt.
    Aber kein Pech. Glück! Weil sie hat wirklich Nachtdienst gehabt, und nach einem Nachtdienst mit den unzähligen Schlafunterbrechungen ist der Mensch natürlich ein bißchen aus den Fugen, da ist das Psychische extrem bedürftig nach einer netten Bemerkung. Jetzt hat der Brenner gegenüber der Notapothekerin eine nette Bemerkung gemacht.
    Eine Viertelstunde, bevor die Apotheke aufgesperrt hat, hat er beim berühmten Fenster geklingelt. Sie ist verschlafen dahergekommen und hat ihn gefragt, was er will.
    «Ein Beruhigungsmittel.»
    «Ein Beruhigungsmittel? Am frühen Morgen?»
    «Irgendein Valium oder so was.»
    «Da brauchen wir ein Rezept.»
    «Wir?»
    «Wir!» hat sie ein bißchen streng gesagt. «Sie brauchen eines, damit Sie das Valium kriegen, und ich brauche eines, damit ich es Ihnen geben darf. Einen Nerventee kann ich Ihnen rezeptfrei geben, oder Baldriantropfen.»
    «Das nützt nichts,

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