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Silo 1: Roman (German Edition)

Silo 1: Roman (German Edition)

Titel: Silo 1: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Holston
ging die Akten durch und hoffte, dass er etwas finden würde.

4. KAPITEL
    Gegenwart
    Holston
saß auf der einzigen Bank in der Luftschleuse, sein Gehirn war ganz benommen
vom Schlafmangel und dem Gedanken an das, was vor ihm lag. Nelson, der Leiter
des Labors für Reinigung, kniete vor ihm und zog ein Bein des weißen
Sicherheitsanzugs über Holstons Fuß.
    »Wir haben die
Versiegelung der Nähte verbessert und eine zweite Schutzschicht aufgesprüht«,
sagte Nelson, »damit solltest du mehr Zeit da draußen haben als jeder andere
vor dir.«
    Nachdem Holston den
düsteren Trost dieser Worte registriert hatte, erinnerte er sich daran, wie er
seiner Frau bei der Reinigung zugesehen hatte. Das Obergeschoss des Silos mit
den großen Monitoren, die die Außenwelt zeigten, war während der Reinigung für
gewöhnlich leer. Die Leute konnten es nicht ertragen, die Hinrichtung
mitanzusehen, sie wollten später heraufkommen und den schönen Blick genießen,
ohne daran erinnert zu werden, was dafür getan werden musste. Aber Holston war
dabei gewesen, es hatte nie der geringste Zweifel bestanden, dass er zusehen
würde. Durch den Helm mit dem silbernen Visier hatte er Allisons Gesicht nicht
erkennen können, auch ihre dünnen Arme nicht in dem dicken Anzug, während sie
mit den Wolle-Pads schrubbte und schrubbte, aber er kannte ihren Gang, ihre
Bewegungen. Er hatte zugesehen, wie sie ihre Arbeit erledigte, sie hatte sich
Zeit genommen und die Reinigung mit großer Sorgfalt erledigt. Dann war sie
zurückgetreten, hatte ein letztes Mal in die Kamera geblickt und ihm zugewinkt,
und schließlich hatte sie sich umgedreht und war gegangen. Wie andere vor ihr
war sie zum nächstgelegenen Hügel gelaufen und hatte ihn auf dem beschwerlichen
Weg zu den verfallenen Gebäudespitzen der alten Stadt erklommen, die am
Horizont noch sichtbar war. Holston hatte regungslos zugesehen. Auch als
Allison am Fuß des Hügels gestürzt war, ihren Helm gepackt und sich gekrümmt
hatte, während die giftige Luft erst die Schichten des Schutzsprays, dann den
Stoff des Overalls und schließlich den Körper seiner Frau weggeätzt hatte,
hatte er sich nicht abgewandt.
    »Das andere Bein.«
    Nelson gab ihm einen
Klaps auf den Knöchel. Holston hob den Fuß und ließ den Techniker den Rest des
Anzugs über seine Schienbeine ziehen. Er sah seine eigenen Hände an, die
schwarze Karbonunterwäsche, die er auf der Haut trug, und stellte sich vor, wie
sich alles auflösen, ihm vom Leib fallen würde wie Fetzen angetrockneten
Schmierfetts von einem Generatorenrohr, wie sein Blut dabei aus den Poren
gedrückt und sich in seinem leblosen Overall sammeln würde.
    »Wenn du dich an dem
Griff festhältst und aufstehst …«
    Nelson half ihm bei
einem Vorgang, den Holston schon zweimal beobachtet hatte. Das erste Mal bei
Jack Brent, der bis zum Schluss aggressiv und feindselig gewesen war – als
Sheriff hatte Holsten neben der Bank Wache stehen müssen. Und dann bei seiner
Frau. Durch das Bullauge in der Tür der Luftschleuse hatte er zugesehen, wie
sie sich fertig gemacht hatte. Holston wusste also, was er zu tun hatte,
trotzdem brauchte er Hilfe, er war abwesend, in Gedanken anderswo. Er streckte
die Hand aus, packte den trapezförmigen Griff, der über ihm hing, und zog sich
in den Stand. Nelson nestelte den Anzug hoch bis zu Holstons Taille, zwei leere
Ärmel baumelten an den Seiten herab.
    »Linke Hand hier
rein.«
    Holston gehorchte
stumpf. Es war unwirklich, nun selbst diesen roboterhaften letzten Gang der zum
Tode Verurteilten anzutreten. Er hatte sich oft gefragt, warum die Kandidaten
sich gefügt hatten, warum sie einfach losgegangen waren. Sogar Jack Brent hatte
getan, was man ihm befahl, so unflätig und ausfällig er auch geschimpft hatte.
Als Holston den Anzug endlich am Leib trug, dachte er, dass die Leute
vielleicht einfach loszogen, weil sie nicht glauben konnten, was mit ihnen
geschah. Es war zu surreal, um dagegen aufzubegehren.
    »Umdrehen.«
    Er gehorchte.
    Er spürte ein Ziehen
im Rücken, dann wurde der Reißverschluss hochgezogen. Wieder ein Ziehen. Zwei
letztlich nutzlose Schichten. Darüber das Knistern der Klettverschlüsse. Ein
Klaps auf die Schulter, ein Rütteln am Stoff, um zu prüfen, ob auch alles fest
und sicher verschlossen war. Holston hörte, wie der hohle Helm vom Regal
gezogen wurde, er bewegte die Finger in den dicken Handschuhen, während Nelson
das Innere des Helms prüfte.
    »Lass uns das Ganze
noch mal

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