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Silvermind (German Edition)

Silvermind (German Edition)

Titel: Silvermind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Nightsoul
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sich über die Gruppe. Nach einer Weile ging Mark zur Seite. Der hatte an der Bühne gelehnt, hinter seinem Rücken etwas verborgen.

    „Ray sagte, du würdest wissen, was damit gemeint ist“, meinte sein Kumpel mit gesenkter Stimme. Nero heftete den Blick auf die Sachen. Es war ein Getränk, auf einem darunter liegenden Zettel. Mit langsamen Schritten trat Nero an die Bühne, das Gesicht versteinert. Die Flüssigkeit, die sich im Glas befand, hätte er überall erkannt. Ein humorloses Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als er mit dem Finger am Rand des Glases entlang fuhr und an die Geschichte dachte, die hinter dieser Gabe steckte. Ray hatte es getan.

    Mit ´Green Power` hatte alles angefangen und ebenso nahm es ein Ende damit. Nero schloss die Augen. Er dachte an die erste Begegnung, die er mit Ray gehabt hatte, als dieser ihn anstieß und sich das Getränk auf Nero ergoss. Danach die Zeit, das Casting, die Proben, die Streits, die Berührungen. Die Auseinandersetzungen, die sie voneinander abgestoßen und dennoch näher gebracht hatten. Wie ein Film lief alles vor seinem geistigen Auge ab. Konnte die Gefühle spüren, die er mit einzelnen Szenen verband. Die Musik hatte sie getragen. Aber am Ende, als die Töne verklungen waren, war auch die Verbindung zwischen ihnen zerrissen.

    Mit einem verächtlichen Schnauben an die Erinnerungen hob er das Glas und trank den Inhalt auf Ex. Unsanft stellte er es wieder ab und warf einen Blick auf den Zettel, der darunter gelegen hatte. ´ Staub im Wind schneit wie Regen auf die Zeit, doch die Welt dreht sich weiter `, stand in sauberer Handschrift auf dem Blatt geschrieben. Nero las den Satz mehrere Male, bevor er den Sinn verstand. Eine Anspielung auf ihre gemeinsame Zeit, die ein Ende fand, ehe diese richtig begonnen hatte. Während Erinnerungen blieben und sie daran festhielten, nicht loslassen konnten, drehte sich die Erde weiter.

    „Das war´s“, meinte Nero tonlos, den Zettel in die Hosentasche steckend. Die Worte hatten ihn getroffen, ihm klar gemacht, was für riesigen Mist er gebaut hatte. Er warf den anderen Männern einen ernsten Blick zu, dann nickte er.

    „Wir sehen uns. Macht´s gut.“

    Damit verschwand Nero in den Regen.

    ***

    Nero konnte sich nicht in den Wagen setzen und fahren. Er brauchte frische Luft. Trotz des Regens ging er durch die Gegend, die Jacke offen, die Hände in den Taschen vergraben. Die kühlen Tropfen ließen seinen Kopf klarer werden, die Kälte brachte ihn runter. Er nahm nur die Stille um sich herum wahr, hörte sein Herz schlagen, das Blut in den Ohren rauschen. Innere Stimmen sangen ein Klagelied von dunklem Schmerz und schwarzer Trauer.

    In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er Ray verloren hatte. Einen Menschen von Wert, den er grundlos gedemütigt hatte. Weil er selbst feige war und nicht zu seinen Empfindungen stand. Zu spät, flüsterte es in ihm. Zu spät, um zu bereuen oder sich zu entschuldigen. Zu spät, weil die Zeit nicht stehengeblieben war.

    Nero presste die Lippen aufeinander. Der Regen durchtränkte ihn bis auf die Haut, Tropfen perlten von seinen Haaren, die ihm bereits strähnig im Gesicht hingen. Es war das erste Mal, dass er das Gefühl hatte, innerlich zu bluten. Eine unsichtbare Wunde, die ihm Schmerzen verursachte, doch keine Heilung finden würde.

    Selbstverschulden, tönte es in ihm. Anders hätte es werden können, wäre er nicht dermaßen abgebrüht gewesen, aus Absicht zu verletzen. Nero zog eine Zigarette aus der Tasche, zündete sie sich im strömenden Regen an und sog den Rauch tief in die Lunge. Doch der Tabak vermochte nicht, sein beißendes Gewissen zu besänftigen, noch sein Innerstes zu beruhigen. Der Rauch schmeckte bitter auf der Zunge, geschmacklos, genauso, wie Nero sich vorkam.

    Er ging weiter, schlug den Weg Richtung Stadtpark ein. Verhindern konnte er nicht, dass die Erinnerungen kamen. Ihre Aussprache stand ihm deutlich vor Augen, das Vertrauen, das Ray in ihn gesetzt hatte. Geschlagen, getreten. Ihr Geheimnis, küssend im Schein der untergehenden Sonne. Gedemütigt, niedergemacht.

    Nero konnte gut verstehen, wieso ihn jeder als Arschloch bezeichnete. Sein Verhalten ließ zu wünschen übrig, es war verabscheuungswürdig. Während er rauchte, ging er weiter. Mittlerweile war er komplett durchweicht. Die Kleidung klebte ihm am Körper. Er fror. Doch all das war ihm egal. Er hatte den Tatsachen ins Auge geblickt und was er erkannte, gefiel ihm nicht. Die Liste der

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