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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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die Beine.
    »Na denn, hat mich gefreut, Sie zu sehen.«
    »Die machte aber einen netten Eindruck«, erklärte Margaret. »Jeremy, setz dich da vorn hin, ich geh fragen, wo Hannah ist.«
    Trotz ihrer Arthritis ging sie beinahe federnd zum Schwesternzimmer. Sie spürte noch immer das Ziehen in den Gelenken, das durch das Winterwetter nur noch verschlimmert wurde, aber irgendwie schien es ihr in letzter Zeit nicht mehr so viel auszumachen. Weil ich mich zusammenreißen muss, solange Jeremy mich braucht, dachte sie bei sich.
    »Wir möchten Mrs. Hill besuchen, Hannah Hill«, sagte sie.
    »Das Zimmer da vorne rechts«, sagte die Schwester und deutete in die Richtung.
    »Wie geht’s ihr denn heute?«
    Die Schwester reagierte zurückhaltend. »Sie sind nicht mit ihr verwandt. Das weiß ich, weil die ganze Familie in Skiurlaub ist und Mrs. Hill uns verboten hat, sie zu verständigen.«
    »Aber ich bin eine sehr gute Freundin von ihr.« Das war die Wahrheit. Zwischen den beiden Frauen war nach ihrer ersten Begegnung im Seniorenzentrum echte Zuneigung entstanden, und sie hatten sich regelmäßig dort gesehen, bis Hannah nach Weihnachten ernstlich erkrankt war.
    »Na ja, sie ist heute wach und ansprechbar«, sagte die Schwester in einer Weise, die Margarets Hoffnung sogleich trübte, »aber bei Lungenentzündung in dem Alter muss man natürlich auf alles gefasst sein. Vielleicht kann Ihnen die Oberschwester Genaueres sagen.«
    Aber die war nicht da. Eine junge Schwesternschülerin führte den Major und Miss Pennysmith wortlos zu Hannahs Bett. Es war dasjenige, das dem Schwesternzimmer am nächsten war, und der Major, der sich inzwischen mit Krankenhäusern auskannte, wusste, was das bedeutete. Ein Blick auf Margarets Gesicht verriet ihm, dass auch ihr das klar war, und er drückte kurz ihren Arm. Sie zwangen sich zu lächeln und gingen auf die Kranke zu.
    Hannah Hill lag hoch auf Kissen aufgestützt, ein durchsichtiger Sauerstoffschlauch führte in ihre Nase, und im Arm hatte sie einen Venentropf. Sie sah aus wie eine alte Puppe, die man achtlos in ein viel zu großes Bett geworfen hatte, aber als sie die Augen aufschlug, sahen sie, wie sich ihr Gesicht zu einem wundervollen kindlichen Lächeln erhellte.
    »Ach, wie nett«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Und den Major haben Sie auch gleich mitgebracht, welche Ehre.«
    Ihren Besuchern war klar, dass die wenigen Begrüßungsworte sie schon erschöpft hatten, also übernahmen sie das Reden, sodass sie nur ein Nicken oder hin und wieder mal ein Wort beisteuern musste. Irgendwann kam eine Schwester und bot Margaret an, ihr zu zeigen, wo sie eine Vase für die mitgebrachten Blumen finden könnte, und der Major und Hannah waren für einen Moment allein.
    »Ich wollte Ihnen etwas sagen, Jeremy … etwas Wichtiges, ehe es mit mir zu Ende geht.«
    »Schsch, so dürfen Sie nicht reden, Mrs. Hill.«
    »Hannah … und ich weiß, wie es um mich steht, und ich nehme es hin.« Sie holte ein paar Mal gierig Luft. Auf ihren Wangen leuchteten kleine Flecken, aber die Lippen waren fast blau. »Ich hab gelesen, was Sie mit Pauls Sachen gemacht haben …«
    »Bitte, ich …« Der Major konnte kaum sprechen und wandte bekümmert den Blick ab.
    »Nein, hören Sie mir zu … das ist wichtig. Was sie getan haben … war dumm … zugegeben, aber … Sie gehören nicht ins Gefängnis.«
    »Das muss das Gericht entscheiden, Hannah, aber es ist sehr hochherzig von Ihnen, das zu sagen.«
    Immerhin machte er sich Hoffnungen auf eine kürzere Strafe. Nachdem er seinen Anteil an dieser traurigen Geschichte gestanden und sich bereit erklärt hatte, als Zeuge gegen Edwards auszusagen, hatte Chief Inspector Fenwick sich ausgesprochen engagiert bei der Staatsanwaltschaft für ihn eingesetzt. Er konnte sich nicht erklären, warum Fenwick beschlossen hatte, ihm beizustehen, weil der Mann nicht ans Telefon ging und auch nicht zurückrief, aber er war ihm ungemein dankbar, was sein Schuldgefühl nur noch vergrößerte. Und nun versuchte auch noch Mrs. Hill, obschon vom Tode gezeichnet, ihn aufzubauen. Das war zu viel.
    »Hochherzig, so ein Quatsch …« Sie verstummte und zeigte wortlos auf einen Plastikbecher auf dem Tisch neben ihrem Bett. Maidment hob ihn ihr an die Lippen und flößte ihr ein paar Schlückchen ein. »Danke … immer so … trocken. Jetzt hören Sie, ich hab es Margaret … schon gesagt, aber sie glaubt mir nicht, deshalb … sage ich es jetzt Ihnen.« Sie schloss kurz die Augen, und er sah

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