Sine Culpa
bei Cooper eine unverhältnismäßig heftige Wirkung aus. Ihm wurde richtiggehend schlecht, und er starrte auf seine Schuhe.
»Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, so wenig Männer mitzunehmen?«
»Sir, ich glaube wirklich nicht, dass mehr Leute etwas gebracht hätten, und Maidment hatte auf mich nicht den Eindruck gemacht, dass er den Rambo spielen will.«
Quinlan starrte ihn kopfschüttelnd an.
»Maidments Festnahme war stümperhaft. Wir können von Glück sagen, dass er sich noch nicht beschwert hat.«
»Hat er es vor?«
»Nein, aber der A.C.C. ist sehr aufgebracht. Haben Sie schon einen Blick in die Zeitungen geworfen?« Das war eine rhetorische Frage. »Auch ohne seine Beschwerde wird unser Image schweren Schaden nehmen. Harper-Brown besteht auf einer internen Untersuchung.«
»Oh nein.« Cooper spürte, wie seine Knie wacklig wurden. Sein Gesichtsausdruck musste wohl zum Steinerweichen sein, denn Quinlan erbarmte sich seiner.
»Nichts Offizielles. Das liegt ebenso in seinem wie in Ihrem Interesse. Er hat einen Freund ganz oben im Surrey Constabulary, und er hat sie gebeten, die Sache rasch und diskret zu handhaben. Ein cleverer Schachzug. Sollte er unter Druck geraten, kann er sagen, dass bereits eine Untersuchung angelaufen ist, und indem er sie von außerhalb besetzt, kann er seine Unabhängigkeit demonstrieren.«
»Was soll ich denn in der Zwischenzeit tun, Sir?«
»Tippen Sie Ihre Berichte, aber absolut einwandfrei, und sorgen Sie dafür, dass Ihr Team in vollem Umfang kooperiert. Ich will nicht, dass Sie in irgendeiner Weise im Fall Maidment für die Staatsanwaltschaft tätig werden. Das soll Nightingale übernehmen. Sie hat das nötige Feingefühl und Durchsetzungsvermögen. Ein Jammer, dass Sie sie nicht vor der Festnahme informiert hatten.«
»Ja, Sir.«
Der Gedanke war Cooper auch schon gekommen, aber es hatte alles nach einer Routinefestnahme ausgesehen, und er wollte sie nicht damit belästigen, das hatte er sich zumindest eingeredet. Im Hinterkopf aber lauerte der Verdacht, dass er selbst die Lorbeeren dafür hatte ernten wollen, ohne sie mit der frischgebackenen D. I. Nightingale teilen zu müssen, selbst wenn er zu ihren wenigen Fans zählte.
Nach dem vielleicht schlimmsten Vormittag seiner Polizeilaufbahn floh er in die Kantine und suchte Trost in einem Mittagessen, das so ungesund war wie nur eben möglich.
»Backfisch mit Pommes, und anschließend Vanillepudding. Was ist denn aus Ihrer Diät geworden, Bob?«
Nightingale stand mit einem Tablett neben seinem Tisch, und er war sicher, dass ihre Essensauswahl ihm ein noch schlechteres Gewissen bescheren würde.
»Was dagegen, wenn ich mich dazusetze?«
Er hatte was dagegen, aber er deutete mit seinem Messer auf den leeren Stuhl gegenüber, ehe ihm seine guten Manieren wieder einfielen. Er schielte auf ihren Teller. Wie er vermutet hatte, jede Menge Gemüse. Sie sah toll aus, gesund und strahlend und hinreißender denn je. Er fragte sich, mit wem sie wohl zusammen war. Es wurde gemunkelt, sie hätte was mit Andrew Fenwick, aber irgendwie konnte er das nicht so recht glauben.
Während sie aßen, wartete er darauf, dass sie das Maidment-Debakel ansprach. Er hatte sich schon eine Erklärung zurechtgelegt, aber sie plauderte einfach nur über einen Film, den sie sich am Vorabend angesehen hatte. Schließlich sagte er: »Im Augenblick könnte man aus meinem Leben auch so einen blöden Film machen.«
»Hab schon gehört. Möchten Sie drüber reden?«
Er öffnete den Mund, um Nein zu sagen, doch zu seiner eigenen Verblüffung fing er an, ihr die letzten sechsunddreißig Stunden zu schildern. Sie hörte zu, ohne zu unterbrechen. Auf seinem Pudding bildete sich Haut.
»Ich finde nicht, dass Sie irgendwas falsch gemacht haben, Bob. Vielleicht hätten Sie noch einen Beamten in der Küche postieren sollen, aber was hätte das genutzt? Den hätte Chalfont doch auch nur bedroht. Was für eine Art Untersuchung soll das denn sein?«
»Intern und inoffiziell.«
»Da können Sie aber heilfroh sein. Ihr Schutzengel macht bestimmt Überstunden.«
Sie lächelte ihn aufmunternd an, während er wild entschlossen sein letztes Pommesstäbchen kaute, obwohl es inzwischen eiskalt war. Er wollte sich nicht trösten lassen.
»Von wegen, ich bin frei zum Abschuss, wetten? Harper-Brown will Blut sehen …«
»Unglückliche Formulierung. Quinlan ist stinksauer, aber er ist fair. Er wird nicht zulassen, dass man Sie zum Sündenbock
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