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Sinnliche Eroberung

Sinnliche Eroberung

Titel: Sinnliche Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu Richard. Bestand die Möglichkeit, daß auch er ihr untreu war? Nachdem sie eine volle Minute darüber nachgedacht hatte, brach sie in ein vergnügtes Kichern aus. Er war ein Trottel, wenn er darauf verzichtete!
    Während sie sich ihren Weg die Oxford Street entlang bahnten, bemerkte Diana, daß Allegra mit sämtlichen Gentlemen auf freundlichem Fuße zu stehen schien. Sie erkannte sowohl Lord Bute als auch Lord March, die Diana immer für respektable Pfeiler der Gesellschaft gehalten hatte. Doch offenbar wurde hier mit doppelten Maßstäben gemessen.
    Allegra knuffte William Hangar, einen guten Freund des Prince of Wales, in die Rippen. »Sophia hält ihren Einzug in die höhere Gesellschaft, oder ist es etwa umgekehrt?«
    Die umstehenden Männer brachen bei Allegras unfeinem Scherz in röhrendes Gelächter aus, und Diana fragte sich, ob vielleicht nur das Leben einer Debütantin steif und erstickend verlief.
    Livrierte Lakaien standen am Eingang zum Pantheon. Sie hielten lange Stöcke bereit, um unerwünschten Besuchern den Zutritt zu verwehren. Doch als die Gentlemen, die Sophia Baddeley das Geleit gaben, wie einen Mann ihre Schwerter zogen, flohen die Diener. Und zum Entzücken der Versammelten zog die Schauspielerin durch einen aus den Schwertern ihrer Galane geformten Bogen ins Pantheon ein.
    Drinnen herrschte ein ebensolches Gedränge wie draußen. Als ein Lakai ihren langen Umhang abnahm, kam sie sich ausgesprochen verrucht vor. Es war ein köstliches Gefühl! Sie wurde mehr begafft als die Herzogin von Cork, die sich als arabische Suitana verkleidet hatte, mit einem schwarz angemalten Gesicht und einem diamantengeschmückten Turban.
    Cumberland, der sündige Onkel des Prince of Wales, ging als Heinrich VIII., und Sir Richard Phillips war ganz in Schwarzweiß - halb Müller, halb Schornsteinfeger. Während Diana die buntschillernde Menge bewunderte und selbst nicht wenige feurige Blicke einheimste, erkannte sie, daß jeder hier um jeden Preis auffallen wollte, und sie bildete da keine Ausnahme. Ein Kostüm war fantasievoller und schöner als das andere. Jede Geschichtsepoche hatte ihren Vertreter, von der Restauration über die elisabethanische Zeit bis zurück ins alte Griechenland. Amor stand neben einer Dame, die aussah, als ob sie dem Hofe König Arthurs von Camelot entsprungen wäre. Der ganze Raum strahlte und quoll über vor Farben und Formen. Diana dachte, daß sie sich noch nie im Leben so gut unterhalten hatte.
     
    Der Herzog von Bath, der sich zur Zeit geschäftlich in London aufhielt, hatte gerade keine feste Mätresse. Er hegte keinerlei Illusionen, was seine Person betraf, und war der erste, der zugab, ein abgestumpfter Zyniker geworden zu sein. Flüchtig dachte er an seinen jüngeren Bruder Peter. Gott sei Dank konnte er auf ihn zählen, was die Erhaltung der Hardwicks anbelangte. Der Herzog selbst hatte nicht die Absicht, sich je von der Gesellschaft zu einer Heirat und Gründung einer Familie zwingen zu lassen. Naturgemäß war er verwöhnt und besaß den Ruf eines Frauenhelden; die Frauen wurden zum einen unwiderstehlich von seinem Adelstitel angezogen, und zum anderen konnte er sich auch aufgrund seines Reichtums das schöne Geschlecht kaum vom Hals halten. Erstaunlicherweise wusste er nicht, daß hauptsächlich sein finster-attraktives Aussehen für seine amourösen Erfolge verantwortlich war.
    Er besaß kohlschwarze Augen und ebensolches Haar, und er weigerte sich, letzteres zu pudern oder unter einer Perücke zu verstecken. Seine leicht gebogene aristokratische Nase verlieh ihm das Aussehen eines Raubvogels. Gelangweilt ließ er den Blick über die Menge schweifen - auf der Suche nach frischer Beute. Seine schwarzen Augen glitten gleichgültig über jene Frauen hinweg, die ihm einladende Blicke zuwarfen; er war ein Mann, der jagte, und nicht einer, der sich jagen ließ.
    Der Herzog von Bath hatte sich nicht Sophia Baddeleys Eskorte angeschlossen, sondern direkt und ohne Begleitung von seinem Stadthaus in der Jermyn Street herbegeben. Er empfand nichts als Verachtung für diejenigen seiner Zeitgenossen, die Sklaven ihrer Spiel-oder Trunksucht waren. Oder Sklaven des schwachen Geschlechts. Persönlich legte er Wert darauf, sich immer und überall in der Hand zu haben; doch als er das herrliche Wesen, das sich als Diana, Göttin der Jagd, verkleidet hatte, sichtete, verschlug es ihm für einen Moment den Atem. Dieses unbekannte Mädchen, das sich in Gesellschaft der berüchtigten

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