Sinnliche Eroberung
blickte in das Meer lachender und feixender Männergesichter hinunter, die die Frauen mit gierigen Augen verschlangen und dem Mann, der als Amor verkleidet war, Bemerkungen zuriefen. Auf einmal war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich hier sein sollte, noch dazu in diesem aufreizenden Kostüm. Bis vor kurzem war es ihr noch wie ein aufregendes Abenteuer erschienen, aber nun bezweifelte sie ihren Entschluß, zum Pantheon zu kommen, verkleidet oder nicht. Vielleicht gehörte sich ja ein solcher Aufenthaltsort wirklich nicht für ein unverheiratetes Mädchen.
Der Herzog von Bath konnte die Augen nicht von dem hinreißenden Wesen mit den goldblonden Locken, das vor ihm stand, abwenden. Sie war ganz offensichtlich eine Professionelle, aber so jung, daß sie noch nicht allzu lange im Geschäft sein konnte. Normalerweise fühlte er sich eher zu etwas älteren, erfahreneren Frauen hingezogen; aber diese herrliche Erscheinung besaß eine natürliche Schönheit, deren Frische und Vitalität ihn heute nacht unwiderstehlich anlockte. In diesem Moment be schloss er, sie sich zu holen. Er hob die Hand mehrmals in Richtung Amor, ebenso wie die anderen Männer um ihn herum.
Der Engel, der neben Diana stand, streckte die Hand aus und pflückte die Federmaske von ihrem Gesicht. »Die würde perfekt zu meinem Kostüm passen. Macht es Ihnen etwas aus?«
»Verdammt viel macht mir das aus«, fauchte Diana, die entsetzt darüber war, daß unter Umständen jemand sie erkannt hatte. »Na los, zupf deine Harfe auf einer anderen Wolke!« sagte sie und entriß ihm die Maske, um sie wieder aufzusetzen. Dann blickte sie in kohlschwarze Augen hinunter, während sie fühlte, wie sie von der Plattform gehoben wurde.
»Was zum Teufel fällt Ihnen ein?« fragte sie wütend, sobald ihre Füße wieder den Boden berührten.
Er grinste zu ihr hinunter. »Ich habe dich soeben gekauft, Diana.«
»Was meinen Sie damit, Sie Schurke?« Sie rang nach Luft, weil er sie bei ihrem Namen genannt hatte, doch dann fiel ihr ein, daß er nur den Namen der Göttin benutzte.
»Die Auktion - Amor dort drüben versteigert all die jungen Nymphen auf der Plattform, und ich habe dich soeben ersteigert.«
»Aber das ist vollkommen unmöglich!« protestierte sie schrill.
»Es geht um einen guten Zweck, meine Süße. Alles für einen guten Zweck, das kann ich dir versichern.« Völlig ungerührt nahm der Herzog von Bath zwei Gläser Champagner vom Silbertablett eines aufwartenden Dieners und reichte ihr eins davon. »Heute nacht wollen wir gemeinsam unseren Durst löschen.«
Seine tiefe Stimme klang so gefährlich, daß sie auf eine Weise berührt war, die sie erheblich schockierte. Die zweideutigen Dinge, die er sagte, zusammen mit dem tiefen Vibrato seiner Stimme, brachten alle möglichen Stellen ihres Körpers zum Kribbeln. Diana, die nahe daran war, in Panik auszubrechen, schüttete ihm den Inhalt ihres Champagnerglases ins Gesicht und floh wie der Teufel.
4. Kapitel
Als sie zum Eingangsportal kam, sah sie, daß Allegra bereits in Erwartung einer etwaigen Flucht ihren Umhang in der Hand hielt. Diana warf ihn sich hastig über die Schultern. »Ich hätte nie herkommen sollen.«
»Oh, bitte keine Gewissensbisse, meine Liebe, dafür haben Sie morgen im kalten Licht des Tages noch genug Zeit!«
Während sie zu Fuß zum Grosvenor Square gingen, fing Diana auf einmal an zu lachen. »Es tut mir leid. Tatsächlich hatte ich soviel Spaß wie noch nie in meinem Leben, bis dieser abscheuliche Kerl auftauchte und mir seine Artigkeiten aufzwang.«
»Dieser abscheuliche Mann war der Herzog von Bath«, meinte Allegra amüsiert.
»O Himmel, und ich habe ihm Champagner ins Gesicht geschüttet!«
»Vermutlich hat das sein Ungestüm ein wenig abgekühlt.«
»Gott sei Dank war ich maskiert«, sagte Diana mit Inbrunst.
Als sie nach Norden in die Audley Street, die zum Grosvenor Square führte, einbogen, hielt eine schwarze Kutsche neben ihnen. Die Tür öffnete sich, eine kräftige Hand pflückte Diana vom Gehsteig und deponierte sie auf der samtbezogenen Sitzbank im dunklen Inneren des Gefährts.
Diana schrie.
»Hab keine Angst, wir kennen uns, und ich wage zu behaupten, bevor die Nacht vorbei ist, werden wir uns sogar noch näher gekommen sein.«
Diana erkannte die Stimme, was ihre Furcht um etliches erhöhte. »Wie können Sie es wagen, mich zu entführen? Verdammt, was wollen Sie eigentlich von mir?«
»Bloß das, wofür ich bezahlt habe,
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