Sinnliche Maskerade
freundlichen Salon hinten im Haus begleitete, in dem ein Feuer brannte.
»Mama, ich habe dir Besuch mitgebracht.« Marcus schob Alexandra vor sich in den Salon. »Mistress Hathaway kam gerade am Haus vorbei, und ich konnte sie überzeugen, dir einen morgendlichen Besuch abzustatten.«
»Oh, wie erfreulich.« Die helle und eher jugendliche Stimme drang aus einer erstaunlichen Ansammlung von Tüchern, Seidenstoffen und gefransten Schals, die auf dem Tagesbett vor dem Kamin elegant drapiert worden waren. Eine weißliche Hand tauchte aus den Tüchern auf. »Mistress Hathaway, bitte nehmen Sie Platz. Dann können wir uns gemütlich unterhalten. Marcus, bitte einen Ratafia. Mistress Hathaway muss ja vollkommen durchgefroren sein in dem Wind da draußen.«
Alex ergriff die weiße Hand und knickste.
»Lady Douglas, es tut mir leid, dass ich Sie so unwohl antreffe.«
»Oh, das ist schon in Ordnung, Mistress Hathaway. Ich bin immer bei schlechter Gesundheit. Aber am Ende bleibt nichts anderes übrig, als sich seinem Schicksal zu fügen«, sagte Lady Douglas und gestikulierte wegwerfend mit ihrer weißlichen Hand, »ich bin dem Rheumatismus erlegen. Und wenn der Wind bläst, ist es, als würde ich auf einer Streckbank gefoltert.«
»Ihnen gehört mein volles Mitgefühl, Ma’am.« Alex setzte sich auf den Stuhl neben dem Tagesbett. »Auch in meiner Familie leidet jemand ständig unter schlechter Gesundheit. Ich weiß, wie herausfordernd das ist.«
»Oh, und wer leidet bei Ihnen?« Eliza Douglas’ Blick verengte sich vor Neugier. »Ein naher Verwandter?« Sie griff nach dem Glas Ratafia, das ihr Sohn ihr an den Ellbogen gestellt hatte.
»Eine Cousine, Ma’am.« Alexandra nippte an ihrem Glas, bevor sie es hastig auf den Tisch zurückstellte. Beinahe hatte sie vergessen, wie widerwärtig der Likör war.
»Und wie alt ist diese Cousine?« Eliza knabberte an einem süßen Keks.
»Sie zählt zwanzig Sommer, Ma’am. Aber die angegriffene Gesundheit hat sie schon seit ihrer Kindheit.«
»Oh, was für ein schweres Schicksal. Das arme Mädchen.« Eliza seufzte. »Und woher stammen Sie, Mistress Hathaway? Nicht aus dieser Gegend, da bin ich ganz sicher.«
Alexandra bemerkte, dass Peregrine ihren Likör durch ein Glas mit einer gelbbraunen Flüssigkeit ersetzt hatte.
»Sherry mögen Sie wahrscheinlich lieber, Ma’am«, murmelte er und stellte das Glas neben ihr ab.
»Danke«, murmelte sie überrascht. War ihr Widerwille so offensichtlich gewesen? Sie musste mehr auf ihren Gesichtsausdruck achten, wie auf alles andere auch, wenn sie sich in der Nähe dieses Mannes aufhielt. Schon wieder hatte er sie eine Spur zu gut im Blick.
»In einem kleinen Dorf unweit von London, Lady Douglas«, sagte sie und neigte den Kopf so zur Seite, dass Peregrine ihre Miene nicht lesen konnte. »Mein Vater war Pfarrer. Ein sehr gelehrter Mann.«
»Verstehe.« Eliza nickte verständnisinnig. »Das erklärt, dass Sie sich so sehr zu Büchern hingezogen fühlen.«
»Mein Vater hat mich selbst unterrichtet. Sein Gehalt war zu gering, um mir eine förmliche Ausbildung zukommen zu lassen«, fuhr Alex ungerührt fort. Diese Geschichte konnte sie so lange herbeten, wie es notwendig war, denn Sylvia und sie hatten schließlich tagelang geübt, bevor das Spiel losgegangen war, weshalb sich ihre Unbehaglichkeit jetzt ein wenig verflüchtigte.
»Und was ist mit Ihrer Mutter? Hat sie solch eine umfassende Ausbildung zu schätzen gewusst? Meine Eltern hielten es eher für unnötig, dass ihre Töchter irgendetwas anderes lernen als Zeichnen und Klavierspiel. Vielleicht noch die Harfe und natürlich Tanzen und Benehmen.«
»In der Tat, Ma’am.« Alex unterdrückte einen leichten Schauder, als sie sich vorstellte, ihr Leben in solcher Dumpfheit und geistiger Einschränkung verbringen zu sollen. »Für eine Lady, der das Schicksal die Heirat vorbestimmt hat, sind solche Fertigkeiten in der Tat sehr wichtig.«
»Anders dagegen das geistige Streben, Mistress Hathaway?«, erkundigte sich Perry, die Schulter an den Kaminsims gelehnt und auf den Lippen ein spöttisches Lächeln. »Glauben Sie etwa, dass eine gut ausgebildete Frau nicht begehrenswert ist?«
»Dazu habe ich keine Meinung, Sir. Wie sollte ich auch? Es handelt sich um eine Frage, die Sie lieber an Ihr eigenes Geschlecht richten sollten. Was glauben Sie, Mr. Crofton? Würden Sie bei einer Frau auch auf Ausbildung achten?« Sie ärgerte sich über sein Lächeln. Honorable Peregrine forderte sie
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