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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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bahnte, verlieh Peregrines körperliche Anwesenheit ihr Kraft, Trost und Selbstsicherheit.
    Es schockierte sie, als es ihr bewusst wurde, auch wenn ihr klar war, dass sich nichts darunter befand, was sie sich nicht selbst schon stumm eingestanden hatte. Sie war so schrecklich allein damit gewesen, durch die felsigen Kanäle ihrer Scharade zu navigieren, dass es für ihr Wohlergehen entscheidend geworden war, wenigstens einen Menschen um sich zu haben, bei dem sie ihr wahres Ich zeigen konnte. Mittlerweile stützte sie sich auf seine Anwesenheit, darauf, dass es ihn gab - und sie stützte sich auch dann auf ihn, wenn sie gegen seine Einmischung wütete. Und mit dieser Erkenntnis kam auch das Eingeständnis, dass sie sich die gefühlsmäßige Verwirrung der letzten Tage selbst zuzuschreiben hatte und dass auch nur sie die Fäden entwirren konnte.
    Wieder schaute sie ihn an, spürte die warmherzige Sorge seines Blicks, der mit dem fragenden Glanz in seinen blauen Augen kontrastierte.
    »Fällt Ihnen denn ein passender Name ein? Ich muss gestehen, dass meine Fantasie versiegt ist.«
    »Daran habe ich meine Zweifel«, erwiderte er mit einem Lächeln und seine Mundwinkel zuckten, »aber warum wandeln wir nicht einfach weiter auf dem Pfad des Geheimnisses? Was halten Sie von Mistress Player?«
    »Klingt ziemlich erfunden.«
    »Ja, natürlich. Darin liegt doch gerade die Schönheit. Aus einleuchtenden Gründen können Sie der Gesellschaft, aus der Sie eindeutig stammen, nicht angehören. Schlüpfen Sie doch einfach in eine andere Rolle. Als Mistress Player können Sie eine Kurtisane sein, eine Schauspielerin ... Sie können irgendeine der Rollen annehmen, welche Dutzende schöner Frauen spielen müssen, die ihr Brot in gewissen Sphären der Gesellschaft Londons verdienen müssen. Niemand wird Fragen stellen, sondern ganz schlicht annehmen, dass Sie meine Geliebte sind.«
    »Oh?« Langsam begriff Alex, worin der Reiz lag. In diesem Bereich Londons, in dem es keine Schranken gab, konnte auch sie all die Freiheiten jener Menschen genießen, die ihrem Verhalten keine Zügel anlegen mussten. Sie konnte der spielerischen Alex in ihrem Innern, an die sie kaum noch Erinnerungen hat-te, freien Lauf lassen. Und am Berkeley Square konnte sie mit großer Ernsthaftigkeit den Handel mit seltenen Büchern überwachen. Bis sie nach Combe Abbey zurückkehren musste, hatte sie alle Freiheiten, auf jeder Bühne zu spielen, die ihr gefiel - mit Peregrine als ihrem Gegenpart.
    Dann erst begriff sie die volle Bedeutung seiner letzten Worte. Meine Geliebte. Wie spielt man eigentlich eine Geliebte?
    «Gefällt Ihnen der Vorschlag nicht?«
    »Ich bin nicht sicher, dass ich den Part wirklich übernehmen kann.«
    Peregrine lachte.
    »Mein liebes Mädchen, ich habe meine Zweifel, dass es überhaupt irgendeinen Part auf dieser Welt gibt, den Sie nicht perfekt spielen könnten ... ah, wir sind da.« Die Droschke hielt an der Ecke Long Acre und James Street, und er öffnete die Tür. »Wir sollten hier aussteigen und zum Shakespeare Head schlendern. Dort gibt es eine gemütliche Kaffeestube, wo wir niemandem aus der Stadt über den Weg laufen werden. Außerdem bekommen wir dort ein ordentliches Dinner.«
    Er sprang aus dem Wagen und bot ihr die Hand. Alex nahm die Hand an, trat hinaus auf die Straße und fühlte sich sofort überwältigt von den Geräuschen und Gerüchen, die dem Covent Garden entströmten - dem größten Markt der Stadt und der Spielwiese der liederlichen Reichen.
    Auf ihrem Weg die James Street hinunter konnte sie kaum die Augen lassen von den Kurtisanen, die an ihnen vorbeiparadierten, dem hastigen Gefummel der niederen Huren und deren Kundschaft zwischen den Säulen auf der Piazza und den Buden, an denen pornografische Schriften und Zeichnungen verkauft wurden. Obwohl dies nicht der Ort zu sein schien, an dem der
    Honorable Peregrine Sullivan sich üblicherweise herumtrieb, fühlte er sich hier offenbar ganz wie zu Hause. Denn er führte sie mit einer besitzergreifenden Hand am Ellbogen über die Piazza, schützte sie vor passierenden Sänften und betrunkenen Fußgängern, während ihr die ganze Zeit über klar war, dass er sie anschaute und genau registrierte, wie sie reagierte.
    »Wir sind da.« Draußen vor einer Taverne, an der ein Schild mit dem Gesicht von William Shakespeare hing, blieb Peregrine stehen, öffnete die Tür und drängte sie ins Innere. In der Gaststube war es heiß und laut. Das Gelächter schien genauso zu den

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