Sinnliche Stunden mit dem Fremden (Baccara) (German Edition)
sich Abigail, wie er wohl reagieren würde, wenn sie ihm erzählte, dass sie schon sehr bald Heuballen umwälzen und Ställe ausmisten würde. Doch noch war es zum Glück ja nicht so weit. In dieser Nacht durfte sie noch ganz Mädchen sein – mit Make-up, Schmuck und unfassbar unpraktischen Schuhen … und einem texanischen Gentleman an ihrer Seite. „Hier geht’s lang“, sagte sie entschlossen.
Einige Minuten später bogen sie auf den mit Rindenmulch bestreuten Pfad ab, der zum Picknickplatz führte. Zwischen Espen und Zuckerahornbäumen leuchteten ihnen altmodische Straßenlampen den Weg. Nachdem sich Abigails spitze Absätze mehrmals in den weichen Boden gebohrt hatten, blieb sie stehen und zog die Schuhe aus.
Clyde hielt ebenfalls inne. „Alles in Ordnung?“
„Ja, alles bestens.“
„Ist es denn nicht gefährlich, hier barfuß herumzulaufen?“
„Der Park ist gut gepflegt.“
Doch er schien sich trotzdem zu sorgen. „Ich könnte dich tragen.“
„So macht ihr das also in Texas? Ihr werft euch die Frauen über die Schulter und schleift sie in eure Höhle?“
„Nur wenn es sich nicht vermeiden lässt.“
„In diesem Fall lässt es sich aber vermeiden. Ich bin schon barfuß durch diesen Park spaziert, als ich gerade mal zwei Jahre alt war. Aber danke fürs Angebot.“
Sie drehte sich um und lief ein paar Schritte weit rückwärts, um Clyde beobachten zu können. Sein Gang war geschmeidig, und er wirkte in seinem Anzug äußerst attraktiv. So breit, wie seine Schultern waren, ging sie davon aus, dass er ziemlich durchtrainiert war. Ob er wohl auch ein Sixpack hatte?
„Dann bist du also in Lyndon aufgewachsen?“, fragte er.
„Ja.“ Genau genommen lag die Ranch zwei Stunden westlich der Stadt, aber das waren Details, die Clyde nichts angingen. In dieser Nacht wollte sie ein Großstadtmädchen sein.
„Pass auf, dass du dich nicht irgendwo stößt“, warnte Clyde sie.
Als sie sich umdrehte, bemerkte sie, dass sie nur noch wenige Meter vom ersten Picknicktisch entfernt waren. Unter ihren Füßen spürte sie jetzt weiches Gras.
„Perfekt“, sagte sie und ließ ihre Schuhe auf den Boden fallen. Dann stieg sie auf die Sitzbank, um sich auf die Tischplatte zu setzen, von der aus man einen besseren Blick auf den See hatte.
„Moment mal.“ Clyde stellte das Essen ab und zog sein Jackett aus. Dann breitete er es als Sitzdecke auf dem Tisch aus. Die einfache Geste rührte Abigail.
„Schätze, man kann nicht anders, als Texaner zu lieben“, witzelte sie, während sie beobachtete, wie sich sein dünnes weißes Hemd über seiner breiten Brust und seinem Bizeps spannte.
Doch, sie war sich sogar ziemlich sicher, dass er ein Sixpack hatte.
„Wir wollen doch nicht, dass du dir dein Kleid ruinierst“, erwiderte er.
„Also ruinieren wir stattdessen dein Jackett?“ Trotzdem setzte sie sich auf das weiche, warme Satinfutter.
Er zuckte mit den Achseln und ließ sich neben sie sinken. „Zur Not gebe ich es in die Reinigung.“ Dann reichte er ihr den Burger und ihren Shake.
Abigails Magen knurrte vernehmlich. „Ich verhungere gleich“, murmelte sie, während sie den Burger auspackte. Dann biss sie herzhaft zu.
„Ich auch“, erwiderte er. „Ich saß den ganzen Tag im Auto.“
„Und ich im Büro.“
Sie aßen schweigend und beobachteten dabei die Enten, die in der Hoffnung auf ein paar Krümel immer näher kamen.
„Besser?“, fragte Clyde, nachdem sie aufgegessen hatten.
Abigail warf den Enten ein paar Brötchenstücke zu, dann stopfte sie das Einwickelpapier und den Becher in die leere Papiertüte, die Clyde ihr hinhielt. „Viel besser.“
Sein Blick ruhte auf dem dunklen Horizont, an dem der Mond langsam hinter den Bergen aufstieg. „Also verrätst du es mir jetzt?“
„Was denn?“
„Warum du hier mit mir sitzt.“
„Ich verstehe die Frage nicht ganz.“
„Na ja, wahrscheinlich läuft dir die halbe Stadt hinterher, aber du sitzt ausgerechnet mit mir hier, einem Wildfremden, der dir nichts als einen Burger zu bieten hat.“
Abigail lachte auf. „Danke für die Blumen, aber hinterhergelaufen ist mir seit Jahren niemand mehr.“ Weil sie den Großteil ihres Lebens in staubigen Jeans und Holzfällerhemd verbracht hatte, ungeschminkt und die Haare zu einem praktischen Dutt hochgebunden.
Clyde sah ihr in die Augen. „Erstens glaube ich dir kein Wort. Und zweitens bin ich davon überzeugt, dass du dich normalerweise nicht von fremden Männern zum Abendessen einladen
Weitere Kostenlose Bücher