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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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nicht mehr an sich halten, er brach in ein schallendes Gelächter aus.
    »Warum lachen Sie eigentlich?«
    »Ich freue mich so über Ihr Anerbieten. – Entschuldigen Sie, ich habe bisher nicht die Ehre –«
    »Ich bin Pan Rzendzian aus Wonsoszy!« unterbrach der Pan ihn stolz.
    Kmicic öffnete gerade den Mund, um seinen angenommenen Namen zu sagen, als Bilous eintrat.
    »Pan Kommand-«
    Kmicic sah ihn drohend an, der Soldat wurde verlegen und sagte: »Leute aus Szczuczyn sind angekommen.«
    Kmicic sprang auf, besann sich aber gleich.
    »Achtung! Sind es viele?«
    »Zehn Mann.«
    Pan Andreas ging einige Male im Zimmer auf und ab und setzte sich dann in die dunkelste Ecke der Stube. Einige Augenblicke später traten mehrere Menschen herein.
    Als Kmicic den ersten sah, begann sein Herz heftig zu schlagen. – Es war Juzwa Butrym.
    »He, Wirt! Hafer für unsere Pferde!«
    »Ich habe keinen,« entgegnete der Wirt, »vielleicht können diese Herren Ihnen aushelfen.« Und er zeigte auf Rzendzian und Kmicic.
    »Wer sind die Leute?« fragte Rzendzian.
    »Laudaer, aus dem Banner des Pan Wolodyjowski.«
    »So, Pan Wolodyjowski ist also in Szczuczyn?«
    »Jawohl, die anderen Obersten auch. Dort sind Pan Oskierka, Pan Kowalski, beide Skrzetuskis.«
    In Kmicic' Kopf jagte ein Gedanke den anderen. Der frühere Kmicic hätte seinen Feind und den Mörder seiner Freunde mit Pferden zerreißen lassen, aber der jetzige, Pan Babinicz, hatte gelernt, sich zu beherrschen. Im Gegenteil, er fürchtete sogar, erkannt und an der Ausführung seines Planes gehindert zu werden. Er barg sein Gesicht in den Händen, als ob er schläfrig sei und flüsterte dem neben ihm sitzenden Soroka zu:
    »Geh, sag' den anderen, daß sie sich zur Abreise bereit halten; des Nachts brechen wir auf.«
    Kmicic verharrte in dieser Stellung und gab sich den Anschein eines Schlummernden, während Erinnerungen seine Seele in Scharen bestürmten. Diese Leute zauberten mit einem Male lebendig vor sein inneres Auge: Lauda, Wodokty und all das unlängst Erlebte, das so schnell aufeinander gefolgt war, daß es ihm wie ein Traum vorkam.
    Plötzlich weckte ihn aus seinem Sinnen der Klang seines Namens, den Juzwa Butrym mehrfach wiederholte. Juzwa erzählte Rzendzian alles, was sich seit dem Tage des schändlichen Vertrages des Hetmans mit den Schweden ereignet hatte. – Er berichtete von der Meuterei der Truppen, von der Verhaftung des Obersten und ihrer glücklichen Rettung. Kmicic' Namen belegte er mehrmals mit nicht gerade schmeichelhaften Beiwörtern. Dann kam das Gespräch auf Pan Wolodyjowski und die in Podlachien stehenden Banner.
    In diesem Augenblicke öffnete sich die Tür, und Soroka trat ein und blieb einen Augenblick auf der Schwelle stehen. Juzwa sah ihn und fragte Rzendzian:
    »Ist das einer von Ihren Leuten? Ich habe ihn schon irgendwo gesehen!«
    »Nein,« antwortete Rzendzian, »es sind Schlachtschitzen, die mit Pferden die Jahrmärkte besuchen.«
    »Ihre Pferde könnten sie gut in Szczuczyn los werden. Bei uns herrscht großer Mangel an Pferden.«
    »Ein jeder fährt dahin, wo er es für besser hält,« kam Kmicic Soroka zu Hilfe.
    »Ich weiß nicht, wo es für Euch besser ist,« entgegnete Juzwa, »aber für uns ist es durchaus nicht vorteilhaft, daß Ihr Eure Pferde an die Schweden verkauft und ihnen obendrein noch alles erzählt, was Ihr hier seht.«
    »Und wirklich, Pan, Sie ähneln sehr wenig einem Pferdehändler,« wandte sich Rzendzian an Kmicic. – »Sie tragen da einen Ring am Finger, den zu tragen sich kein Edelmann zu schämen brauchte. Zeigen Sie ihn doch mal her!« –
    »So ziehen Sie ihn sich doch selbst ab; ich bin zu müde.«
    »He, Brüderchen, man könnte fast meinen, du fürchtest dich, dein Gesicht zu zeigen!«
    Und ohne ein Wort zu sprechen, schritt Juzwa auf den Kamin zu, nahm ein brennendes Scheit heraus, hielt es hoch über seinen Kopf und ging auf Kmicic zu.
    Kmicic richtete sich in seiner ganzen Länge auf und starrte Juzwa an. Der ließ das Scheit aus seinen Händen fallen, so daß tausend Funken um ihn herumstoben.
    »Jesus, Maria!« rief er, »das ist Kmicic!«
    »Ich bin es,« antwortete Pan Andreas, der einsah, daß es keine Möglichkeit mehr gab, sich zu verstellen.
    »Halt! Halt!« schrie Juzwa. »Du also bist es, verfluchter Verräter! Du, der personifizierte Teufel! Einmal bist du meinen Händen entschlüpft, und jetzt gehst du verkleidet zu den Schweden!«
    Er ergriff Pan Andreas am Kragen, aber beide Kiemlicz', Kosma

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