Sintflut
und Damian, erhoben sich schnell.
»Vater, losschlagen?« fragte Kosma.
»Schlag zu,« antwortete der alte Kiemlicz, indem er den Säbel aus der Scheide zog.
Plötzlich öffnete sich die Tür, und Juszwas Leute stürzten ins Zimmer, gefolgt von Kmicic' Soldaten.
Während Juzwa mit der einen Hand Kmicic gepackt hielt, fuchtelte er mit der anderen mit einem blanken Säbel herum. Doch der geschicktere Kmicic schnürte ihm schnell die Gurgel zu. Juzwas Augen quollen aus ihren Höhlen, und bevor er noch mit seinem Arm auf Kmicic losschlagen konnte, hieb der ihm mit seinem Säbel aus Leibeskräften eins über den Schädel. Juzwa schwankte und stürzte zur Erde wie eine gefällte Eiche.
»Schlagt zu!« rief Kmicic, in dem die alte Gewohnheit wieder erwacht war. Aber auch ohne seinen Befehl wütete in der Stube schon eine Schlacht. Nur Rzendzian stand abseits und zielte mit seiner Pistole auf Kmicic, der jedoch bald hier im Hellen auf-, bald dort im Dunkeln untertauchte.
Die Laudaer kämpften immer schwächer; Juzwas Ende und der gefürchtete Name Kmicic' jagte ihnen einen panischen Schrecken ein. Mittlerweile hatte sich der Schenkwirt leise in die Stube geschlichen. Er goß einen Eimer Wasser in den Kamin, dessen Feuer sogleich erlosch. Die Kämpfenden befanden sich im Finstern. Einen Augenblick trat Ruhe ein, dann flohen Rzendzians Leute und die Laudaer ins Freie. Kiemlicz und seine Söhne folgten ihnen und setzten den Kampf draußen fort. Schließlich mußten sich Rzendzians Diener und die Laudaer ergeben. Der alte Kiemlicz befahl seinen Söhnen, Rzendzians Gepäckwagen zu plündern. Schon gingen Kosma und Damian eifrig an die Arbeit, als Kmicic' strenger Befehl sie davon zurückhielt.
»Euer Gnaden,« sagte der alte Kiemlicz, »ist denn das nicht erlaubt?«
»Es ist eine Schande,« entgegnete Kmicic finster.
Eine Viertelstunde später stand Pan Rzendzian vor Kmicic und machte tiefe Bücklinge vor ihm.
»Pan Oberst, ich wollte Ihnen nur versichern, daß ich keinen Streit angefangen habe. Zu Verwandten zu reisen, das ist doch niemandem verboten. Ich habe weder den Schweden noch dem Pan Hetman je etwas Böses zugefügt. Ich will nur zu Pan Wolodyjowski, das ist nämlich ein alter Kriegskamerad von mir. – Sie erlauben mir doch, ruhig weiter zu fahren, ich habe ja nichts verschuldet?«
»Macht seine Wagen fertig,« befahl Kmicic seinen Leuten. Dann wandte er sich zu Rzendzian. »Nehmen Sie alle Verwundeten und Toten und bringen Sie sie zu Pan Wolodyjowski. Bestellen Sie dem Oberst, daß ich durchaus nicht sein Feind, sondern ein besserer Freund bin, als er es denkt. – Sagen Sie ihm, daß für mich jetzt noch nicht die rechte Zeit sei, zu ihm zu kommen, – vielleicht aber später. – Haben Sie verstanden? – Und dann vergessen Sie nicht, zu erzählen, daß seine Leute mich zuerst überfielen, und ich mich in der Notwehr befand.«
»Natürlich! natürlich!«
»Halt, noch eins! Die Konföderierten sollen ihre Kräfte auf keinen Fall zersplittern, denn Radziwill wird, sobald seine Kavallerie verstärkt ist, gegen sie ziehen. Radziwill, sein Vetter Boguslaw und der Kurfürst setzen irgend etwas ins Werk, so daß der Aufenthalt an der Grenze nicht ungefährlich ist. Pan Wolodyjowski solle nur versuchen, sich möglichst schnell mit dem Witebsker Wojewoden zu vereinigen.«
»Ich werde alles, was Sie mir befehlen, bestellen.«
»Obwohl dies alles Kmicic ihnen rät, Kmicic, dem sie mißtrauen, so sollen sie nur diesmal mir Glauben schenken.«
Nach einer Stunde war Pan Rzendzian schon auf dem Wege nach Szczuczyn. Drei Tote und mehrere Verwundete, unter ihnen Juzwa Butrym, führte er mit sich. In seinem Geiste überflog er all das, was geschehen. Er konnte nicht umhin, diesen eigentümlichen und schrecklichen Mann zu bewundern, der den Konföderierten soviel Böses zugefügt hatte, sie jetzt aber vor ihrem völligen Untergange retten wollte.
Noch ein anderer kam aus seiner Verwunderung über Kmicic nicht heraus; es war der alte Kiemlicz. Immer wieder legte er sich selbst die Frage vor: »Wem eigentlich dient der Oberst? – Er will zum König und schlägt die Konföderierten, die treten doch für den König ein. – Er fürchtet die Schweden und verbirgt sich vor ihnen. – Was soll das alles bedeuten? – Und was wird aus uns Armen werden?«
Der junge Oberst ritt während dessen mit einem furchtbar finsteren Gesicht durch die Nacht. Er war ärgerlich, daß er die Leute niederschlagen mußte, mit denen in einer
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