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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Radziwill kämpfen wollten, hatte Michails Freude keine Grenzen.
    »Gott sei Dank, daß die alten Zbarazer wieder beisammen sind!« wiederholte er immer. »Es kämpft sich besser, wenn man seine Freunde um sich weiß!«
    »Das war mein guter Gedanke,« sagte Pan Zagloba. »Sie wollten zum Könige ziehen, aber ich sagte zu ihnen: Warum sollten wir und Pan Michail nicht die alten Zeiten wieder heraufbeschwören? Wenn es uns alles so glückt wie im Kriege gegen die Kosaken und Tataren, so werden wir bald mehr als einen Schweden auf dem Gewissen haben.«
    »Gott allein hat Ihnen die Idee eingegeben,« sagte Pan Michail. »Seit zwei Monaten werden auf Befehl des Fürsten Wojewoden, der anscheinend von dem Kriege seit langem unterrichtet ist, Regimenter gebildet. Außer mir sind mit diesem Amte noch Stankiewicz und ein gewisser Kmicic, Fahnenträger von Orsza, betraut. Kmicic ist bereits fertig und ist schon mit seinem Banner in Kiejdane eingetroffen.«
    »Kennst du den Fürsten Wojewoden von Wilna?« fragte Jan.
    »Wie sollt' ich den nicht kennen? Ich habe die ganzen Feldzüge unter seiner Führung mit durchgemacht. Er ist ein berühmter Kriegsmann und fast der beste Anführer in der Republik nach dem Tode des Fürsten Jeremia. Ich glaube, er wird nicht erst lange auf die Schweden warten, sondern er wird ihnen entgegengehen.«
    »Ja,« sagte Zagloba, wir besuchten beide dieselbe Schule. Ich habe ihm oft seine Aufsätze gemacht. Er liebte schon damals vor allem den Krieg und zog meine Gesellschaft jeder anderen vor, weil auch mir Pferd und Lanze besser gefielen, als die lateinischen Verben.«
    Wolodyjowski begann Pan Stanislaus Skrzetuski über alles auszufragen, was sich bei Ujscie zugetragen hatte. Er hörte eifrig zu und strich mit der Hand nachdenklich durch seine Haare. Schließlich, als Stanislaus geendet hatte, sagte er:
    »Zu so etwas ist unser Radziwill nicht fähig. Stolz ist er wie der Satan, und anscheinend hält er kein Geschlecht in der ganzen Republik dem seinigen für ebenbürtig. Widerspruch verträgt er überhaupt nicht. – Es ist wahr, er zürnt dem Könige, weil er ihm nicht gleich den Hetmansstab für Groß-Litauen verliehen hat. Er hält treu an der calvinistischen, gottlosen Lehre; er unterdrückt die Katholiken, wo er kann; er beruft ketzerische Zusammenkünfte, – das ist ja alles wahr. Aber ich bin bereit zu schwören, daß er seinen letzten Blutstropfen opfern wird, ehe er eine solche Kapitulation, wie die bei Ujscie, unterzeichnen würde. Wir werden einen langwierigen Krieg zu führen haben; doch kein Bücherwurm wird uns befehligen, sondern ein echter Krieger.«
    »Das ist recht!« rief Zagloba, »mehr wollen wir auch nicht.«
    »Außerdem,« fügte Wolodyjowski hinzu, »ist anzunehmen, daß die Schlachta sich hier in großer Zahl einfinden wird. Ich habe den Befehl bekommen, mein Banner bereit zu halten und mich selbst nach Kiejdane zu begeben.«
    Pan Wolodyjowski öffnete eine Schatulle, nahm den Befehl heraus und las ihn seinen Freunden vor:
    »Pan Oberst Wolodyjowski! Mit großer Freude erhielten wir Ihren Bericht, daß Ihr Banner schon marschbereit sei. Seien Sie auf der Hut und stets in Bereitschaft. Kommen Sie selbst möglichst schnell nach Kiejdane, wo wir Sie mit Ungeduld erwarten. Sollten irgend welche Gerüchte zu Ihnen dringen, so schenken Sie ihnen keinen Glauben, als bis Sie alles von mir selbst gehört haben. Wir werden stets so handeln, wie wir es uns selbst, Gott und unserem Gewissen schuldig sind, ohne uns von der Bosheit und dem Haß unserer Feinde beeinflussen zu lassen. Zugleich trösten wir uns damit, daß eine Zeit heranbricht, in der es sich herausstellen wird, wer ein wirklicher Freund des Hauses Radziwill ist, und wer bereit ist, diesem Hause in »rebus adversis« zu dienen. Kmicic, Riewiarowski und Stankiewicz haben ihre Banner schon hierher geführt, das Ihrige möge in Upita verbleiben. Vielleicht werden Sie sich zu unserem Vetter, dem Fürsten Boguslaw, begeben müssen, der auch eine bedeutende Streitmacht zusammengezogen hat. Alle Einzelheiten hierüber werden Sie bei unserer persönlichen Zusammenkunft erfahren. Bis dahin überlassen wir Ihrem Eifer die persönliche Ausführung unserer Befehle und erwarten Sie in Kiejdane.
    Janusz, Fürst Radziwill, Wilnaer Wojewod, Litauischer Groß-Hetman.«
    »Es ist doch eigentümlich,« sagte Jan Skrzetuski, »daß er von einer Treue zum Hause Radziwill spricht, anstatt von einer zum Vaterlande. Das ist doch wirklich viel

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