Sintflut
Sie so besorgt aus? – Jan ist ganz bleich geworden!«
»Stanislaus hat schreckliche Nachrichten gebracht,« antwortete Jan. »Die Schweden sind in Großpolen eingedrungen, sie haben es schon ganz besetzt.«
Pan Zagloba sprang von seinem Platze auf, riß weit die Augen auf und griff nach der Seite, als suche er nach seinem Säbel.
»Wie? Höre ich recht? Wie, ganz besetzt?« fragte er bestürzt.
»Der Wojewod von Posen und die anderen haben sich bei Ujscie ergeben,« erläuterte, Stanislaus Skrzetuski.
»Um Gottes willen! Was reden Sie da! Ergeben?«
»Nicht nur ergeben, sie haben sogar einen Vertrag unterschrieben, in dem sie sich vom König und der Republik lossagen. Von nun an gibt's dort nur noch Schweden und keine Polen.«
»Beim Tode des Gekreuzigten! – Was ist das? Das ist das Ende der Welt! Erst gestern sprach ich mit Jan noch über die Drohungen der Schweden –«
»Mit dem Verlust einer Provinz fängt es an, und Gott allein weiß, womit es enden wird!«
»Hören Sie auf damit, ich ersticke fast! – Und Sie waren auch in Ujscie? Sie sahen das alles mit Ihren eigenen Augen an? Das ist einfach fürchterlich! Ein unerhörter Hochverrat!«
Pan Stanislaus fing nun an, die Einzelheiten der Ereignisse von Ujscie zu erzählen.
»Jeglicher Heldenmut ist aus der Republik verschwunden; denken Sie nur, fast alle waren mit dem Verrat einverstanden. – Fünf Rittmeister und ich versuchten vergeblich, den Rittersinn bei der Schlachta zu wecken. Aber ach, die meisten zogen es vor, mit Löffeln zu Wittemberg auf ein Festmahl zu gehen, als mit Säbeln in die Schlacht. Wer Ehre im Leibe hatte, verschwand nach irgend einer Richtung. Manche zogen nach Hause; manche nach Warschau; die Brüder Skoraszewski sind zum Könige gefahren, um ihm alles zu melden. Und ich bin hierher gekommen, den Vetter zu holen, um mit ihm wider den Feind zu ziehen.«
»Es steht schlimm mit unserer Republik,« sagte Jan traurig. »Früher kamen auf zehn Siege eine Niederlage; die Welt staunte über unseren Heldenmut. Jetzt gibt's Niederlagen und dazu noch den Verrat ganzer Provinzen. Möge Gott, der Barmherzige, sich über unser Land erbarmen!«
»Und was denkst du zu tun?« fragte Stanislaus.
»Natürlich werde ich nicht hier zu Hause sitzen. Ich werde meine Familie zu meinen Verwandten, den Stabrowskis, in die Bialowizer Heide schicken. Stabrowski ist dort königlicher Jagdmeister. – Wenn der Feind auch die ganze Republik erobert, bis nach dorthin wird er nicht vordringen. Morgen schon schicke ich meine Frau und die Kinder dorthin. – Und Sie, Väterchen, kommen Sie mit uns, oder wollen Sie lieber Helene nach der Heide begleiten?«
»Ich?« antwortete Zagloba, »ob ich mitgehe? Ich würde, nur dann nicht mitgehen, wenn meine Füße Wurzeln schlagen würden, die mich hier in der Erde festhielten. Es gelüstet mich so nach schwedischem Blut, wie den Wolf nach Hammelfleisch. – Ach, diese Mörder! Können sie nicht zu Hause sitzen! – Ich kenne diese Hunde wohl, noch unter Koniecpolski habe ich mich mit ihnen herumgeschlagen. Und wenn Sie wissen wollen, wer Gustav-Adolf gefangen genommen hat, so fragen Sie nur den seligen Pan Koniecpolski. – Ich sage nichts weiter, ich kenne sie, und sie kennen mich. – Die Nichtsnutzigen haben wohl erfahren, daß Zagloba alt geworden ist! Aber wartet nur, ihr sollt ihn noch zu sehen bekommen! – Jan, überlege nur schnell, was zu tun ist. Ich möchte am liebsten gleich aufs Pferd.«
»Nach der Ukraina, zu den Hetmans durchzudringen, wird nicht möglich sein. Meiner Meinung nach müssen wir nach Warschau, – den König retten.«
»So gehen wir nach Warschau, aber schnell!« sagte Zagloba. »Doch, was ich sagen wollte; wenngleich unsere Namen dem Feinde Furcht einjagen werden, so werden wir drei allein nicht viel ausrichten können. – Ich würde daher raten, einen Aufruf zu erlassen, damit wir dem König wenigstens eine kleine Schar Freiwilliger zuführen können.«
»Wundern Sie sich nicht über meine Worte,« erwiderte Stanislaus, »aber nachdem, was geschehen, fühle ich einen solchen Abscheu vor Landwehrleuten, daß ich es vorziehen würde, allein zu gehen, als mit einer Menge von Leuten, die vom Krieg keine Ahnung haben.«
»Jan, du kannst wohl bezeugen, daß ich meiner guten Einfälle wegen eng mit dem Fürsten Jeremias befreundet war. Du weißt ja, wie oft dieser große Feldherr meinem Rate folgte, und er kam immer auf seine Kosten dabei.«
»Sagen Sie nur schnell, was Sie
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