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«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

Titel: «Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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Schriften Wolffs ins Französische übersetzen, damit Friedrich sie besser lesen konnte.
    Gelegentlich hatte Friedrich bekannt, er spreche die Sprache seiner Heimat wie ein Pferdekutscher. Er hätte hinzufügen können, so schreibe er sie auch. Er hätte Grimmelshausen, Gryphius, Opitz lesen können oder Brockes, von Haller, Gottsched.
    Die Verachtung der deutschen Literatur, die er partout nicht lesen mochte, war einer der Gründe für sein Kutscherdeutsch.
     
    Für die musikalischen Soireen zog der Kronprinz ein Ensemble nach Rheinsberg, das er schon in Ruppin versammelt hatte. Erlesene Musiker gehörten zu diesem Kreis.
    Als Gast aus Dresden Johann Joachim Quantz, Flötenvirtuose und Komponist, Flötenlehrer des Kronprinzen.
    Franz Benda, erster Violinist, Komponist.
    Johann Gottlieb Graun, Violinist, und sein jüngerer Bruder, der Komponist Carl Heinrich Graun.
    Zur Hochzeit des Kronprinzen mit der Prinzessin Elisabeth Christine hatte Carl Heinrich Graun die Oper Lo Specchio della Fedelta geschrieben, die 1733 in Salzdahlum uraufgeführt worden war.
    Der Cembalist Christoph Schaffrath.
    Der Kammerdiener und engste Vertraute Friedrichs, Michael Fredersdorf – Friedrich hatte ihn aus Küstrin mitgebracht –, durfte bei manchen Konzerten mitspielen. Er spielte leidlich Oboe.
    In Rheinsberg übte Friedrich sich als Komponist. Er schrieb Flötensonaten und -konzerte.

8.
    In die Abgeschiedenheit von Cirey platzte ein Brief des preußischen Kronprinzen Friedrich vom 8. August 1736 an Voltaire.
    Der vierundzwanzigjährige Ruppiner Regimentskommandeur und künftige preußische König schrieb aus Rheinsberg an den berühmten zweiundvierzigjährigen Dichter.
    Durch seine Werke sei Monsieur Voltaire ihm, Friedrich, sehr wohl bekannt. In Voltaires Werken erkenne er, Friedrich, den Charakter ihres ingeniösen Schöpfers. Voltaires Henriade , César , Alzire , Le temple du goût ließen ihn, Friedrich, sich wünschen, alle Voltaireschen Werke zu besitzen. Er bitte darum, ihm alle Werke zu senden. Sollte es ihm, Friedrich, nicht vergönnt sein, Voltaire selbst zu besitzen, so könne er doch wenigstens hoffen, ihn dereinst zu sehen.
     
    Voltaire, der wußte, wer ihm da geschrieben hatte, nannte Monseigneur Friedrich Königliche Hoheit und freute sich, daß es einen Fürsten gebe, der Philosoph sei. Monseigneur Friedrich liege offenbar mehr an der Menschlichkeit als am Königsgepränge. Er bedankte sich im voraus für den Traktat des Philosophen Christian Wolff Vernünftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt von 1720, den Friedrich angekündigt hatte.
    Aus seinem Palast geruhe der Erbe einer Monarchie einem Einsiedler Unterweisungen zukommen zu lassen!
    Voltaire nannte Friedrich eine herrlichere Rarität als Kirchen und Gemälde in Rom, und er versicherte ihm, es wäre ein Glück für ihn, der Königlichen Hoheit einen Besuch abzustatten.
    Aber Freundschaft halte ihn in Cirey fest. Sein Herz werde immer zu den Untertanen Friedrichs gehören.
    Der Brief Friedrichs schmeichelte Voltaire.
    Émilie aber mißtraute dem Kronprinzen.
    Voltaire besitzen?
     
    Schon am 4. November hatte Friedrich wieder an Voltaire geschrieben. Voltaire möge Friedrichs Taten als Frucht seiner Anleitungen betrachten. Alle Werke Voltaires trügen das Zeichen der Unsterblichkeit. Voltaire vereine in seiner Person den Philosophen, den Historiker und den Poeten. Den Armen Émilies wolle er ihn nicht entreißen; er verlange nur, Émilie, diesem Wunder an Geist und Wissen, seine Verehrung zu übermitteln.
    Kaum zehn Tage später bemüßigte sich Friedrich, einen dritten Brief zu schreiben, der mit einer gereimten Epistel an Monsieur de Voltaire über falsche und wahre Größe anhob. Rheinsberg nannte er fortan Remusberg. Immerhin bezeichnete Friedrich sich als Reimeschmied aus Germanien.
    Das Jahr 1736 sollte nicht vergehen ohne einen vierten Brief Friedrichs an Monsieur de Voltaire. Friedrich beteuerte, seine Seele sei die untertänigste Dienerin der Seele Voltaires. Seine Seele wünsche sich, nach Cirey zu reisen, um dem Wissen Émilies und dem Geist Voltaires zu huldigen.
     
    Friedrichs Briefe gelangten über Paris nach Cirey; er konnte nicht wissen, daß Voltaire sich inzwischen nach Holland abgesetzt hatte, um der Verfolgung durch die Polizei zu entgehen, die ihm wegen seines Gedichts Le mondain drohte.
    Erst im Januar 1737 antwortete Voltaire aus Leiden: Er bedanke sich für ein Portrait

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