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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Einefraubetrieb handelt. »Synergie.«
    »6!« sage ich herzlich. Ich sitze mit meinem Mobiltelefon auf einer Bank. »Hier spricht Scat. Wie geht’s denn so?«
    »Was ist mit Brennan?«
    »Ach so«, sage ich. »Den hab ich noch nicht angerufen. Ich hab da nämlich ein kleines Problem.«
    Zunächst reagiert sie nicht. »Ein Problem«, sagt 6 dann.
    »Ja, ja.« Ich kichere ein bißchen, damit 6 schon mal weiß, daß jetzt was Lustiges kommt. »Du glaubst ja nicht, was passiert ist.« Ich mache eine längere Pause, damit 6 ein Wirklich? oder ein Hmm oder sonstwas einschieben kann, doch sie wartet nur. »Ich bin mal wieder obdachlos.«
    Pause.
    »Klingt verrückt, weiß ich ja.« Ich lache, weil das alles so verrückt ist. Eine junge Frau mit einem deutschen Schäferhund geht an mir vorbei und beäugt mich mißtrauisch. »Aber…«
    »Erspar dir die Mühe. Bei mir wohnst du jedenfalls nicht.«
    »6«, sage ich mit einem Anflug von Verletztheit in der Stimme, während ich mit voller Kraft zurückrudere. » Danach wollte ich dich doch gar nicht fragen.«
    »Soso«, sagt 6 und klingt beinahe interessiert.
    »Es ist nur so: Wenn ich gleich Gary anrufe und einen Termin mit ihm vereinbare, dann hab ich nichts anzuziehen. Ja, ich weiß nicht mal, wo ich die Kleider wechseln könnte, die ich gar nicht besitze.«
    6 seufzte. »Ruf Brennan an. Wenn er uns treffen will, wird sich schon ’ne Lösung finden.«
    Zwar nicht unbedingt ein direktes Angebot, doch ich nehme es für alle Fälle schon mal an. »Hey, danke 6. Ich wußte doch, daß du dir was einfallen läßt.«
    Sie legt auf.
    ich mache es

    Ich werde mit vier verschiedenen Sekretärinnen verbunden, doch schließlich hab ich Gary in der Leitung. »Ich hab’s mir anders überlegt.«
    »Hey, Scat. Das freut mich wirklich«, sagt Gary. Er klingt gehetzt, und im Hintergrund hör ich jemanden schreien: »Nein, Akteure , wir brauchen Akteure .« »Sie wären eine echte Hilfe für mich. Könnten wir uns heute noch sehen?«
    »Sicher doch«, sage ich. Einen Moment später rufe ich 6 an, um herauszufinden, ob das wirklich stimmt.
    scat kommt langsam wieder auf touren

    6 seufzt.
    »6, schau mal«, sag ich. »Ich verlange doch gar nicht viel von dir. Ich möchte nur duschen und mich umziehen. Dafür brauch ich maximal ’ne halbe Stunde.« Mein Mobiltelefon piept zweimal und beklagt sich, weil es nicht genug Strom bekommt. Die Akkus sind fast leer. Mein Ladegerät befindet sich allerdings in Cindys Wohnung. Deshalb stehe ich vor einem ernsten Problem und gerate ein bißchen in Panik. »6, jetzt mach schon, nur ein Kurzbesuch, okay? Ich kauf mir ’n paar Klamotten, dusche und rasiere mich, und dann gehen wir zu Brennan. Wenn das erledigt ist, können wir meinetwegen das alte Spiel weiterspielen, daß ich dich um einen Gefallen bitte und du mich böse anschaust und njet sagst. Doch im Augenblick will ich nur duschen und habe keine Zeit für diesen Kinderkram! Okay?«
    Als ich fertig bin, halte ich den Mund und bin selbst ganz platt über meine Aggressivität. Sicher legt 6 jetzt sofort den Hörer auf. Und so erwarte ich mit schreckgeweiteten Augen das Nichts am anderen Ende der Leitung.
    »Also gut«, sagt 6, und obwohl ich mich vielleicht täusche, klingt es, als ob sie lächelt.
    synergie

    Sie ist die einzige Mitarbeiterin.
    Trotzdem bin ich beeindruckt, wie stilvoll sie sich eingerichtet hat. Das Büro liegt an der Lincoln Avenue mitten in Venice und könnte eine Renovierung gut gebrauchen. Doch das macht gerade seinen altweltlichen Charme aus, der hübsch mit 6s neuweltlicher Sachlichkeit kontrastiert. Vor den unansehnlichsten Rissen in der Wand sind ein paar Farne strategisch klug plaziert. Ansonsten gibt es noch eine Kaffeemaschine und einen riesigen Holzschreibtisch. Der Raum erinnert stark an 6s Büro bei Coke – allerdings mit mehr Rissen in den Wänden, ohne Ausblick und ohne Elle Macpherson. Ich hab das Gefühl, daß 6 Coke mehr vermißt, als sie je zugeben würde.
    »Hey, schön ist es hier. Gut gemacht.«
    6 hebt nur leicht die Schultern und betrachtet mich von der anderen Seite des Schreibtischs aus. Ihr Stuhl ist wie ein Thron: ein gigantisches schwarzes Ding, das verblüffend an eine gute Lederimitation erinnert. 6 kann sich darin bequem zurücklehnen und die Arme – ganz wie ein Weltraumkommandant – seitlich auf den Lehnen ruhen lassen. Ich muß unwillkürlich an Captain Kirk denken.
    »Hmm.« Ich schaue auf die Uhr. »Na, dann wollen wir mal.«
    »Du kannst

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