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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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in der Tür stehenden Mann. Mit einem derartigen Geschoss hatte der nicht gerechnet, er stürzte, und der Koloss begrub ihn unter sich. Jetzt bemerkte ich, dass er einen Baseballschläger in Händen gehalten hatte. Ich kickte ihn weg. Grazie Peter! stand darauf. So etwas Ähnliches hatte ich auch sagen wollen.
    Ich griff unter die Kutte und holte meinen Totschläger hervor, mit einer Hundegerte war es nun nicht mehr getan. Der Unbekannte jaulte und schrie, verständlich, er lag wie unter einem Fels begraben. Mit dem über der Nasenwurzel beginnenden Haaransatz, seinem schwarzen Polyesterzweireiher und der Lederkrawatte sah er aus wie ein Primat im Konfirmationsanzug. Ich zerrte Peter von ihm herunter. Der Primat sprang auf und funkelte mich böse aus seinen braunen Augen an. Vorsichtshalber gab ich ihm einen Stoß in die Rippen, um meine Entschlossenheit klar zu machen.
    – Heb ihn auf!
    Ich deutete auf Peter. Der Primat im Anzug bückte sich und zerrte an ihm, aber da bewegte sich nichts. Peter lag mit seinem Drehstuhl da wie ein umgekippter Lastwagen im Straßengraben. Konnte mir eigentlich auch egal sein, er hatte es billigend in Kauf genommen, dass mir sein Kollege eins mit dem Baseballschläger überziehen wollte. Außerdem war Peter auch in Seitenlage noch ansprechbar. Ich tippte ihn mit dem Totschläger an.
    – Also Peter, wo lebt Boris Zakow?
    – Grünwald.
    – Straße?
    – Weiß nicht. Schau doch im Telefonbuch nach.
    Mein Gott, ja, auf diese Idee hätte ich auch schon früher kommen können.
    – Und du, wer bist du?
    Der Konfirmationsprimat schüttelte nur den Kopf.
    – Lass ihn, sagte Peter an seiner Stelle, er versteht dich nicht. Es sei denn, du redest russisch mit ihm.
    – Und wer ist er?
    – Iwan.
    – Soll das ein Scherz sein?
    – Ist doch egal. Wir nennen ihn eben so. Iwan macht den Technikaufbau bei Auditions.
    Iwan hatte sich auf den Schreibtisch gesetzt. Was mich geradezu elektrisierte, war eine Tätowierung, die auf seiner Wade hervorlugte. Es war eine Schlange. Ich öffnete seine Krawatte und zog sie ihm mit einem Ruck aus dem Kragen. Dann band ich ihn aufrecht stehend am Fenster fest. Ich hatte noch was vor mit ihm.
    – Was wird denn das jetzt, fragte Peter.
    – Schlangenmafia, oder wie nennt man euch?
    Peter schwieg verbissen. Ich trat an Iwan heran, öffnete seinen Gürtel und zog ihm die Hosen herunter. Sein Hemd lupfte ich mit dem Totschläger. Aber der Rüssel, der aus dem haarigen Gewölle rausguckte, war komplett weiß.

43
    Als ich die Treppe hinunter stieg, wurde mir bewusst, wie gruslig die Atmosphäre in diesem Studiobunker war. Eine leblose Traumruine. Genau genommen gab es hier drinnen nichts, was irgendwie faszinierend war. Das und die beiden Zombies da oben, so dachte ich, könnten für die Mädels draußen eine wirklich interessante Erfahrung sein. Ich ging daher nicht zum Hinterausgang hinaus, sondern beschloss, einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Ich machte die Vordertür und das vergitterte Tor auf und sagte dem verbliebenen Häuflein, sie könnten ruhig hinein und sich mal alles in Ruhe angucken. Nur zögerlich wagten sich einige vor, schließlich verschwanden sie doch nacheinander im Studiobunker. Eigentlich war nun für alle gesorgt, und ich machte mich wieder in die Innenstadt auf.
    Ich hielt es für zu gefährlich, direkt an meinem Laden vorzufahren und parkte daher den Bus in der Zenettistraße. Ich ging zu Fuß und lugte in die Fleischerstraße hinein. Alles sah ruhig und normal aus. Da bemerkte ich Rübl, der an die Scheibe eines parkenden Autos klopfte.
    – Garageneinfahrt, hörte ich ihn sagen, nix parken.
    Die Antwort war unverständlich, aber italienisch. Das reichte mir. Ich machte auf dem Absatz kehrt. Die italienischen Hitmen von der Kriegsabteilung waren mir immer noch auf der Spur. Dimauro hatte es nicht geschafft, sie abzubestellen. Meine Verkleidung hatte sich inzwischen vermutlich herumgesprochen. Ich wollte wieder in normaleKlamotten zurück. Aber wie? Und Abend wurde es auch, ich hatte Hunger und musste irgendwo schlafen.
    Im Grunde genommen hatte ich gar nicht lange zu überlegen. Was einem auf dieser Welt widerfährt, sagt die Broschüre des Dalai-Lama-Tests, wiederholt sich so lange, bis man die Aufgabe zufrieden stellend lösen kann. Das leuchtete mir ein, denn sicher war ich in einem früheren Leben mal ein geldgieriges Schwein gewesen, bis ich es geschafft hatte, zum stolzen Tiger aufzusteigen. Auf die konkrete Situation

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