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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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waren fast unbenutzt. Von der niedrigen Decke hingen Spinnweben und Staubfäden, außer ein paar alten Autoreifen und Stühlen mit gebrochenen Lehnen oder Füßen wies nichts auf die Bewohner hin. Ich stieg Steintreppen zum Erdgeschoss empor. An der Tür dort lauschte ich zunächst. Nichts war zu hören. Also drückte ich sacht die Klinke und stand in einem Empfangsraum. Auch dort war niemand.
    Der Raum war die Scheußlichkeit eines Gestalters, dessen Hirn unter dem Dauerbeschuss von Speed und Alkohol nur noch Kontrastflächen für vorüberhuschende weiße Delirmäuse ersinnen konnte. Der Teppichboden war satt lila, und die Empfangstheke mit ihrem roten Hochglanzverschlag mutete wie das Gestänge eines abgestürzten und anschließend ausgebrannten Shuttles an, das sich durch das Fenster hindurch in die gegenüberliegende Wand gebohrt hatte. Dass die Assoziation dem entsprach, worum es dem Einrichter zu tun war, verstand man spätestens dann, wennman den in roten Plastiklettern luftig montierten Schriftzug Rocket Records las. Mir wurde ganz schwindlig in diesem Raum.
    Eine ebenfalls lila belegte Treppe führte nach oben. Dort hörte ich eine Männerstimme, mal keifend, mal greinend. Ich pirschte mich vorsichtig hoch. Da stand ein Mann, wie ich keinem je begegnet war.

41
    Seit dem Elefantenmenschen aus dem Film habe ich keinen ähnlichen Ausbund an Hässlichkeit mehr gesehen. Was dieser armen Sau zugestoßen war, lag auf der Hand: Motorradunfall ohne Helm. Der ganze Kopf zu Brei. Das Gesicht mutete an, als habe man bei den zusammengenähten Lappen Teile von Fremdfleisch verwendet, die da gar nicht mit hinein gehörten. Auf dem Kopf trug er eine struppige blonde Perücke. Dazu war er über die Maßen fett. Wo normalerweise die Brustmuskulatur sitzt, hingen bei ihm zwei Lappen ab. Infolge der aufgeregten Töne, die aus ihm heraus schwallten, wogte seine Fettschürze. Er trug ein Baseballshirt in den Stoffdimensionen eines Viermannzelts und eine Art Trainingshose aus schwarzem Satin.
    Ich weiß nicht, wie lange ich ihn beobachtete. Diese Gestalt und diese Fresse versetzten mich in einen Schockzustand. Zu meinem Glück war er so mit sich und seinem Telefonpartner beschäftigt, dass er mich nicht sah.
    – Das kann doch Gottverdammich nicht sein, dass keiner von den Typen aufzutreiben ist. Da draußen vorm Tor drängt sich das Frischfleisch, und keiner von den Komikern ist hier aufgekreuzt. Jetzt belagern sie das Haus, und ich kann mir noch nicht einmal mehr eine Pizza kommen lassen.
    Er schob die Perücke wie eine Mütze nach hinten und kratzte sich die Plätte.
    – Soll ich dir mal sagen, was ich gemacht habe? Ich habe das Ding abgeblasen. Wie soll ich das denn durchziehen? Normal ist, dass ich hier eine Mieze für den Empfang kriege, dass hier alles nach normaler Firma aussieht und dass Gottverdammich die Herren Juroren vorbeischauen, die sich ja dann auch die Mädels abgreifen wollen. Du hebst jetzt deinen faulen Arsch und schaffst mir Boris bei. Ich will ihn hier bei mir am Telefon haben und hören, warum das Ding derartig gegen die Wand gefahren werden musste. Klar?
    Er warf den Hörer auf die Gabel und ließ sich in eine Art Bürostuhl mit Rollen plumpsen. Eine Sonderanfertigung. Jetzt bemerkte er mich und wollte wieder hoch, aber so schnell ging das bei ihm nicht. Es blieb beim Versuch, und er ließ sich wieder nach unten fallen. Nun wurde er frech.
    – Was issen das für eine Nummer, die du hier abziehst? Fasching oder was? Oder machst du auf Edgar Wallace oder so?
    Was ich von ihm gehört hatte, war arschig genug, um jedes Mitleid sofort ad acta zu legen. Ich zog die Hundegerte aus dem Ärmel.
    – Du hältst jetzt die Schnauze und gibst mir nur höfliche Antworten, wenn du gefragt wirst, sonst vertrimm ich dirden Pansen. Ist das da oben angekommen, oder sieht es bei dir innen genau so beschissen wie außen aus?
    Er wurde bleich. Dann stieß er sich erstaunlich behände auf seinem Stuhl nach hinten ab und rollte auf sein Telefon zu. Er hatte schon die Hand ausgefahren, da war ich bereits neben ihm und zog ihm eins über die Pfote. Er presste sie sofort an den Mund und begann jammernd daran zu saugen, um sie zu kühlen.
    – Boris wer?
    Verstockt schaute er auf. Ich holte noch einmal aus.
    – Zakow, antwortete er.
    – Ist was?
    – Der Boss hier.
    – Und steckt wo?
    Jetzt schwallte wieder die Empörung aus ihm heraus.
    – Das wüsste ich doch gern! Gottverdammich !
    – Sag nicht so was, wenn du einen in

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