Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
Vom Netzwerk:
Kutte vor dir hast. Mit wem wolltest du sprechen?
    Wieder schwieg er, wieder machte ich eine Andeutung, mit meiner Gerte zuzuhauen.
    – Mit jemandem von der Oase .
    – Kannst du knicken. Wurde gestern abgefackelt. Gibt es nicht mehr.
    – Was seid ihr denn für Brüder?
    – So eine Art Opus Dei . Das Ungeziefer wird ausgerottet. Also Boris ist verschwunden?
    Er nickte.
    – Ihr wolltet hier gemeinsam Minderjährige verführen?
    Aus Empörung riss es ihn nun doch wieder ein wenig aus seinem Spezialstuhl hoch.
    – He, jetzt mach mal einen Punkt, ja! Das ist absolut nicht mein Ding.
    – Sondern?
    – Sound Engineer.
    – Das heißt?
    – Guck dir die Mädels doch an! Sehen hübsch aus, haben aber null Stimme und auch sonst kein Feeling. Also löte ich die paar brauchbaren Phrasen zusammen und mache einen richtigen Song daraus. Anschließend knipsen wir noch ein paar hübsche Fotos fürs Cover, und sie dürfen draußen als Stars posieren …
    – … bis sie ohne einen Cent im Puff landen.
    Er zog eine beleidigte Schnute.
    – Ich mache hier nur meine Arbeit und die ziemlich gut.
    – Das, lieber Freund, schaue ich mir lieber erst mal an, bevor ich dir glaube.
    Ich öffnete die Schubladen des Schreibtischs, fand aber nirgendwo ein Stück Schnur.
    – Tut mir Leid, aber das Ding hält an dir auch so.
    Mit diesen Worten zog ich ihm die Kordel aus seiner Trainingshose und band ihm die Hände hinter der Stuhllehne zusammen. Wenn er abhauen wollte, musste er die Treppe hinunter fahren. Spätestens da würde sich der Fleischberg alle Knochen brechen.

42
    Hinter dem Büro des Dicken befand sich das Studio. Eine kleine Bühne mit Mikrofonen war aufgebaut. Davor standen einige Stühle, wahrscheinlich für die Juroren. Hinter einer großen getönten Scheibe, durch die man vom Studio aus nicht hindurch sehen konnte, war der Technikraum. Das Reich des Dicken war vollkommen fensterlos, so dass es wie in einer feuchten Tennissocke roch. Das Mischpult hatte die Dimensionen eines französischen Doppelbetts, daneben und darüber türmten sich Bandmaschinen, elektronische Aufnahmestationen und Computermonitore. In einen mülltonnengroßen Papierkorb waren Pizzaschachteln und Schokoriegel-Hüllen gestopft. Jeder freie Zentimeter des Raums war mit Fotos zugepinnt. Danke Peter! Superarbeit! war auf die Fotos gekrakelt. Auf einen Zinnteller war World Class Producer Peter Stoltzenburg graviert. Er hatte mir also die Wahrheit gesagt, er war der Technikknecht, eine Frank Farian-Type, der aus Scheiße Gold machte, ein wabbeliges Weichtier in seinem Apparatebau.
    Ich öffnete den Blechschrank an der Hinterwand. Säuberlich nebeneinander sortiert waren mobile Festplatten mit den Projekten gestapelt, die er abgewickelt hatte. Ich musste gar nicht lange suchen: Unter S war Sister Sox I – III aufgereiht. Ich sah noch einmal die Fotos durch und wurde bald fündig: Pia, eine Kusshand andeutend, war abgebildet. Bussi, Peter! hatte sie darunter geschrieben. Diese Vorstellung wollte ich bei mir erst gar nicht wirken lassen, sie war eklig, außervielleicht für Hexen, die mit dem Arsch des Teufels poussieren. Trotzdem hieß Pias Gruß zumindest so viel, dass der Mann sein Metier beherrschte. Ich riss das Foto ab.
    Als ich das kleine Büro wieder betrat, saß der Dicke mit dem Rücken zu mir.
    – Hallo Peter, sagte ich.
    Er drehte sich sofort um. Seine Identität war also zweifelsfrei geklärt. Ich hielt ihm das Foto vor.
    – Wann hast du sie zuletzt gesehen?
    Ein Lächeln huschte über seine zerklüftete Fresse.
    – Oh, Pia. Ziemlich genau vor einem dreiviertel Jahr haben wir die letzte CD aufgenommen. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen.
    – Und was gibt es da zu grienen?
    – Pia war richtig gut. Ein Supertalent. Ich würde gern wieder mit ihr arbeiten.
    – Kannst du vergessen.
    – Was hast du denn da mitzureden?
    – Sie ist meine Nichte. Und jetzt ist sie verschwunden. Ihr habt sie durch die Mühle gedreht, kaputt gemacht. Sieh dich mal im Spiegel an, dann weißt du, wie es in ihr drinnen aussieht. Wenn sie überhaupt noch lebt.
    Stoltzenburg schwieg. Er leckte sich die Lippen.
    – Wo finde ich Zakow? Wo wohnt er?
    Stoltzenburg schwieg immer noch. Sein Blick war unverwandt auf die Tür gerichtet. Wenn ich richtig darin las, würde ich gleich Probleme bekommen. Ich beugte mich nach vorne, fasste seinen Drehstuhl an den Armlehnen, riss ihn herum und wuchtete ihn Richtung Tür. Der Stuhlbeschleunigte auf dem glatten Parkett und traf den

Weitere Kostenlose Bücher