Skalpell Nr. 5
School.«
»Was?«
Sie sprach lauter. »Sie sind Footballcoach an einer High School.«
Er grinste. »Unter anderem. Hauptsächlich arbeite ich für meine Frau.«
Manny sah ein Messer in seiner Hand aufblitzen und wurde von Panik erfasst. »Elizabeth wollte Sie verschonen«, sagte er. »Pete mussten wir töten – er wusste zu viel –, aber sie meinte, Sie und Jake könnten am Leben bleiben, Sie beide hätten nur mit der Rumschnüffelei aufhören müssen. Es war ein sentimentaler Fehler von uns, aber einer, den wir nicht noch einmal machen werden«, zischte er und trat einen Schritt auf sie zu.
»Hilfe!« Mannys Schrei hallte von den Stahlflächen wider. » Hilfe! « Jake, Rose, Kenneth, Mycroft – sie sah sie alle vor ihrem geistigen Auge und fühlte die Kraft ihrer Liebe.
Sie schrie auf und rammte ihm die Rollbahre so fest in den Körper, dass er rückwärts zu Boden taumelte und einen Moment benommen liegen blieb.
»Du kleines Miststück!«, brüllte und rappelte sich mühsam wieder hoch.
Sie duckte sich hinter die erste Reihe von Metallfächern und stolperte auf ihren hochhackigen Pumps weiter. Sie zog die Schuhe aus, registrierte geistesabwesend, dass es dieselben waren, die sie zu der Verhandlung im Fall Carramia getragen hatte, und behielt sie in der Hand, während sie sich den Leichenkühlfächern näherte. Sie packte den Griff von einem Fach, öffnete die Tür, kletterte auf die Metallwanne und zog die Tür von innen zu. Eine Leiche starrte sie aus halb verwesten Augen an, und sie grub die Fingernägel in die Handflächen, um nicht laut aufzuschreien.
Sie hörte Markis näher kommen. »Wo steckst du, Miststück?«
Innen waren die Fächer nicht voneinander abgetrennt. Manny konnte sich zwischen den vielen Flachwannen hin und her bewegen. Das einzig Störende waren die Leichen. Vielleicht wusste Markis das nicht. Sie schob sich auf eine andere Flachwanne, deren Inhaber von einem Tuch bedeckt war. Markis öffnete die Tür von dem Fach, das sie gerade verlassen hatte. »Lange kannst du dich nicht verstecken«, knurrte er. Sie spürte, wie wütend er über sein Missgeschick war.
Sie kroch eine Ebene höher auf eine andere Flachwanne, und das Brummen der Kühleinheit überdeckte das Geräusch. Ihre Kleidung war von Verwesungsflüssigkeit durchtränkt und der Gestank von faulendem Fleisch fast unerträglich.
Sie hörte Markis näher kommen und krabbelte hastig in ein leeres Fach auf der anderen Seite der Kühleinheit. Ein anderes Schubfach wurde geöffnet und wieder zugeknallt. Sie schlich ein Fach weiter. Als es plötzlich geöffnet wurde, konnte sie Markis in der Dunkelheit kaum sehen.
Doch dann legten sich seine Hände um ihre Kehle – eiskalte Hände, Leichenhände –, und er würgte sie. »Das ist noch viel besser«, flüsterte er. »Keine Stichwunde, keine Spuren. Ich steck dich in einen Leichensack, dann fällst du unter den anderen Toten gar nicht auf und wirst wie sie anonym beerdigt.«
Markis’ Finger drückten fester zu. Manny war benommen und bekam keine Luft mehr. Sie ließ einen Schuh fallen, packte den anderen aber mit letzter Kraft umso fester und rammte Markis den Absatz oben in den Schädel. Metall traf auf Knochen. Er stöhnte auf, und sie spürte seine Hände erschlaffen. Warmes Blut tropfte ihr von seinem Kopf ins Gesicht. Er taumelte rückwärts ins Licht und sank dann langsam zusammen, wobei ihr sündhaft teurer Stiletto noch immer fest in seinem Schädel steckte. Sie schnappte gierig nach Luft, atmete erneut tief ein, schloss die Augen.
Ein Geräusch. Ein Schwall warme Luft. Sein Atem? Nein, Luft, die aus dem Korridor hereinströmte. Ein Arzt kam humpelnd auf sie zu, dicht gefolgt von zwei Wachmännern des Bellevue. »Alles in Ordnung?«, fragte er und starrte sie aus angstgeweiteten Augen an. »Dr. Rosen hat mir gesagt, ich soll Ihnen folgen, aber ich bin zuerst zur neuen Leichenhalle, nicht zu dieser hier.« Sie brachte ein Lächeln zustande. Wally, so vermutete sie.
Kenneth kam hereingerannt, flüsterte die Worte »Product Placement« und fiel in Ohnmacht. Dann erschien endlich Jake in der Tür, und seine Freude war wohltuender als alles andere. Er machte einen Schritt auf sie zu, streckte die Arme aus. Sie wehrte ihn mit gespielter Empörung ab.
»Ich weiß ja, dass du zu deiner eigenen Beerdigung zu spät kommen würdest. Aber hättest du nicht wenigstens versuchen können, zu meiner pünktlich zu sein?«
30
S pinoza hatte recht: Ehrgeiz ist eine Form von
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