Skandal auf Sardinien (Julia Extra) (German Edition)
Kehle eng werden ließ. Hastig wandte sie den Blick wieder ab und hob den Korb mit Blumen auf, den sie neben sich abgestellt hatte.
„Vielleicht könnten Sie mir sagen, wie weit es von hier zu Peveril House ist?“
„Ungefähr fünf Meilen. An der Abzweigung hinter der Kirche sehen Sie ein Hinweisschild auf das Hotel“, sagte sie.
„Essen Sie heute Abend mit mir?“
„Aber ich kenne Sie gar nicht.“
„Nutzen Sie die Gelegenheit.“
„Nein … vielen Dank. Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“
Andere Männer gaben normalerweise bei dem ersten Anzeichen eines Misserfolgs auf. Seine Forderung nach einer Erklärung verwunderte sie. „Nun, ich …“
„Ein fester Freund?“
Gwenna schüttelte den Kopf und wünschte sich, es würde ihr leichterfallen zu lügen. „Nein, aber …“ Sie presste die Lippen zusammen, neigte den Kopf und verstummte.
Sie hatte die einzige Entschuldigung verneint, die Angelo vielleicht akzeptiert hätte. Doch selbst mit einem festen Freund hätte er einen neuerlichen Versuch gewagt, weil er noch nie eine Frau getroffen hatte, die seinen Angeboten hatte widerstehen können.
„Entschuldigen Sie mich“, murmelte sie noch einmal.
Ungläubig blickte Angelo ihr nach. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen. Er musste wissen, ob sie sich noch einmal nach ihm umdrehte. Sie tat es nicht.
Immer noch ein wenig aufgebracht, befestigte Gwenna die Hundeleine an der hölzernen Bank neben dem Eingang der kleinen Dorfkirche und betrat den kühlen dunklen Innenraum des Gotteshauses. Jake und Freddy unterhielten sich munter, während sie die Blumen für die morgige Taufe arrangierte.
Es war schon einige Zeit her, dass jemand sie zu einem Rendezvous eingeladen hatte. Sie lernte nur selten neue Menschen kennen. Sie verstand nicht, warum sie so durcheinander war. Oder warum sie das seltsame Verlangen verspürte, durch die Tür hinauszuspähen, ob der attraktive Fremde noch da war. Was er natürlich nicht sein würde. Wahrscheinlich war er längst auf dem Weg zu dem unglaublich exklusiven Peveril House Hotel, in dem möglicherweise eine internationale Konferenz oder etwas in der Art stattfand. Seine Aussprache einiger Worte ließ sie vermuten, dass Englisch nicht seine Muttersprache war.
Doch was ging sie das an? Warum dachte sie überhaupt darüber nach? Mit einer ungeduldigen Geste strich sie einige der vorwitzigen blonden Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten. Vor ihrem geistigen Auge tauchte erneut das Gesicht des Fremden auf. Unwillkürlich musste sie lachen. Gut, sie war eine Frau und ein Mensch und hatte einem atemberaubend gut aussehenden Mann gegenübergestanden. Allerdings war er nicht ihr Typ. Auf sie hatte er zu arrogant und glatt gewirkt. Sie mochte offene freundliche Männer mit einer kreativen Ader. Zusammen mit braunem Haar und funkelnden grünen Augen, ging es ihr durch den Kopf, wäre das die Beschreibung ihres perfekten Traummannes.
Knapp eine Stunde später lieferte Gwenna die Zwillinge bei deren Mutter ab. Sie kannte Joyce Miller gut, die beiden Frauen hatten über ein Jahr lang gemeinsam in der Gärtnerei gearbeitet.
„Komm doch noch herein“, bat die hochschwangere Rothaarige. „Ich koche uns einen Tee.“
„Es tut mir leid, ich kann nicht.“
Joyce warf ihr einen schiefen Blick zu. „Zerrt die böse Hexe wieder an deiner Kette?“
Traurig zuckte Gwenna die Schultern. „Im Haus meines Vaters sind noch ein paar Dinge zu erledigen.“
„Aber du wohnst doch gar nicht da.“
Schon vor ein paar Jahren war Gwenna in die kleine Wohnung über dem Büro der Gärtnerei eingezogen. Die Unterkunft war recht spartanisch, aber Unabhängigkeit und Frieden waren den Preis wert. „Die Arbeit macht mir nichts aus. Für Dad ist morgen ein besonderer Tag.“
„Und für dich auch“, sagte Joyce. „Deine Vorfahren haben Massey Manor erbaut. Es war das Zuhause deiner Mutter.“
Gwenna lachte und schüttelte den Kopf. „Das liegt über eine Generation zurück. Es ist zu schade, dass keiner aus meiner Familie Talent zum Geldverdienen besaß.“
„Ich denke, du hast Unglaubliches geleistet. Du hast die Einheimischen zusammengebracht und viele gute Ideen beigesteuert, wie Geld für die Restaurierung der Gärten gesammelt werden kann.“
„Der Dank gebührt meinem Vater. Mit seinen überzeugenden Worten und seinen fantastischen Geschäftsbeziehungen hat er die großen Spenden an Land gezogen. Ohne seine Hilfe wären wir nie so weit
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