Skandal auf Sardinien (Julia Extra) (German Edition)
abgelaufen“, sagte Carmelo Zanetti. „Du bist mein nächster Verwandter, und ich habe dich dein ganzes Leben lang im Auge behalten.“
„Davon habe ich nichts gemerkt“, erwiderte Angelo unbeeindruckt.
„Vielleicht bin ich cleverer als du denkst. Vielleicht kommst du auch noch zu dem Schluss, dass du tief in deinem Herzen mehr mit mir gemeinsam hast, als du zugeben willst.“
Angelo schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das glaube ich wirklich nicht.“
Einen Korb mit Blumen im Arm verfolgte Gwenna die beiden kleinen Jungen über den matschigen Feldweg. Die knurrenden Geräusche, die sie in ihrer Rolle als Bär von sich gab, brachten Freddy und Jake zum Kichern. Zusammen mit Gwennas Hund Piglet, einer kleinen rundlichen Promenadenmischung, der sich an ihre Fersen geheftet hatte, bildeten sie ein recht lautes Quartett. Das Klingeln eines Mobiltelefons unterbrach ihr Gelächter. Nur zögernd zog Gwenna das Handy aus ihrer Tasche.
„Ich wette, es ist wieder die böse Hexe“, prophezeite Freddy düster.
„Pst!“, bat Gwenna den Jungen und wünschte inständig, die Mutter der beiden würde vor ihren Kindern mehr auf ihre Worte achten.
„Mummy hat zu Daddy gesagt, du wirst nie einen Mann bekommen, solange die böse Hexe da ist. Brauchst du denn einen?“, fragte Jake ernst.
„Natürlich braucht sie einen … um Babys zu bekommen und die Glühbirnen zu wechseln“, erklärte Freddy seinem Bruder in überlegenem Tonfall.
„Höre ich da etwa Kinder im Hintergrund?“, fragte Eva Hamilton am anderen Ende der Leitung scharf. „Hast du dir wieder Joyce Millers Bengel aufhalsen lassen?“
Gwenna legte einen Finger auf die Lippen und warf den Zwillingen einen flehenden Blick zu. „In einer knappen Stunde bin ich bei dir“, wich sie der Frage aus.
„Weißt du überhaupt, wie viel noch getan werden muss?“
„Ich dachte, die Cateringfirma …“
„Ich spreche vom Putzen“, unterbrach ihre Stiefmutter sie säuerlich.
Beinahe wäre Gwenna zusammengezuckt. Die ganze letzte Woche schien in einem Nebel aus Arbeit zu versinken. Durch ihre Arbeit in der Gärtnerei war sie an körperliche Anstrengung gewöhnt, aber jetzt litt sie unter ernsthaften Rückenschmerzen. „Habe ich eine Stelle übersehen?“
„Auf den Möbeln setzt sich wieder Staub ab, und die Blumen im Salon verwelken“, erklärte Eva anklagend. „Ich will, dass morgen alles perfekt ist für deinen Vater. Also kümmere dich heute Abend darum.“
„Ja, natürlich“, seufzte Gwenna, aber die Leitung war bereits tot. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass die endlosen Vorbereitungen einem guten Zweck dienten. Morgen war der große Tag ihres Vaters. Unermüdlich hatte Donald Hamilton Spendengelder gesammelt, die für die Instandsetzung der überwucherten Gärten von Massey Manor benötigt wurden. Die Gärten waren von einem berühmten Gartenbauer des neunzehnten Jahrhunderts angelegt worden. Und der kleine Ort in Somerset, im Südwesten Englands, konnte zahlungskräftige Touristen wirklich gut gebrauchen, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Alle bedeutsamen Persönlichkeiten des Ortes sowie die Presse würden anwesend sein, wenn Donald Hamilton die lange verschlossenen Tore des alten Anwesens öffnen und damit symbolisch die erste Phase der Bauarbeiten einläuten würde.
„Die böse Hexe stiehlt immer dein Lächeln“, beschwerte Freddy sich.
„Ich bin ein Bär, und Bären lächeln nicht“, entgegnete Gwenna und schlüpfte erneut in ihre Rolle. Doch kaum hatten die Jungen wieder angefangen, über ihre Grimassen zu kichern, da versetzte Piglets lautes Bellen sie in Angst und Schrecken.
„Oh nein!“, stöhnte Gwenna und stürmte los. Ihr kleiner Hund hatte offensichtlich ein Opfer gefunden. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie ihn nicht angeleint hatte. Sein erster Besitzer hatte ihn auf einer Landstraße ausgesetzt, wo der kleine Hund von einem Auto angefahren worden war. Infolgedessen hatte Piglet eine enorme Antipathie gegenüber Autos entwickelt und begegnete vor allem männlichen Fremden sehr aggressiv. Zum Glück für ihn war er so klein, dass die meisten Menschen seinen Angriff als Scherz und nicht als Gefahr auffassten.
„Piglet … nein!“ Ihr Haustier umtanzte lauthals bellend einen sehr großen dunklen Mann, der neben dem Eingangstor zum Friedhof stand.
Trotz des Sonnenscheins und der unleugbar malerischen ländlichen Umgebung war Angelo nicht gerade guter Laune. Das hochmoderne Satellitennavigationsgerät,
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