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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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geschrieben zu haben, aber es war ebenso falsch von ihm, ihr in der Öffentlichkeit eine Zurechtweisung zu erteilen! Ich - ich nenne es eine verdammt unhöfliche Art, das zu tun, denn er muss beabsichtigt haben, dass sie in den Boden versinkt! Außerdem hätte ich das nicht von ihm gedacht! Ich dachte, er wäre ein erstklassiger Mann - ein regelrechter Prachtkerl. Oh Gott, wenn sie es ihm nur erzählt hätte! Ich hatte beabsichtigt, ihn ebenfalls zu besuchen! Ich werde es jetzt natürlich nicht tun, denn was immer sie auch tat, ich stehe auf Phoebes Seite, und das würde ich ihm auch sagen!"
    „Nein, ich würde ihn jetzt noch nicht besuchen", sagte Georgiana, die ihn mit warmer Zustimmung betrachtete.
    „Er ist ein Prachtkerl, aber ich fürchte, er ist voll finsterem Grimm. Er hätte sich sonst vergangenen Abend nicht so ungebührlich benommen, wie Sie wissen. Arme Phoebe! Ist sie sehr niedergeschlagen?"
    „Nun, sie war in einer verteufelten Verfassung, als ich kam", erwiderte Tom. „Es schüttelte sie wie einen Pudding!
    So geht es ihr, wissen Sie, wenn sie außer Fassung gebracht ist, aber sie fühlt sich jetzt besser, wenn auch ziemlich erschöpft. Die Sache ist die, Lady Ingham, sie will, dass ich sie nach Hause bringe!"
    „Sie will, dass Sie sie nach Hause bringen?", rief Lady Ingham aus. „Unmöglich! Das kann nicht stimmen!"
    „Ja, aber doch", beteuerte Tom. „Sie will es, da sie Ihnen wie sich selbst Schande bereitet hat. Und sie sagt, sie möchte lieber Lady Marlow ins Antlitz blicken als irgendjemandem in London, und auf jeden Fall hätte sie Austerby nicht lange zu ertragen, denn sobald diese Verleger ihr das Geld aushändigen - ich meine, sobald sie bezahlen! -, wollen sie und Sibby zusammen irgendwo in einem Landhäuschen leben.
    Sie beabsichtigt, sofort einen weiteren Roman zu schreiben, weil man ihr dafür schon sehr viel Geld angeboten hat!"
    Die Enthüllung dieses grausamen Planes wirkte beängs-tigend auf Mylady. Zu Toms Bestürzung stieß sie ein Ächzen aus und fiel mit geschlossenen Augen in ihre Kissen zurück.
    Belebt durch Riechsalz, das unter ihrer Nase geschwenkt, und durch Eau de Cologne, das auf ihre Stirn getupft wurde, gewann sie wieder genug Kraft, um Tom zu sagen, dass er Phoebe sofort holen solle. Georgiana, die den zweifelnden Blick, den er ihr zuwarf, auffing, nahm ihr Retikül und kündigte an, dass sie sich verabschieden wolle. „Ich nehme an, sie wird mich lieber nicht treffen wollen, nicht wahr?
    Ich verstehe das vollkommen, aber bitte versichern Sie ihr meine absolute Zuneigung, Mr Orde, und versichern Sie ihr auch, dass ich noch immer ihre Freundin bin!"
    Die Aufgabe, Phoebe zu überreden, die elegante Welt Londons gegen die von Paris einzutauschen, war nicht leicht.
    Vergebens erklärte ihr Mylady, wenn irgendeine boshafte Klatschbase die Geschichte ihrer Demütigung an eine Freundin in Paris geschrieben hätte, könnte man es leugnen; vergebens versprach sie ihr sogar, sie König Louis vorzustellen; vergebens beschrieb sie in den glühendsten Farben den Charme und die Fröhlichkeit der französischen Gesellschaft: Phoebe zitterte bei jeder Schilderung. Tom, der von der Witwe angefleht wurde, zu versuchen, was er erreichen könne, hatte noch weniger Erfolg. Indem er einen erfrischenden Ton anschlug, sagte er Phoebe, sie müsse ihren Katzenjammer abschütteln und versuchen, wieder zu sich zu kommen.
    „Wenn ich nur nach Hause fahren könnte!", sagte sie un-glücklich.
    Das, sagte Tom, wäre unsinnig, denn sie würde sich auf Austerby nur zu Tode langweilen. Was sie tun müsse, wäre, sich die Angelegenheit aus dem Kopf zu schlagen - auch dächte er, sie sollte vielleicht einen höflichen Brief der Entschuldigung aus Paris an Salford schreiben. Danach könnte sie sich ruhig fühlen, denn sie wäre nicht monatelang gezwungen, ihn wieder zu treffen, wenn Lady Ingham ein Haus in Paris mietete, wie sie es beabsichtigte.
    Aber die einzige Wirkung dieser ergreifenden Rede war, dass Phoebe in Tränenfluten gebadet das Zimmer verließ.
    Es wurde dem Squire überlassen, sie zu einer ergebeneren Gemütsverfassung zu bringen, was er sehr einfach zustande brachte, indem er ihr sagte, sie schulde es ihrer Großmutter, der sie so viel Mühe verursacht hatte, Mut zu fassen und das zu tun, was sie wünschte. „Denn es ist meine Überzeugung", sagte der Squire schlau, „dass sie ebenso ihretwegen wie deinetwegen gehen will. Ich muss sagen, ich hätte auch gern, dass Tom einen

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