Skandal im Ballsaal
Vorhänge waren halb vor die Fenster gezogen; ein starker Duft von Räucheressenzen durchzog die Luft; und eine hagere Figur kam nach vorn und zischte, Mylady dürfe nicht gestört werden.
„Sind Sie es, Georgiana?", fragte Witwe Ingham schwach vom Sofa her. „Ich fühle mich zu schlecht, um jemanden zu empfangen, aber ich vermute, Sie sind entschlossen, hereinzukommen, was immer ich auch sage. Niemand kümmert sich darum, wie bald ich ins Grab gebracht werde! Stellen Sie einen Sessel für Mrs Newbury her, Muker, und lassen Sie uns allein!"
Die grimmige Kammerfrau gehorchte missbilligend diesem Befehl; und Georgiana schritt, nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, zum Sofa hin, setzte sich daneben nieder und sagte schmeichelnd: „Ich bin nicht gekommen, Sie zu quälen, Madam - nur, um Ihnen zu helfen, wenn ich kann!"
„Keiner kann mir helfen", sagte die Leidende mit furchtbarer Resignation. „Ich brauche nicht zu fragen, ob es in der ganzen Stadt verbreitet ist!"
„Nun, ich glaube, es ist so", sagte Georgiana offen. „Charlotte Retford besuchte mich heute Morgen, und ich muss gestehen, sie sagt, dass die Leute reden. Sie beschrieb mir, was vergangenen Abend geschah und - oh, ich dachte, ich müsse Sie besuchen. Selbst wenn Phoebe dieses Buch wirklich geschrieben hat, mag ich sie noch immer, und was Lion auch sagen mag, man solle sich nicht einmischen - wenn ich ihr helfen kann, will ich es tun!"
„Ich denke, jetzt wird keiner mehr bezweifeln, dass sie es schrieb", sagte Lady Ingham. „Wenn ich an all das denke, was ich für sie vergangenen Abend tat, indem ich sogar Sally Jersey überzeugte, dass die ganze Sache ein Schwindel sei, der von dieser Gans, Janthe Rayne, ausgestreut wurde ... Wo ist mein Riechsalz?"
„Warum schrieb sie es, Madam?", fragte Georgiana. „Man möchte glauben, sie müsse Sylvester verabscheuen, aber das tut sie nicht!"
Witwe Ingham klärte sie auf, während sie ihr Riechfläschchen an die Nase hielt. Danach nahm sie ein Schlückchen Hirschhorngeist und Wasser und legte sich mit geschlossenen Augen zurück. Mrs Newbury saß einige Minuten in Nachdenken versunken da und meinte dann: „Ich würde nicht glauben, dass Sylvester sie verraten wird, was immer sie auch zu ihm gesagt haben mag."
„Sie verriet sich selbst! Indem sie ihn in der Mitte der Tanzfläche stehen ließ! Ich tat mein Bestes, Georgiana, aber was hätte es für einen Sinn zu sagen, ihr wurde übel, als Sylvester dastand und wie der Teufel dreinblickte? Ich werde ihm nie vergeben, nie! Sie dort so außer Fassung zu bringen!
Der Himmel weiß, ich entschuldige das Kind nicht, aber was er tat, war schlecht! Und ich kann nicht einmal aus der Überlegung Trost gewinnen, dass sie ihn zur Zielscheibe des Spottes gemacht hat, denn sie vernichtete sich selbst, indem sie es tat!", sagte Witwe Ingham.
„Er muss sehr zornig gewesen sein", sagte Georgiana mit einem Stirnrunzeln. „Zu böse, um zu bedenken, welche Folgen es haben könnte, wenn er sie in der Öffentlichkeit vernichtete. Denn es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, wissen Sie, Madam. Nichts erregt mehr seinen Widerwillen als Mangel an Benehmen! Ich frage mich, ob Lion nach alldem recht hatte."
„Sehr unwahrscheinlich!", schnauzte Mylady.
„Nim, das dachte ich auch", stimmte die zärtliche Gattin des Majors zu. „Er sagte, es wäre eine Angelegenheit zwischen den beiden. In der Tat ging er eine Wette mit mir ein, weil ich nicht zugeben wollte, dass es so ist. Ich weiß genau, wie Sylvester sich benimmt, wenn er eine seiner üblichen Liebeleien beginnt, und es war überhaupt nicht so. Kann es sein, dass er eine ernste Zuneigung gefasst hatte?"
Lady Ingham schneuzte sich. „Ich hielt es für so gut wie abgemacht!", enthüllte sie. „Mein Herzenswunsch, Georgie!
Alles war in so ausgezeichnetem Lauf, und alles ist mit einem Schlag zerstört! Kann ich es wagen anzunehmen, dass seine Zuneigung ihr gegenüber wieder erwacht? Nein!"
Georgiana, die an die weisen Bemerkungen Lions dachte, war froh, dass Lady Ingham ihre Frage selbst beantwortet hatte. „Erledigt!" hatte der Major gesagt. „Wie schade!
Nettes kleines Mädel, dachte ich. Jetzt wird er ihr natürlich keinen Heiratsantrag mehr machen. Sie hätte keinen siche-reren Weg finden können, ihn zu vertreiben, als ihn lächerlich zu machen."
„Was man tun kann, weiß ich nicht!", sagte Mylady. „Es ist sinnlos, mir zu sagen, sie solle es unverschämt behaupten: sie ist nicht die
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